'Neue' Familie

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Schweigend saß ich auf dem Sofa im Wohnzimmer der Malfoys. Das restliche Treffen über ist nichts mehr passiert, zumindest hatte ich nicht mehr zugehört. Ich war einfach nur noch sprachlos und wütend.
Wütend auf mich selbst.
Nur wegen mir hat der dunkle Lord Snape getötet.
Hätte ich einfach meinen Mund gehalten wäre ich zwar gefoltert worden, aber das wäre besser gewesen als ein toter Professor Snape.

Den Anderen ging es auch nicht besser. Scabior bestand darauf, bei mir zu bleiben, anstatt nach Hause zu gehen. Draco ist nach dem Treffen sofort in sein Zimmer gerannt und ich befürchte, dass er weinte. Lucius und Narzissa sind ihm hinterhergerannt, aber nach fünf Minuten wieder zurückgekommen. Meine Mutter redete nicht mehr mit mir und meinte, sie brauche Abstand von mir. Das machte mich nur noch trauriger, aber ich konnte es ihr auch nicht verübeln. Immerhin war sie viele Jahre ihres Lebens in Snape verliebt gewesen, konnte es ihm aber nie sagen. Mein Vater sagte zu mir, es wäre nicht meine Schuld, was aber nichts half. Ich wusste ja, dass es meine Schuld war. Doch dann musste er auch schon wieder weg.
Wie immer.

„Hey Kleine, hör auf, dir solche Gedanken zu machen. Es war nicht deine Schuld, der Lord hätte es früher oder später eh rausbekommen." sagte Scabior sanft zu mir und setzte sich ebenfalls auf das schwarze Ledersofa. Starr schaute ich auf den Kamin vor mir, dieser war gerade interessanter als jegliches Gespräch. Als Scabior merkte, dass er keine Antwort bekommen würde, legte er einen Arm um mich und zog mich zu sich. Ich drückte mich an ihn und spürte wieder dieses Gefühl von Schutz, Geborgenheit und Liebe. Dieses Gefühl hatte ich nur bei ihm, wahrscheinlich weil ich sonst keine richtigen Geschwister hatte. Aber ich wollte gar keine biologischen Geschwister. Ich hatte ihn, als meinen unbiologischen Bruder, und das reichte mir.

Wir saßen bestimmt eine Stunde so da, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Doch irgendetwas fehlte mir. Als würde ein Stück meines Herzens fehlen. Und dann wusste ich, was ich jetzt brauchte.

Tom.

Abrupt stand ich auf und lief zu dem Büro meines Onkels. Vorsichtig klopfte ich an, bis ein zögerliches „Herein" ertönte. Ich stoß die Tür auf und trat langsam hinein. Lucius schaute mich verwundert an, bis er schließlich ein zaghaftes Lächeln aufsetzte.
„Brauchst du etwas, Amelia?" fragte er mich freundlich. Er mochte mich schon immer. Wahrscheinlich lag das daran, dass ich für ihn die Tochter war, die er sich insgeheim wünschte. Zumindest hatte mir das Narzissa mal erzählt.

„Ich möchte einen Brief schreiben." flüsterte ich kaum hörbar, da mir reden noch sehr schwer fiel. Mit einer Handbewegung deutete er auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, also setzte ich mich. Er legte mir ein Blatt Pergament und eine Feder hin und stellte ein Tintenfass daneben. Schließlich ließ er sich wieder in seinen Stuhl fallen und widmete sich irgendwelchen Dokumenten. Ich nahm den Federkiel in die Hand, tauchte ihn in Tinte und fing an zu schreiben.

Lieber Tom,
Ich schreibe dir, da etwas Schreckliches passiert ist. Es würde zu lange dauern, um es in diesem Brief zu schreiben, deswegen schlage ich vor, dass wir uns treffen.
Bitte antworte mir so schnell wie möglich.
Ich liebe dich!

Deine Amelia

Nachdem ich fertig war, legte ich die Feder wieder neben das Blatt und faltete es zu. Dann nahm ich mir einen Briefumschlag, den Lucius mir ebenfalls hingelegt hatte, und verpackte das Pergament ordentlich. Zum Schluss gab ich den Brief meinem Onkel, der ein akkurates Siegel darauf machte.
„Soll ich den Brief gleich von unserer Eule aus verschicken?" fragte Lucius mich fürsorglich. Ich nickte mit einem Lächeln auf meinen Lippen und schon war die Eule da. Er band den Brief an den Fuß der Eule und fragte mich, wo der Brief hinsolle. „Zu Tom Riddle." flüsterte ich wieder mit einer angekratzten Stimme. Mein Onkel sah mich für eine Millisekunde erschrocken an, doch dann flog die Eule auch schon los.

„Danke." sagte ich noch, als ich schon dabei war aufzustehen. „Für was?" fragte Lucius mich irritiert. „Für alles." entgegnete ich ihm lächelnd. Er nahm meine Hände in seine und sah mich liebevoll an.

„Ich bin immer für dich da, Amelia. Du bist mittlerweile schon wie eine eigene Tochter für mich. Und falls Rodolphus mal nicht da ist,-"

„Er ist nie da." unterbrach ich ihn und stand den Tränen nahe.

Mein Onkel schaute mich mitfühlend an und redete weiter. „Du kannst immer zu mir kommen, wenn du einen Vater brauchst. Du kannst mit mir über alles reden."

Und dann platzte es aus mir heraus.
Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
Lucius schloss mich in seine Arme und ich weinte mir die Seele aus dem Leib.

Die Todesserin | Harry Potter ffWhere stories live. Discover now