4 - Hoher Besuch/A

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Schockiert und wütend, entfernte ich mich von Jace und sagte: "Ich weiß, wie man schießt! Ich bin hier im Schloss die beste Bogenschützin! Versuch mir nichts beizubringen."

Ich ging an ihm vorbei, blieb aber stehen, als er meinen Namen rief. Ich atmete einmal auf, ehe ich mich zu ihm umdrehte. Emotionslos versuchte ich ihm in die Augen zu sehen

"Ari, was ist los? Wieso meidest du mich ständig? Ich habe in den letzten Jahren nur an dich gedacht. Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich gefreut hatte, wieder zu dir zurückzukehren? Nach all den Jahren habe ich mich darüber wahnsinnig gefreut, wieder bei dir zu sein."

In meinen Augen sammelten sich Tränen. Wütend sagte ich: "Genau! Jahre! Ich habe seit Jahren auf dich gewartet, in der Hoffnung, dass du zurückkehrst. Dass mein bester Freund sein Versprechen hält, doch ich hatte vergeblich gewartet."

Jace kam einen Schritt auf mich zu, doch ich hob abwehrend meine Hände. Schuldbewusst sah er mich an. "Denkst du wirklich, dass ich nicht versucht hatte, zu dir zurückzukommen? Lass uns das alles hinter uns, lass es uns bitte vergessen. Wir können endlich wieder...Freunde sein."

"Was bringt es? Wir beide sind nun erwachsen geworden. Ich werde bald heiraten und von hier wegziehen. Also wieso die Umstände?"

Als ich davon sprach zu heiraten, wich die Farbe aus Jace' Gesicht. Er schien mit seinen Gedanken wo anders zu sein. Deshalb nutzte ich diese Chance und rannte weg. Weit weg von ihm und seinen blauen Augen, die mich verletzt ansahen. Ich bereute es nun, nicht schon längst verheiratet gewesen zu sein. Dann würde ich nämlich weit weg von hier wohnen. Weit weg von diesem Schloss und vor allem weit weg von Jace.

...

"Arlena, mein Kind?", unterbrach mein Vater meine Gedanken. Schnell hob ich meinen Kopf und ich hörte auf, in meinem Essen rumzustochern.

"Ja, Vater?"

"Kannst du dich noch an meine Bitte erinnern?", fragte er mich leicht nervös.

"Ja, natürlich. Wieso fragst du mich das?", erkundigte ich mich ängstlich.

"Wir haben uns gerade mit dem König unterhalten. Er möchte ein Willkommens-Fest für Jason organisieren. Eigentlich war es für morgen angedacht, aber wir erwarten gleich Besuch. Deshalb wird das Fest erst in einigen Tagen stattfinden. Wie würdest du es finden, wenn ich eine Schneiderin für dich organisiere? Bestimmt schafft sie es, ein Kleid in Kürze für dich fertigzustellen."

Vage erinnerte ich mich an das einzige Kleid, welches in meinem Schrank lag. Es war in einer Truhe drin und seit Jahren verschlossen.

"Ich danke dir, Vater. Jedoch habe ich bereits ein Kleid."

"Na gut, dann werde ich dich in Ruhe essen lassen. Was ich fragen möchte, weshalb isst du nicht mit uns am Tisch? Wieso isst du alleine in der Küche?"

Weil ich Jace aus dem Weg gehen wollte. Aber dies würde ich ihm niemals sagen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und antwortete ihm: "Weil ich über einige Dinge nachdenken möchte."

Er nickte lediglich und wollte mich wieder allein lassen. Schnell dachte ich an seine Worte und hielt ihn auf: "Moment, Vater. Du erwähntest vorhin einen Besuch. Wen meinst du damit?"

"Nun, der König hat in Jace' Abwesenheit viele Dinge geklärt. Eines davon ist seine Hochzeit, die bald stattfinden wird. Ehe er noch gekrönt wird, natürlich. Deshalb wird uns Prinzessin Sierra aus dem Königreich Veiret besuchen. Immerhin sind sie und Jason seit ein paar Jahren miteinander verlobt."

