56. Kapitel

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Es tat gut wieder zu Hause zu sein.

Meine Mutter stand neben mir in der Küche und quetschte mich schon die ganze Zeit über Fred aus. Ich hatte ihr bereits nach den Sommerferien letztes Jahr, nach meinem ersten Jahr in Hogwarts, ausführlich erzählt, wie wir uns kennengelernt und wie sich unsere Freundschaft (besser gesagt  Freundschaft mit Küssen) entwickelt hatte. Doch nun wollte sie mehr über unsere Beziehung wissen und schien sich für mich zu freuen, als ich ihr mitteilte, dass ich mehr als nur glücklich war.

"Hast du dich denn schon entschieden, ob du nach deinem Schulabschluss bei ihm in London bleibst und dort im Ministerium anfängst oder ob du hier bleibst und hier ins Ministerium gehst?" fragte sie im Laufe unseres Gespräches und rührte nebenbei den Schopska Salat mit zwei Löffeln um.

Hier in Bulgarien war es üblich, dass vor jeder Hauptmahlzeit der gemischte Salat Schopska serviert wurde.

Wie ich auch schon Fred erklärt hatte, wurde vor dem Essen ebenso Rakia in Kombination mit dem Salat als Vorspeise getrunken.

Ich schüttelte seufzend den Kopf.

Meine Mutter hielt in ihrer Tätigkeit inne und sah mich stattdessen mit einem liebevollen Blick an. "Eleanor, du musst das tun, was dir dein Herz sagt. Natürlich würden dein Vater und ich uns darüber freuen, wenn du hier in Bulgarien bei uns bleiben würdest, aber ich schätze wir müssen akzeptieren, dass du langsam Flügel bekommst. Du bist fast erwachsen und bereit dein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, dass du einen Jungen wie Fred an deiner Seite hast. Er ist ein wirklich aufrichtiger Junge und ich weiß, dass du in guten Händen bei ihm bist. Ich weiß auch, dass du dir den Kopf seit Monaten wegen dieser Entscheidung zerbrichst und Angst hast, dass irgend jemand dich nicht verstehen könnte. Ich möchte nur, dass du weißt, dass wir immer hinter dir stehen werden, egal, für welche der beiden Optionen du dich entscheidest."

Meine Augen wurden glasig, während meine Mutter sprach.

Ihre Worte lösten so viel in mir aus.

Ich hatte das Gefühl, dass sie den Knoten lösten, der seit Monaten in meiner Brust existierte. Ich spürte wie die schwere Last von meinen Schultern fiel, denn meine Mutter hatte in allem recht. Tief im Inneren wusste ich bereits, welche Entscheidung mich am glücklichsten machen würde, doch ich hatte mich bis jetzt geweigert, diese Gedanken zu zulassen. Ich hatte einfach schreckliche Angst davor gehabt, wie meine Familie reagieren würde.

Meine Mutter lächelte, als sie meine wässrigen Augen sah und zog mich im nächsten Moment in ihre Arme.

Ihr vertrauter Geruch stieg mir in die Nase und schniefend vergrub ich mein Gesicht an ihrer Schulter.

"Was ist denn hier los?" fragte mit einem Mal mein Vater, der die Küche betreten hatte. "Ich glaube Eleanor hat eine Entscheidung getroffen, was ihre Zukunft betrifft" erwiderte meine Mutter, die sich wieder von mir löste.

Ihre Augen schauten mich aufmunternd an. Ich ahnte, dass sie bereits wusste, wie ich mich entschieden hatte.

Mein Vater tauschte ein Lächeln mit meiner Mutter, ehe er näher an uns heran trat. "Ich kenne deine Mutter gut genug, um mir sicher zu sein, dass sie das Richtige gesagt hat. Und ich hoffe du weißt, dass auch ich deine Entscheidung akzeptieren werde."
"Halt halt halt, warum ruft ihr mich nicht? Ich weiß zwar, wofür Eleanor sich entscheiden wird, aber ich möchte trotzdem dabei sein, wenn sie es ausspricht" meldet ich plötzlich Viktor zu Wort, der die Küche mit einer leicht gehetzten Miene betrat.
Er schien unser Gespräch gehört zu haben.
Ich verdrehte grinsend die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ dann meinen Blick über meine Familie schweifen, die mich alle erwartungsvoll anschauten, ehe ich meine Entscheidung kurz und schmerzlos verkündete:

Longing Lips | Fred Weasley Where stories live. Discover now