Kapitel 15

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Hallöchen!
Ich wünsche euch schöne Ostern! Zwar kann ich für euch keine Eier verstecken, dafür aber ein neues Kapitel hochladen! Habt viel Spaß damit! :)

Nachdem niemand von uns mehr wusste, was er sagen sollte, legten wir schließlich auf. Ich ging noch einmal das Telefonat durch und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Alles war so unrealistisch. War das heute wirklich alles passiert? Ich legte mich ins Bett. Ich schaffte es nicht, mir meine Klamotten auszuziehen, aber das war mir in diesem Moment egal. Als ich unter der Decke lag, schloss ich die Augen. Meine Gedanken wanderten zu Vanessa. Dann zu Melina. Danach wieder zu Vanessa. Wie sollte ich mich entscheiden? Ich hatte fürchterliche Angst vor einer Entscheidung. Ich hatte Angst, mich für die falsche Frau zu entscheiden. Ich dachte erneut an Sophias Worte. War das, was sie gesagt hatte, wahr? Hatte ich mich bereits entschieden und wollte es nur nicht wahrhaben? Klar, ich hatte Vanessa über alles geliebt und noch vor wenigen Monaten hätte ich mir alles mit ihr vorstellen können. All die Monate hatte ich sie so sehr vermisst, hatte an mir gezweifelt, hatte alles in Frage gestellt, was mich ausmachte. Aber was war jetzt?

Ich seufzte und zog mir die Decke über den Kopf. Ich wollte mich damit von der Außenwelt abschirmen, was gar keinen Sinn ergab, denn das, was mich belastete, fand in meinem Inneren statt; in meiner Gefühlswelt. Sophia hatte recht: Es war alles gut gewesen, bis ich von dem Unfall gehört hatte. Ich hatte mich aus meinem Loch halbwegs herausgekämpft und einen Neustart mit Melina gewagt, nachdem Vanessa mich immer wieder abblitzen lassen und mir die kalte Schulter gezeigt hatte. Bei dem Gedanken daran wurde mein Herz wieder unendlich schwer. Ich hatte Melina verletzt, weil meine Gefühle mir plötzlich zu viel geworden waren. Weil ich mich eingeengt und erdrückt gefühlt hatte. Weil ich nicht akzeptieren konnte, dass mein Leben ohne Vanessa weitergehen würde, obwohl es keinen Unterschied machte. Gab es wirklich keine Konkurrenz für Vanessa? Doch. Oder? Ich wusste es nicht. Ich konnte aber auch das mit Melina nicht einfach wegwerfen, als würde es nichts bedeuten. Sie war mir wichtig und das Herzklopfen, was ich bei ihr hatte, konnte ich nicht leugnen. Aber liebte ich sie? Liebte ich sie so, wie ich Vanessa geliebt hatte oder vielleicht noch immer liebte?

Das mit Vanessa war jedoch eine völlig andere Geschichte, die ich nicht mit Melina und mir vergleichen konnte und auch nicht vergleichen wollte. Plötzlich legte sich ein schweres Gewicht auf meinen Brustkorb und ich fuhr zusammen. »Oh«, stöhnte ich und zog mir die Decke wieder vom Kopf. »Mensch, hast du mir einen Schrecken eingejagt«, kam vorwurfsvoll über meine Lippen und meine Katze Emma starrte mich nur an. Sie legte ihren Kopf leicht schief und fing dann an, sich auf meinem Bauch zu putzen. Sanft schob ich sie so zur Seite, dass ich sie umarmen konnte. Ich steckte mein Gesicht in ihr Fell und atmete tief durch. »Was soll ich nur machen? Kannst du es mir nicht sagen?«, murmelte ich verzweifelt und erwartete keine Antwort. Sie leckte meine Hand nur an und machte es sich dann mit einem lauten Schnurren gemütlich. Wie gern ich mit ihr tauschen würde. Wenigstens für ein paar Stunden. Das würde mir schon genügen.

Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde überlaufen. Es war wie ein großes Fass mit Deckel. Ich drückte ihn nach unten, weil ich den Druck spürte, der an die Oberfläche wollte und das Fass zum Explodieren brachte. Doch das brachte nichts. Ich konnte dem Druck nicht standhalten. Das hatte ich viel zu lange gemacht. Als ich es nicht mehr aushielt, brach ich in Tränen aus. Alles tat weh. Die Kopfschmerzen in meinem Kopf wurden immer stärker und vor Erschöpfung schlief ich irgendwann ein. Ich träumte in dieser Nacht von einer Treppe. Jemand stand hinter mir, aber ich konnte nicht sehen, wer es war. Ich spürte die Anwesenheit und den heißen Atem in meinem Nacken. Noch dazu fühlte ich etwas Scharfes am Rücken. War es ein Messer? Die Person drängte mich dazu, die Stufen nach unten zu steigen. Ins Nichts. Man konnte nichts erkennen, nur absolute Schwärze. Ich schrie, dass ich nicht wollte und bewegte mich keinen Zentimeter. Ich war wie gelähmt vor Angst, doch ich wusste: Ich musste eine Entscheidung treffen. Entweder ging ich freiwillig oder jemand würde mir das Messer in den Rücken rammen. Das war jedenfalls meine Vermutung. »Ich kann nicht«, brüllte ich unter Tränen, aber es war schon zu spät. Die Klinge bohrte sich immer mehr in meinen Rücken und plötzlich wurde ich von hinten geschubst und polterte die Treppe nach unten. Ich hörte eine Frauenstimme, die lachend rief: »Wenn du keine Entscheidung triffst, treffe ich sie eben für dich.« Ihr Lachen wurde immer lauter, je tiefer ich fiel. Sie hörte sich an wie Bellatrix Lestrange, als sie Sirius getötet hatte und durch das Zaubereiministerium lief, durch das Harry ihr folgte. Jeden Moment würde ich am Fuß der Treppe aufschlagen. Ich konnte es spüren. Plötzlich durchfuhr mich ein heftiger Schmerz im Rücken und dann...

Speechless || gxgWhere stories live. Discover now