Mysteriös

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Die ganze Zugfahrt über hatte Tom kein Wort mit mir geredet. Als ich ihm Fragen stellte, wie seine Ferien waren, meinte er nur „Mh ging", und als ich ihn fragte, weswegen er nicht auf meinen Brief geantwortet hatte, sagte er „Hab ich wohl übersehen.". Irgendwann hörte ich auch auf, ein Gespräch mit ihm zu suchen, da es eh nichts gebracht hat. Stattdessen lag ich in seinen Armen und döste. Tom schrieb irgendwas in seinem Tagebuch auf, manchmal war er echt mysteriös. Angestrengt probierte ich, meinen Kopf so zu drehen, dass ich sah, was er aufschrieb. Fast hätte ich es auch geschafft, doch das Einzige was ich lesen konnte war 'Lord'. Dann plötzlich überkam mich eine Welle der Müdigkeit, komisch. Ich war gerade eben noch putzmunter. Mit aller Kraft versuchte ich, meine Augen aufzuhalten, doch ich schaffte es nicht. Die Müdigkeit siegte und meine Augen klappten zu.

Durch ein leichtes Rütteln wachte ich auf. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir in Hogwarts angekommen waren. Tom gab mir noch einen Kuss, bevor er aus unserem Abteil verschwand. Mühsam setzte ich mich aufrecht hin und zog mich schnell um. Danach lief ich zügig aus dem Zug heraus, denn ich wollte nicht allein zum Schloss fahren. Zu meinem Glück stiegen gerade Nott und Pucey in eine Kutsche, also eilte ich zu ihnen hin.

„Theo, Adrian, kann ich mit rein?" fragte ich ganz freundlich. „Natürlich" antwortete Adrian mir mit einem Lächeln. Er war schon seit dem ersten Jahr in mich verliebt, leider war er so gar nicht mein Typ. Insgesamt hatte ich mit Beiden nicht viel zu tun, ab und zu half ich Theo bei den Hausaufgaben, das war's aber auch schon. Also setzte ich mich gegenüber der Beiden hin und schon fuhren wir los. Meine Gedanken schweiften zu Tom über, besser gesagt an sein Tagebuch.

Was hat er nur vor mir zu verbergen?

Doch dann hatte ich die Idee: Adrian ist ziemlich gut mit Tom befreundet, das heißt, er weiß auch so Einiges. Vielleicht wusste er ja etwas über das Tagebuch? Nein Amelia, das wäre ausspionieren, du solltest deinem Freund vertrauen. Jedoch sollte er mir ebenfalls vertrauen, und nicht sein Tagebuch vor mir verstecken. Ein Tagebuch ist etwas persönliches, das muss er dir nicht zeigen. Stimmt ja.

Die restliche Fahrt war Stille, zumindest bei mir. Nott und Pucey tauschten manchmal ein paar Wörter aus, was aber unwichtig war. Bis sie auf einmal ein Thema ansprachen, wobei mir ganz schlecht wurde.
„Wusstest du schon, dass Snape gekündigt hat?" fragte Adrian Theo. Dieser antwortete nur „Ne, als ob, wer ist da jetzt unser Hauslehrer?". Zum Glück waren wir am Schloss abgekommen, denn ich musste mich übergeben. Schnell rannte ich zum nächstbesten Gebüsch und entleerte mich. Das Gefühl danach war irgendwie befreiend, aber gut ging es mir keinesfalls. Wieder machte ich mir Vorwürfe, dass ich daran Schuld war, das Snape starb.
Es stimmte ja auch.
Und dann schweiften meine Gedanken ab zu Barty. Was er wohl dazu sagen würde? Stolz wäre er sicher nicht, er verstand sich sehr gut mit Snape.

Weiter nachdenken konnte ich nicht, da sich eine bekannte Hand auf meine Schulter legte. Ich schaute auf und sah in Toms Augen, die wie immer total kalt waren. Er hockte sich vor mich und schaute mich eindringlich an, als würde er gleich in meinen Geist eindringen. Doch ich lächelte ihm nur schwach zu und rappelte mich mühsam auf. Er tat es mir gleich, nur etwas flotter. Dann gingen wir händchenhaltend zum Schloss und schlenderten in die Große Halle. Dort hatte das Begrüßungsessen schon angefangen, was mich aber gar nicht störte, da Dumbledores Reden immer todlangweilig waren.

Ich ließ mich neben Blaise nieder, Tom setzte sich auf den freien Platz neben mir. Gegenüber von mir saß Draco, neben ihm noch seine 'Bodyguards' Crabbe und Goyle. Mein Cousin schaute mich traurig und fragend zugleich an, doch ich lächelte auch ihm nur zu.
Vor uns standen Berge von Essen, was meine Laune gleich wieder aufpumpte. Vor Schreck wusste ich gar nicht, was ich nehme, doch ich entschloss mich schließlich für Kartoffeln mit Rotkraut und Soße, als Nachtisch ein riesengroßes Stück Kuchen.

Nach dem Essen blieben wir, also Draco, seine Bodyguards, Blaise, Adrian und Theo, noch sitzen um uns zu unterhalten, und tranken Kürbissaft. Tom musste wie immer schon los, was ich erneut komisch fand.

Doch schließlich war ich hundemüde vom Tag und verabschiedete mich. Auf dem Weg in den Slytheringemeinschaftsraum traf ich meinen Freund, der anscheinend aus der Bibliothek kam. Hand in Hand gingen wir dann weiter, bis wir vor der Mauer ankamen. „Blutsverräter" murmelte ich das Passwort, woraufhin die Mauer aufschwang. Ich küsste Tom nochmal lang und ging dann in meinen Schlafsaal, wo ich auch sofort einschlief.

Die Todesserin | Harry Potter ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt