Die Kriegerprinzessin (Jason & Arlena)

5 - Seltsame Blicke/A

"Wie war eure Reise, Prinzessin Sierra?", fragte der König sie, als wir gerade etwas aßen.

"Sehr angenehm, eure Hoheit. Ihr Königreich ist einfach wunderschön, deshalb konnte ich es die letzten Tage von der Kutsche aus bewundern."

Der König saß am Ende der Tafel, rechts neben ihm mein Vater. Links neben ihm, war der Platz leer, da hier normalerweiße immer Prinz Jace gesessen ist. Ob das immer noch so war, konnte ich nur erraten.
Neben seinem leeren Stuhl, hatte die Prinzessin Platz genommen, weshalb sie nun gegenüber von mir saß. Dabei lächelte sie mich immer freundlich an.

"Wie war dein Name, noch gleich?", fragte sie mich plötzlich.

"Arlena, eure Hoheit!", antwortete ich ihr höflich.

"Lady Arlena, ein schöner Name!", lächelte sie mich an.

"Ich danke Ihnen, aber bitte...nennen Sie mich nur Arlena."

Auch wenn ich eine Adelige war und mich deshalb jeder mit Lady ansprechen musste, wollte ich dies nie. Immerhin war ich das komplette Gegenteil. Also hatte ich auch kein Recht, auf diesen Titel.

"Du bist sehr hübsch Arlena, die Männer müssen sich förmlich um dich reißen!", sagte sie ehrlich.

"Das tun sie, nur interessiert sich meine Tochter nicht für sie!", antwortete mein Vater.

"Jedenfalls...würdest du mir gerne den Hof zeigen? Ich könnte eine gute Freundin brauchen?", fragte sie mich schüchtern.

...

"Wow, dieser Garten ist wundervoll! Wir müssen hier jeden Tag unseren Tee trinken!", sagte Sierra als wir schon fast mit unserer Tour durch das Schloss fertig waren.

Ich wusste nicht weshalb, aber als ich das erste Mal von ihr erfuhr, wollte ich sie hassen. Generell hasse ich einfach jede adelige Frau, die sich für etwas besseres hält, nur weil sie eine höhere Stellung hat. Aber...Prinzessin Sierra konnte man nicht hassen. Sie war liebevoll, großzügig und warmherzig. Sie passte einfach perfekt zu Jace.

"Ich möchte dich die ganze Zeit schon was fragen!", fing sie plötzlich nervös an.

"Wie ist der Prinz so? Ich habe Angst, dass er wie die anderen Männer ist. Wie mein...Vater. Ich vertraue das niemanden an, aber ich glaube, dass du anders bist. Mein Vater war mit meiner Mutter verlobt. Er war gewalttätig und als sie mich bekam und ich ein Mädchen war, hatte er..." 

Sie wischte sich die Tränen weg und sprach weiter: "Nach dem Tod meiner Mutter, dauerte es nicht lange bis er erneut geheiratet hatte. Nun, mein Vater hasste mich dafür, dass ich ein Mädchen war. Deshalb wurde ich mit Prinz Jason verlobt. Ich habe Angst, dass er wie mein Vater ist."

Mitleid überkam mich plötzlich. Ich konnte sehen, wie stark ihr das was ausmachte. Deshalb lächelte ich sie an und sagte: "Es tut mir leid davon zu hören. Aber du musst dir wiklich überhaupt keine Sorgen machen. Jason ist der warmherzigste und freundlichste Mensch, den ich kenne. Er würde niemanden etwas zu leide tun. Das verspreche ich dir."

"Liebst du ihn?", fragte sie mich plötzlich. Ich schnappte erschrocken nach Luft und antwortete ihr: "Nein, er..er ist mein bester Freund. Wir sind zusammen aufgewachsen und sind wie...Geschwister. Mach dir keine Sorgen. Wirklich nicht."

Sie lächelte mich erleichtert an: "Ich drängle mich nicht gerne in eine Beziehung, aber schön dass ich dabei nicht im Weg stehe."

"Nein, das tust du nicht. Wir sind lediglich Freunde."

"Hmm, wenn das so ist. Du hast meinen Cousin noch nicht kennen gelernt. Er erscheint morgen zum Fest. Ihr würdet bestimmt ziemlich gut zusammen passen. Er ist gerade auf der Suche nach einer adeligen Frau. Ich werde ihm mitteilen, dass du die perfekte Wahl bist."

...

"Lady Arlena, wie siehst du denn aus?", hörte ich plötzlich die Stimme von Lady Mary.

Ich drehte mich ertappt um und machte einen leichten Knicks.

"Lady Mary, Sie sind noch wach?", fragte ich nervös und blickte die strenge, alte Dame an. Unwillkürlich musste ich grinsen, als ich daran dachte wie Jace sie nannte. Alte Hexe. Damit hatte er nicht so unrecht.

"Wieso bist du so spät noch wach? Und warum bist du von oben bis unten mit Schlamm verdreckt? Komm mit mir mit, wir statten deinen Vater einen Besuch ab."

Ich riss meine Augen auf und sah sie flehend an. Wenn mein Vater davon erfuhr, dass ich draußen war, wäre ich einen Kopf kürzer.
Da es heute Nacht ein wenig geregnet hatte, war der Boden matschig. Dies erklärte auch, warum ich so aussah.

"Das ist nicht nötig, Lady Mary. Es ist meine Schuld, dass sie so aussieht und noch wach ist. Ich wollte sehen, ob sie mich noch immer besiegen kann!", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.

Jace.

"Eure Hoheit, Lady Arlena ist nun eine erwachsene Frau. Es gehört sich nicht, sich mitten in der Nacht wegzuschleichen. Deshalb werde ich sie jetzt zu ihrem Vater schicken."

Jace trat vor mich und sagte anschließend: "Lady Mary, ich will nicht unhöflich sein. Aber ihr Vater erfährt davon nichts, verstanden?"

Sie blickte den zukünftigen König an und nickte anschließend: "Verzeiht, natürlich wird er nichts erfahren. Aber ab ins Bett. Mit euch beiden."

Ich nickte und ging wieder direkt auf mein Zimmer zu.

"Ari, warte!", hörte ich seine schnellen Schritte. Mit verschränkten Armen drehte ich mich zu ihm um.

"Ja, eure Hoheit?", fragte ich.

Er verkniff seine Augen und seufzte: "Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nicht möchte, dass du mich so nennst?"

Ich blieb still. Seine blauen Augen fesselten mich. Auch er blickte mich starr an.

"Störe ich?", unterbrach uns jemand.

Schnell trat ich einen Schritt zurück und blickte zu dem jungen Mann, der von zwei weiteren Soldaten begleitet wurde. Ich hatte ihn im Schloss bisher noch nie gesehen. Er hatte dunkelblondes Haar und dunkle Augen, die mich seltsam anguckten. Sein Blick scannte mich förmlich ab und ich fühlte mich unglaublich unwohl in meiner Haut, als er anfing dreckig zu grinsen. Automatisch trat ich hinter Jace, der plötzlich seine Fäuste ballte.

"Wer seid ihr?", fragte er plötzlich.

"Ich bin Lord Henry, Prinzessin Sierras' Cousin."

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Okey, wir wissen alle dass dieser Henry der Antagonist ist. Anders als Sierra, die einfach das komplette Gegenteil von ihm ist. Dachte, es wäre mal eine Abwechslung, wenn das Mädchen, welche auf den männlichen Protagonisten steht, einfach super duper nett ist, anstatt eine hochnässige Zicke. :D