6 - Kleid/A

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"Ari, du kannst ins Bett gehen. Wir reden morgen!", sagte Jace ohne mich dabei anzusehen. Sein Blick war starr auf Sierras Cousin gerichtet. Warum er Lord Henry so wütend ansah, wusste ich nicht.

Jedenfalls warf ich einen letzten Blick auf beide, bevor ich mich zu meinem Gemach aufmachte und überlegte, wie ich am besten den Dreck von meinem Körper bekam.

(...)

"Lady Arlena, es ist Zeit aufzustehen!", hörte ich die nervige Stimme von Mary. Ich wusste, dass mich in wenigen Sekunden eine kalte Dusche erwarten würde, deshalb stand ich schnell auf und blickte zum Eimer, denn Mary in ihrer rechten Hand hielt.

"Schön, du hast deine Lektion gelernt. Jetzt müssen wir uns vorbereiten. Lord Avan bat mich, dich für das Fest vorzubereiten. Obwohl ich denke, dass dies bei dir unmöglich wäre."

Mary zog Jason und mich groß, jedoch konnte sie mich aus irgendeinen Grund einfach nicht leiden. Sie behandelte mich herablassend und wiederholte ständig, dass ich es nicht verdient hätte, den Titel Lady zu tragen.

Natürlich wusste niemand, dass sie etwas gegen mich hatte. Ich hatte es damals einfach keinem erzählt. Nur Jace hat es am Anfang mitbekommen, weshalb er sie immer Hexe nannte und mich damals auch immer beschützt hatte. Nicht nur damals. Gestern auch.

"Woran denkst du schon wieder? Wir haben keine Zeit für deine Träume!"

...

Es war der schrecklichste Tag meines Lebens. Ich wurde im eiskalten Wasser gebadet. Dabei wurde meine Haut so fest abgeschrubbt, dass ich sie am Ende kaum spürte. Meine Haare wurden gewaltsam gebürstet und zu recht gemacht. Das Korsett, welches Mary mir gerade anzog, schnürte mir die Luft ab.

"Mary, ich bekomme keine Luft!", sagte ich atemlos.

"Selbst schuld. Du hättest dich schon längst an soetwas gewöhnen müssen. Nein, lieber läufst du in Männerkleidern rum. Das hast du jetzt davon. Ich hole jetzt dein Kleid."

"Nein!", sagte ich schnell.

"Ich habe bereits ein Kleid. Das Kleid gehörte meiner Mutter."

Ich ging auf meinen Schrank zu und holte das Kleid sorgsam aus der Truhe heraus. Automatisch lächelte ich, als ich das Kleid meiner Mutter sah. Als ich mich zu Mary umdrehen wollte, blickte sie mich feindselig an.

"Diesen Lumpen willst du anziehen?", fragte sie mich schockiert.

Meine Laune sank in einer Sekunde.

"Das Kleid gehörte meiner Mutter."

"Deine Mutter ist deinetwegen gestorben! Weil sie dich auf die Welt gesetzt hat! Du hast kein Recht ihre Sachen zu benutzen, erst Recht nicht das Kleid anzuziehen, welches sie auf ihrer Verlobung angezogen hatte."

Sie riss mir das Kleid aus der Hand und warf mir einen wütenden Blick zu, ehe sie das Kleid ruinierte. Ich hörte, dass der Stoff riss und blickte sie sprachlos an.

Tränen liefen mir über die Wangen.

"Du hattest kein Recht das zu tun!", sagte ich und rannte heulend aus meinem Gemach. Schnell rannte ich zum Garten und setzte mich auf die Bank hin, wo ich mich laut ausheulte.

Anmerkung: Bevor ihr denkt, sie ist halbnackt. Nein! Sie trägt ein Unterkleid mit einer Corsage! So wie auf dem Foto etwa.

 Nein! Sie trägt ein Unterkleid mit einer Corsage! So wie auf dem Foto etwa

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Ich konnte meine Tränen kaum bändigen. Das letzte Mal hatte ich geweint, als Jace damals ging und mich allein lies.

"Wen soll ich töten?", hörte ich eine Stimme.

Erschrocken hob ich meinen Kopf und blickte in seine blauen Augen. Er blickte mich traurig und wütend zugleich an. Ich dagegen, bekam keinen Ton heraus. Plötzlich kam er mit schnellen Schritten auf mich zu und kniete sich vor mir hin, sodass wir in etwa auf gleicher Augenhöhe waren.

Er sah mich an und wischte meine Tränen mit seinen Daumen weg. Stumm lies ich es geschehen und fing an mich unbewusst zu beruhigen.

"Wer war das? Wer hat dich zum Weinen gebracht?", fragte er besorgt.

"Das...das ist nicht wichtig."

"Mir schon. Also erzähl, was passiert ist. War es Mary?", fragte er wütend.

Ich senkte meinen Kopf. Doch in der nächsten Sekunden legten sich seine Finger unter meinem Kinn und zwangen mich, meinen Kopf wieder zu heben.

"Was hat sie diesmal angestellt?", erkundigte er sich.

"Nichts."

"Ari, sag mir auf der Stelle, was passiert ist!"

"Ich kann nicht."

"Du hast mir damals immer alles erzählt. Bitte, mach heute keine Ausnahme."

"Ich wollte zum Fest das Kleid meiner Mutter anziehen. Sie meinte, dass ich kein Recht dazu habe. Dass ich Schuld an ihrem Tod bin."

Er ballte seine Hände zusammen und sein Kiefer spannte sich an.

"Was hat sie noch gemacht?", fragt er bissig.

"Woher..?"

"Ich weiß, dass du mir noch etwas verschweigst. Ich kenne dich immer noch!"

"Sie hat das Kleid meiner Mutter zerissen."

Er atmete tief ein, ehe er wieder aufstand. Anschließend reichte er mir seine Hand und sah mich auffordernd an.

"Komm mit!", sagte er streng.

"Wohin?"

Erwartungsvoll sah er mir in die Augen.
Skeptisch legte ich anschließend meine Hand in seine und lies mich von ihm führen.

"Wohin willst du?", fragte ich neugierig.

"Das siehst du gleich."

Er steuerte auf einen Raum hinzu und zusammen betraten wir diesen, als er einen Schlüssel herausholte und die Tür aufmachte. Ich sah mich im Zimmer um und stellte fest, dass ich hier noch nie war. Wem dieses Zimmer gehörte, wusste ich nicht. Aber überall waren wunderschöne Kleider.

"Das sind die Kleider meiner Mutter. Du kannst dir aussuchen was du möchtest!", sagte Jace plötzlich.

"Aber, das geht doch nicht!"

Er lächelte mich und antwortete mir: "Du bist die einzige Ari, der ich die Sachen meiner Mutter geben würde. Niemanden sonst."

Er wendete seinen intensiven Blick von mir ab und räusperte sich: "Jedenfalls, das Fest beginnt gleich. Ich muss mich noch umziehen. Und bitte...sei nicht stur und nimm dir was du willst."

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Wer liebt Jace? 🌹
Wer hasst Mary?

Die Kriegerprinzessin (Jason & Arlena)Where stories live. Discover now