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"Was soll der Scheiß?!"

"Du hast schon genug getrunken", erklärt er unbeirrt.

Mir kommt gar nicht in den Sinn, ihn über meine Drinks aufzuklären, so sauer bin ich.

"Und wer entscheidet das? DU?!" Fassungslos schüttle ich den Kopf.

"Du solltest mir lieber danken."

"Dir danken?", meine Stimme überschlägt sich. Das ist ja wohl die Höhe! "Etwa dafür, dass du mir den Abend versaut hast?!"

Ungläubig weiten sich seine Augen, während er aufgebracht in Richtung Bar weist. "Der Typ wollte dir an die Wäsche, Emma!"

"Und woher willst du wissen, dass ich etwas dagegen gehabt hätte?!", trotzig schiebe ich mein Kinn vor. Doch ich bluffe bloß. Steve ist ein netter Typ und dennoch ist in keiner Sekunde des Abends der Funke übergesprungen.

Wütend ballt Basti seine Hände zu Fäusten, während sein Kiefer mahlt. Schnell wendet er den Blick ab.

Verächtlich schnaube ich: "Außerdem geht dich das 'nen Scheißdreck an! Du bist weder mein Vater noch mein Freund."

"Nein, aber du bist die beste Freundin meiner kleinen Schwester", presst er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Vielen Dank für die Info", fauche ich. "Aber nur, um dir ebenfalls ein Update zu verpassen: Ich brauche keinen Beschützer, ich kann gut genug auf mich selbst aufpassen!" Mit diesen Worten drehe ich mich um, um zur Bar zurückzumarschieren.

"Achja?!" ruft er mir höhnisch hinterher. "Dann pass diesmal auch vor dir selbst auf. Nicht dass dein Mund im Suff aus Versehen wieder auf jemand anderem landet und du es danach bereust!"

Wie betäubt rutschen meine Finger von dem Messinggriff, während ich mich zu ihm zurückdrehe. Seine Worte peitschen mir wie ein Schlag ins Gesicht und lassen mich nach Luft schnappen.

"Du bist so ein Arschloch!", zische ich schließlich, während mir Tränen in die Augen schießen. Im Nu bin ich wieder bei ihm und verpasse ihm eine saftige Ohrfeige, die in der engen Gasse widerhallt.

Dann stürme ich davon, diesmal jedoch nicht in Richtung Bar zurück, sondern blind die Straße hinunter, weg von ihm.

"Emma! Scheiße", höre ich ihn schuldbewusst fluchen. "Emma, warte! Du hast nicht einmal eine Jacke an!" Seine Schritte ertönen hinter mir auf dem Kopfsteinpflaster, was meine eigenen beschleunigen lässt.

"Hau ab!", schluchze ich, ohne die Tränen aufhalten zu können, die sich bereits ihren Weg über meine Wangen bahnen.

"Verdammt, es tut mir Leid." Ich bin nicht weit gekommen, als seine Finger sich bereits um mein Handgelenk schließen. "Es tut mir so Leid, Emma", wiederholt er mit einem Flehen in der Stimme, während er mich an seine Brust zieht und beschützend die Arme um meinen Körper schlingt.

"Bitte lass mich in Ruhe", flehe ich aus Angst um mein zerbrechliches Herz. Jedoch mit weit weniger Nachdruck als erhofft. Meine rechte Hand liegt auf seiner Brust, könnte ihn von mir wegdrücken. Doch ich bin es Leid, immer Widerstand zu leisten. Deshalb klammert sie sich stattdessen an seinem Kragen fest.

"Und wenn ich das nicht kann?", seine Stimme klingt leise, verletzlich. Sanft hebt er mein Kinn an, sodass ich gezwungen bin, ihm in die Augen zu sehen. "Was, wenn ich dich nicht in Ruhe lassen kann? Wenn ich etwas dagegen habe, dass ein anderer dir an die Wäsche geht?"

Seine Verzweiflung ist zum Greifen nah und berührt mein Herz. Erfüllt es mit Hoffnung und reißt es mit sich in einen Wirbelsturm der Gefühle.

Mit beiden Händen umfasst er sanft mein Gesicht, während seine Stirn gegen meine sinkt.

"Emma", raunt er mit kehliger Stimme. 

Das Blut raucht in meinen Ohren, während mein Puls in die Höhe schnellt und mein Atem flacher wird.

Langsam nähert sich sein Mund meinem, zögerlich. Hält dabei immer wieder inne um meine Reaktion abzuwarten. Gibt mir die Chance, mich von ihm loszureißen. Aber ich kann nicht. Bin so gefangen von meiner Sehnsucht nach ihm, dass ich mich nicht bewegen kann.

Und dann endlich berühren seine Lippen meine. Streichen federleicht über sie, bevor sie mir wieder Raum lassen. Unser beider Atem zittert vor Aufregung, als sich unsere Blicke wieder treffen. Der Moment ist so zerbrechlich und zart, dass mir erneut Tränen hinter den Augen brennen.

Er mustert mich aufmerksam. Überzeugt sich davon, dass er mich nicht bedrängt. Wie von selbst wandert meine Hand als Antwort zu seinem Hinterkopf, vergräbt sich in seinem Haar ohne dabei unseren Blickkontakt zu unterbrechen.

Das scheint ihm neuen Mut zu verleihen. Als er sich diesmal zu mir hinunterbeugt und sich unsere Münder berühren, zieht er meine Unterlippe behutsam zwischen seine, liebkost sie zärtlich.

Mir entweicht ein leises Stöhnen. Dann ziehe ich ihn weiter zu mir herunter, während er mich gleichzeitig näher an seinen warmen Körper presst.

Der Kuss vertieft sich, wird leidenschaftlicher. Je öfter unsere Lippen sich vereinen und einander erkundigen, desto mehr schwindet unsere beidseitige Unsicherheit und wir nehmen Fahrt auf.

Ein hungriges Grollen entrinnt seiner Kehle, bevor er mich plötzlich unerwartet an der Hüfte packt und hochhebt. Meine Beine schlingen sich um seine schmale Taille, als ich auch schon mit dem Rücken gegen eine Backsteinmauer gedrückt werde, ohne dass wir voneinander ablassen können. Keuchend klammere ich mich an seinen breiten Schultern fest, während Schnee auf uns hinunterrieselt. Doch wir bemerken es kaum, zu sehr sind wir mit uns selbst beschäftigt.

Unsere Körper passen perfekt zusammen, sodass wir zu einer Einheit verschmelzen. Er ist Wachs in meinen Händen und ich zerfließe in seinen. Die Flamme, zuerst klein und flackernd wächst zu einem lichterlohen Feuer, dass uns von innen heraus wärmt und schließlich mit Haut und Haar versengt.

Sparkling eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt