10 - Geständnis/A

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Grübelnd saß ich auf einem Stuhl und starrte aus dem Fenster. Lord Henry war bereits davongeritten. Ich hatte mir aber nicht die Mühe gemacht, am Hof zu stehen und mich von ihm zu verabschieden. Bestimmt war er nicht darüber erfreut gewesen, aber dies war mir gleichgültig. Ich hatte nur wenige Wochen, bis er wieder zurückkommen würde. Vielleicht hätte ich die Möglichkeit, irgendwie aus der Verlobung herauszukommen. Ohne Jace' Leben zu gefährden. Ich hoffte nur inständig, dass ich bis dorthin etwas fand.

Da ich schon seit mehreren Stunden in meinem Zimmer rumhockte, beschloss ich mir ein wenig die Beine zu vertreten. Ich stand von meinem Stuhl auf und verließ mein Zimmer. Um diese Zeit schliefen die meisten, weshalb ich mit meinen Gedanken beinahe allein war.

Von weitem sah ich eine bewaffnete Gestalt, die gerade ins Arbeitszimmer des Königs stürmte. Meine Alarmglocken klingelten und auch wenn ich unbewaffnet war, rannte ich los. Der König war in Gefahr und in der Nähe waren keine Wachen. Bevor ich jedoch ins Zimmer reinstürmte, blieb ich stehen. Ich konnte Jace' aufgebrachte Stimme hören.

„Ich möchte sie nicht heiraten, Vater!", sagte er.

„Wir brauchen diese Allianz, mein Sohn. Sie ist wunderschön, intelligent und ist nicht verwöhnt wie die anderen Prinzessinnen. Außerdem bist du seit Jahren mit ihr verlobt!"

„Aber ich liebe sie nicht. Ich war damals einverstanden sie zu heiraten, ohne sie je gesehen zu haben. Deinetwillen. Aber die Dinge haben sich seit meiner Rückkehr geändert."

„Was hat sich verändert, mein Sohn?", fragte der König Jace.

Ich hörte Jace seufzen, ehe er weitersprach. „Ich empfinde einfach nichts für sie."

„Ich kenne dich, Jason. Auch wenn du es nicht aussprechen möchtest. Aber sie ist für dich Tabu. Du hast keine Zukunft mit ihr. Sie ist verlobt."

Stille.

„Seit wann?", hörte ich Jace' Stimme. Sie klang nun wütend.

„Das spielt keine Rolle. Sie wird einen anderen heiraten. Auch wenn sie nicht verlobt wäre, hättest du keine Zukunft mit ihr. Du bist der zukünftige König dieses Landes. Du wirst eine Prinzessin heiraten."

„Es steht nicht im Gesetz. Sie ist adelig, das reicht!", hörte ich ihn.

„Jason, als König habe ich die Macht dazu ihr alle Titel und Ländereien wegzunehmen. Willst du das wirklich? Dann kannst du sie weder heiraten, noch darf sie in deiner Nähe sein."

Von weitem hörte ich Fußschritte. Bevor mich irgendjemand erwischte, wie ich dem Gespräch zwischen dem König und seinem Sohn belauschte, beschloss ich zu verschwinden. Also rannte ich so leise wie nur möglich wieder zurück in mein Gemach. Dort schloss ich die Tür und lehnte mich an diese. Mein Atem ging schnell und ich versuchte ihn wieder zu beruhigen. Wovon hatten sie gesprochen? Wer war das Mädchen? Liebte Jace eine andere? Bei diesem Gedanken traten mir die Tränen in den Augen. Mein Herz schmerzte und ich wusste, dass ich in dieser Nacht kein Auge zu machen konnte.


...


Am nächsten Morgen schlenderte ich allein in den Wald. Ich wollte für mich sein und nachdenken. In der Nähe war ein wunderschöner Bach, der einen wundervollen Ausblick bot. Ohne zu zögern zog ich mir meine Kleidung aus und stieg in das kalte Wasser. Das Wasser ging mir bis zur Hälfte meines Rückens. Ich fing an zu zittern, jedoch war ich es gewohnt morgens ins kühle Wasser zu steigen. Ich schloss meine Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen. Plötzlich hörte ich ein Geräusch, weshalb ich erschrocken meine Arme um meine Brust schloss.

„Wer ist da?", fragte ich ohne nach hinten zu sehen. Ich hörte, wie jemand seine Kleidung abstreifte. Eine Gänsehaut überkam mich. Was wenn es ein Mann war, der die Situation ausnutzte? Ohne Kleidung und ohne meine Waffen wäre ich der Person hilflos ausgeliefert.

Plötzlich umschlossen mich von hinten zwei kräftige Arme und drückten mich enger an eine warme Brust. Panisch wollte ich mich wehren, als ich plötzlich eine bekannte Stimme hörte.

„Es ist nicht sicher, wenn du allein hier draußen bist und nichts mehr am Leibe trägst."

„Jace?", rief ich erschrocken. Durch seine Körperwärme hatte ich bereits aufgehört zu zittern. Ich genoss seine Umarmung und blendete die Tatsache aus, dass wir beide nackt waren.

„Wie hast du mich gefunden?", fragte ich leise.

„Ich wollte mit dir sprechen. Ich habe gerade noch gesehen, wie du das Schloss verlassen hast. Also bin ich dir gefolgt."

„W...worüber wolltest du mit mir sprechen?", erkundigte ich mich nervös.

In der nächsten Sekunde drehte er mich um und nun lag ich in seinen Armen. Meine Hände waren immer noch um meine Brust verschränkt, sodass man diese nicht sehen konnte. Ich starrte in Jace' wunderschöne blauen Augen, die mich fesselten. Er blickte zu mir runter und ich war froh, dass das Wasser tief genug war.

„Wer war das?", hörte ich plötzlich seine wütende Stimme. Ich blickte ihn fragend an und folgte seinem Blick. Dieser fiel auf mein blaues Handgelenk. Dort, wo mich Lord Henry gestern gepackt hatte.

„Nichts, ich habe mich nur verletzt."

Jace' Blick traf meinen.

„Ari, bitte lüge mich nicht an. Wer war das?"

„Niemand." Lord Henry war ein Niemand für mich, also log ich ihn auch nicht an.

„Würdest du mich jetzt bitte loslassen? Es gehört sich nicht, dass ich keine Kleidung anhabe und du mich so an dich drückst."

„Wieso? Angst, dass dein Verlobter etwas dagegen hat?", fragte er bissig.

Ich blieb still und sah weg. Wenn Lord Henry dies erfahren würde, könnte er Jace etwas antun. Die Angst spiegelte sich womöglich in meinen Augen wider, denn Jace fiel dies direkt auf.

„Ich bringe ihn um. Sobald er wieder da ist. Er hat dich verletzt! Hat er dich etwa dazu gezwungen, dass du ihn heiratest?", fragte er mich plötzlich.

Mein Blick schoss wieder zu ihm und ich sah ihn flehend an.

„Nein, hör jetzt auf damit."

„Du wirst ihn nicht heiraten! Ich lasse nicht zu, dass er dich zu einer Ehe zwingt und dich verletzt. Du bleibst hier und ich lasse dich nicht gehen."

„Wieso?", hauchte ich.

Ehe ich mich versah, lagen seine Lippen auf meine. Unwillkürlich schloss ich meine Augen und legte automatisch meine Hände auf seine Brust. Dabei spürte ich, wie schnell sein Herz schlug.

Schließlich löste er sich von mir und lächelte mich überglücklich an.

„Weil du zu mir gehörst und ich dich nicht gehen lassen kann."
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Irgendwie war es nicht geplant, dass er sie so schnell küsst. Die Szene im Bach war spontan, ich hoffe, dass es euch gefällt.

Dieses Kapitel widme ich der lieben selina3969
Danke, für deine lieben Worte in jedem Kapitel ❤️

Die Kriegerprinzessin (Jason & Arlena)Where stories live. Discover now