Kapitel 13

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Hallo ihr Lieben!

Heute kommt die große Auflösung, was Vanessa wirklich in den vergangenen Monaten gefühlt und warum sie so gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Das Kapitel war für mich sehr schwierig zu schreiben, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem und beantwortet alle Fragen!

Ich atmete tief durch. Auf der einen Seite wollte ich am liebsten den Raum verlassen, weil ich dieses Gespräch gerade nicht ertrug, aber auf der anderen Seite wollte ich endlich Antworten haben. Auf all die Fragen, die mich die letzten Monate beschäftigt hatten. Dieses Unausgesprochene zwischen uns hatte mich gequält. Immer wieder hatte ich mich gefragt, was ich falsch gemacht hatte. Ich fühlte mich nie gut genug, weil sie mit ihrem Gehen auch ein Stück meines Selbstvertrauens und Selbstbewusstseins mitgenommen hatte. In der letzten Zeit hatte ich es Stück für Stück wieder aufgebaut, trotzdem blieb ein bitterer Nachgeschmack zurück, der mich nun schlucken ließ. »Bitte, Lisa. Hör dir an, was ich zu sagen habe. Danach kannst du entscheiden, ob du gehen oder bleiben willst.« Ich konnte das entscheiden? Wie großzügig von ihr. Ich musste meine Wut zurückhalten, die immer mal wieder an die Oberfläche drang. Dieses Gespräch wollte ich nicht mit Wut in mir führen. »In Ordnung«, murmelte ich leise und ließ mich seufzend auf den Stuhl sinken. »Ich bin ganz Ohr.«

Verlegen kratzte sie sich an der Hand, nur um danach nach ihrem Kettenanhänger zu greifen. »Ich möchte dir vorab sagen, dass ich das alles nur getan habe, um dich – oder um uns – zu schützen. Vielleicht vergesse ich einige Dinge, verzeih mir dann bitte. Ich gebe mir Mühe, damit ich alles erzähle, aber ich bin gerade auch ziemlich...«, fing sie an und stockte kurz. »Aufgeregt.« Irgendwie fand ich ihre verlegene Art süß und kurz ärgerte ich mich darüber. Gab es an dieser Frau eigentlich irgendetwas, was ich nicht toll fand? Ja. Natürlich. Ich hasste sie teilweise für die Art, was sie mit mir gemacht hatte. »Alles klar«, meinte ich und versuchte, nicht allzu angespannt zu wirken, dabei stand ich unter Hochspannung. Nervös knetete ich meine Finger, ließ es dann aber schnell wieder bleiben. »Ich fange am besten mal bei meiner Oma an.« Kurz verzog sich ihr Gesicht schmerzhaft, dann war sie wieder ganz bei mir. »Weißt du noch, als du deine Bedenken geäußert hast, dass Eric hinter... Hinter ihrem Tod steckt?« Wie könnte ich das vergessen? Ich nickte und sah sie ernst an. Sie war etwas blass geworden. »Ich habe dir gesagt, dass Eric unschuldig ist, dabei wusste ich die ganze Zeit, dass er es war. Ich konnte nur nicht... Ich konnte es der Polizei nicht melden. Ich hatte zu viel Angst, dass er Finn etwas tun würde. Außerdem fehlten mir die Beweise.«

Ich konnte sie in diesem Punkt nicht verstehen. Eric war ein schlechter Mensch. Er hatte für seine Taten eine gerechte Strafe verdient. Plötzlich wurde mir flau in der Magengegend. »Sag mal... Saß Eric eigentlich in deinem Auto?«, wollte ich wissen und sie nickte. »Ja. Dazu komme ich später noch.« Ich musste mir ein gehässiges Lächeln verkneifen, denn er hatte seine gerechte Strafe also doch erhalten. Karma regelte eben alles. »Ich wollte ihm an diesem Wochenende wirklich sagen, dass ich mich scheiden lasse. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit ihm reden muss. Ich glaube, er hat gespürt, dass etwas im Busch war.« Sie räusperte sich kurz und fuhr dann fort: »Ich kam gar nicht dazu, ihm zu sagen, dass ich mich scheiden lassen möchte. Du musst mir glauben: Ich wollte es wirklich. Nichts wollte ich lieber. Ich wollte bei dir sein. Die Frau an deiner Seite sein.« Ich konnte beobachten, dass sie die Tränen unterdrückte. »Weißt du, was er gesagt hat? Er möchte zuerst etwas sagen. Eric meinte, dass er alles dafür tun wird, dass ich bei ihm bleibe. Wenn er mich nicht haben kann, wird er dafür sorgen, dass es niemand kann. Gott, er hat schreckliche Dinge gesagt. Er hatte die Vermutung, dass ein anderer Mann dahintersteckt, auf dich ist er nicht gekommen, aber warum auch? Er wusste, dass ich Männer mochte. Dann hat er mir gedroht.«

Wieder machte sie eine Pause und ich konnte beobachten, wie ihre Hände zitterten. Ich wollte sie so gern in den Arm nehmen, aber das war gerade nicht möglich. »Er würde den Mann finden, der mir den Kopf verdreht. Er hat zugegeben, dass er für den Tod meiner Oma verantwortlich ist und sollte ich irgendetwas sagen, würde er mir Finn wegnehmen. Ich...«, brach sie ab und schluckte. Tränen liefen ihr über die Wangen, was mein Herz schwer werden ließ. Ich wollte nicht, dass sie weinte. »Ich war so feige. Ich hatte einfach fürchterliche Angst, dass er das mit uns herausfindet. Dass er dir etwas antut. Ich wollte dich nur schützen und habe deshalb nichts von der Scheidung gesagt. Ich hatte den Entschluss gefasst, mich von ihm zu trennen, aber ich konnte dich nicht in die Sache hineinziehen.« Ich stieß ein Schnauben aus. »Mich schützen? Ernsthaft? Du hast mir nichts gesagt. Gar nichts. Du hast mir das Gefühl gegeben, nichts wert zu sein, Vanessa. Ich wäre an deiner Seite gewesen. Immer.« Sie wurde immer blasser.

Speechless || gxgWhere stories live. Discover now