"Verlobt? Wieso wusste ich nichts davon?", sagte ich schockiert. Der Gedanke an Jace Hochzeit brachte ein mulmiges Gefühl in mir hervor.

"Arlena, du wolltest kaum ein Wort über Jace sprechen. Du warst verletzt, als er ging. Also sprachen wir nicht mehr über ihn."

Vage dachte ich an meine Kindheit zurück, als ich gerade mal fünf Jahre alt war und Jace acht.

Lachend rannte ich vor meinen besten Freund weg. Da er kleiner als ich war, konnte er mich nicht einholen.

"Ari, pass auf!", hörte ich plözlich meinen Namen. Bevor ich jedoch stehen bleiben konnte, stolperte ich über einen größeren Stein und fiel zu Boden.

"Ari!", rief Jace panisch und rannte die letzten Meter zu mir. Ich sah mir meinen Arm an, der eine Schnittwunde hatte und die nun blutete. Schniefend sah ich Jace und sagte weinerlich: "Jetzt werde ich eine Narbe bekommen. Du weißt was die anderen sagen werden, wenn sie mich damit sehen. Maria sagte, dass wenn ich mich weiter wie ein Junge benehme und durch die Gegend renne, werde ich mich bestimmt verletzen. Und wenn ich mich verletze, dann würde ich bestimmt eine Narbe bekommen und niemand würde mich heiraten wollen."

Jace lächelte mich aufmunternd an: "Erstens, glaub nicht immer alles, was diese Hexe dir da erzählt und zweitens, würde ich es nie im Leben zulassen, dass du jemanden heiratest und du wegziehst. Ich brauche dich an meiner Seite."

"Aber Vater möchte bestimmt, dass ich heirate!", sagte ich. Maria sprach mit mir sehr oft über solche Dinge, während mein Vater nie ein Wort darüber verlor.

"Das wirst du auch. Du heiratest einfach mich!", sagte Jace plötzlich.

"Dich? Aber du wirst der König."

"Ja und du meine Königin. Ich würde dich selbst mit tausend Narben heiraten, Ari."

"Arlena? Hörst du es nicht? Sie sind da. Komm mit nach draußen."

Innerlich genervt stand ich auf und folgte meinen Vater. Ich wollte die Prinzessin nicht sehen. Jedenfalls nicht mit Jace. Darauf konnte ich sehr gerne verzichten.

Wir versammelten uns alle am Hof. Ich stellte mich hinter meinen Vater, der neben dem König seinen Platz hatte. Jace war gar nicht anwesend und ich fragte mich wieso.

"Arlena, komm doch neben mich!", sagte mein Vater.

"Nein, ich bin nicht angemessen gekleidet."

"Das spielt keine Rolle."

Ich tat einen Schritt nach vorne und stellte mich nun neben mein Vater. Dabei hatte ich eine bessere Aussicht. Viele Reiter ritten zum Hof. Dann kam schließlich eine wunderschöne, goldene Kutsche zum Vorschein. Sie hatten bestimmt viele Münzen und Gold. Das versuchten sie nicht einmal zu verbergen.

Die Kutsche blieb schließlich zum Stillstand und ein Soldat machte die Tür auf. Er half der Prinzessin dabei auszusteigen. Als wir sie erblickten, staunten alle. Sie war einfach wunderschön. Ihre goldfarbenen Haare harmonierten mit ihrer goldenen Krone. Ihre braunen Augen glänzten förmlich und ihre roten Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

"Wow! Ich wünschte, ich wäre jetzt Prinz Jason!", hörte ich jemanden murmeln.

"Wo ist er überhaupt?"

"Gestern war er ziemlich aufgewühlt und ist deshalb jagen gegangen. Er kommt erst heute Abend wieder zurück."

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Mir macht es unglaublich Spaß, diese Geschichte zu schreiben. Ich hoffe sehr, dass sie euch gefällt.

Die Kriegerprinzessin (Jason & Arlena)Where stories live. Discover now