9 - Verlobung/A

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Schweigend sah ich Jace an und schüttelte dann meinen Kopf. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste, was ich womöglich später bereuen würde. Die nächsten Worte würden einfach unglaublich schwer über meine Lippen kommen und den Grund dafür wusste ich nicht.

„Ich glaube, sie wäre die perfekte Königin an deiner Seite. Lerne sie besser kennen. Du gibst ihr nicht einmal eine Chance." Ich atmete einmal tief aus, ehe ich sprach: "Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht."

Ohne auf seine Antwort zu warten, drehte ich mich wieder um und lief zurück in mein Gemach. Dort legte ich mich auf meinem Bett hin und ignorierte die unbekannten Gefühle. Wieso ging es mir dabei nur so schlecht?


...

„Wie sieht es bei Euch aus, Lady Arlena?", fragte mich Lord Henry. Wir saßen schon eine Weile im Garten und unterhielten uns. Eigentlich bestand das Gespräch darin, dass Lord Henry redete und ich ihn mit halben Ohren zuhörte. Meine Gedanken kreisten ständig um eine andere Person. Von Bediensteten hatte ich gehört, dass Jace und Sierra einen Reitausflug machten. Also hatte Jace meinen Rat befolgt.

„Lady Arlena?", fragte mich Lord Henry erneut. Da ich nicht wusste, worüber er sprach, nickte ich einfach.

Er schien erleichtert zu sein und holte eine kleine Kiste heraus. Diese machte er direkt auf und vor meinen Augen erschien ein wunderschöner Ring, der in der Sonne noch mehr funkelte.

„Ich bin sehr erleichtert, dass Ihr genauso empfindet wie ich. Deshalb möchte ich Euch fragen, ob Ihr mir die Ehre erweisen und meine Frau werden möchtet."

Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben. Ich vergaß sogar zu für eine Zeit lang zu atmen. In diesem Moment wusste ich einfach nicht, was ich tun oder sagen sollte. Ich wollte Lord Henrys Gefühle auf keinen Fall verletzen, auch nicht die, meines Vaters. Ich spielte nervös mit dem Saum meines Kleides. Vater bestand drauf, heute eines zu tragen. Immerhin traf ich mich mit einem Lord.

Lord Henry sah mich abwartend an und schien von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger. Überfordert mit der ganzen Situation sagte ich: „Ja."

In der nächsten Sekunde streifte er mir den funkelnden Ring über meinen Finger und küsste anschließend meinen Handrücken.

„Ich fühle mich geehrt, Mylady."


...

„Ich gratuliere euch beiden!", sagte mein Vater stolz. Ich bereute mittlerweile meine Entscheidung eingewilligt zu haben. Jedoch dachte ich in diesem Moment nur an meinem Vater. Ich hatte ihm versprochen zu heiraten. Außerdem war Lord Henry ein aufrichtiger Mann und Sierra meinte, dass er perfekt für mich wäre.

„Wann möchtet ihr heiraten?", fragte mein Vater.

„Nun, zuerst werde ich nach Hause reiten. Ich werde dort einige Dinge klären und bin in den nächsten Wochen wieder zurück. Anschließend möchte ich Eure Tochter direkt heiraten."

„Meinen Segen habt ihr. Ich bin stolz auf dich, Arlena. Du hast einen ehrbaren Mann an deiner Seite. Ich werde zum König gehen und dies berichtigen."

Als er ging und wir wieder allein waren, drehte ich mich zu meinem Verlobten um.

„Lord Henry, ich werde mich nun verabschieden. Ich möchte gerne noch ein wenig üben."

„Was möchtet Ihr denn üben??", fragte er mich interessiert.

„Nun, die Selbstverteidigung. Ich habe nachgelassen und möchte wieder alles aufholen."

Lord Henry fing plötzlich an zu lächeln und kam einen Schritt näher auf mich zu.

„Lady Arlena. da Ihr nun die Frau an meiner Seite werdet, würde ich gerne Klartext mit Euch reden. Ich möchte nicht sehen, wie meine Frau Männerkleidung trägt, kämpf oder etwas tut, dass sich für eine Frau Ihres Standes nicht gehört. Ihr könnt gerne eure Teekränzchen halten, aber Eure Aufgabe als meine Frau ist es, viele Erben auf die Welt zu setzen."

Die Farbe wich von meinem Gesicht. Unwillkürlich schluckte ich zu seiner Aussage. Meine Hände zitterten vor Wut, jedoch versuchte ich ihn ruhig zu antworten: „Mylord, wir können das gerne bei Eurer Rückkehr besprechen."

Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, als er plötzlich mein Handgelenk packte und kräftig zudrückte.

„Lord Henry, Ihr tut mir weh."

Er hörte jedoch nicht auf und kam bedrohlich näher.

„Ich wiederhole mich nicht gerne, Mylady. Sollte ich Euch erwischen, wie Ihr eines dieser Tätigkeiten ausführt, dann ist der Schmerz, den Ihr gerade spürt, Eure geringste Sorge."

Obwohl er diese Worte nur flüsterte, hätten sie kaum weniger Wirkung gezeigt, als wenn er sie herausgeschrien hätte.

„Ach übrigens, ich will Prinz Jason nicht mehr in Eurer Nähe sehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?"

Nach diesen Worten ließ er mich los und wollte gerade gehen. Jedoch nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte bissig: „Euch ist bewusst, dass ich die Verlobung jederzeit auflösen kann?"

Normalerweise war ich viel selbstbewusster und schlagfertiger, jedoch hatte mich Lord Henry mit seinen Worten eingeschüchtert. Dies war auch der Grund, weshalb meine Stimme nicht überzeugend, sondern eher zittrig klang.

Lord Henry lächelte gefährlich: „Dann ist Euer Ruf ist gefährdet. Niemand wird Euch je zur Frau haben wollen, nachdem ich die schlimmsten Gerüchte über Euch verstreuen werde."

„Das ist mir egal!", sagte ich wütend. Diesmal war ich stolz, dass meine Stimme fest klang.

„Ist Euch Prinz Jason auch egal? Wisst Ihr wie leicht es ist, einen Mord nach einem Unfall aussehen zu lassen?"

„Ist euch bewusst, dass ich direkt zum König gehen kann? Durch Eure Drohung werdet Ihr hängen."

„Mylady, der König kann nie meinen Tod einfordern. Dadurch würde er seine Allianz mit dem Königreich Veiret verlieren. Außerdem würde euch niemand glauben und ich würde selbst nach meinem Tod dafür sorgen, dass Prinz Jason stirbt. Überlegt euch das gut, denn in wenigen Wochen bin ich wieder zurück. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich bereite mich für die Heimreise vor."

Als er außer Sichtweite war, fingen an die Tränen über mein Gesicht zu fließen. Am liebsten hätte ich geschrien, jedoch wusste ich, dass mir dies nichts bringen würde. Mein Schicksal war besiegelt und ich hatte keine andere Wahl. Ich müsste mich diesem Tyrannen beugen und ihn heiraten. Somit könnte ich Jace' Leben retten. In diesem Moment wurde mir etwas wichtiges klar. Ich würde mein Leben für Jace geben. Nicht, weil er der Kronprinz und zukünftige König ist. Sondern weil ich mich in ihn verliebt hatte. Ich liebte Jace, dies war klar.

Die Kriegerprinzessin (Jason & Arlena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt