7-lieder

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„Avery! Aufstehen! Ich muss gleich los und einkaufen. Hast du Lust mitzukommen?" Ich drückte mein Gesicht in den Polster. Welche Mutter kam auf die Idee, ihre Teenie Tochter an einem Samstag vor neun Uhr aufzuwecken? „Nein Mom, ich bin noch nicht so weit.", rief ich und ließ mich in mein Kissen zurücksinken. Wow, jetzt konnte ich bestimmt nichtmehr einschlafen. Seufzend rollte ich mich zur Seite und schnappte mir mein Handy. Sofort fiel mir eine Nachricht von Julie auf. Ich öffnete sie gespannt.

Hey Avery, Reggie hat mir die Nummer gegeben. Luke und ich wollten heute Songs schreiben, magst du vielleicht auch rüberkommen? Reggie ist nicht so ein Fan vom Songwriting, vielleicht kannst du ihm ja Gesellschaft leisten.

Ich grinste und antwortete sofort.

Ja extrem gerne! Wann kann ich denn kommen?

Mit plötzlicher Motivation sprang ich aus dem Bett und zog mich um. Dann setzte ich mich vor meinen Laptop, um meine noch ausstehenden Hausaufgaben zu erledigen. Gerade als ich fertig war und unten in der Küche stand, um mir einen Kaffee zu machen, klingelte mein Handy. „Avery! Hi, hier ist Reggie, Julie hält das Telefon, weil ich es immer fallen gelassen habe, aber du kannst jederzeit kommen." Ich grinste, verabschiedete mich und machte mich wenige Minuten später auf den Weg.

„Avery?", ich bremste abrupt und stieg von meinem Fahrrad. „Paul?" Er kam auf mich zu. „Wo warst du gestern Abend? Ich dachte wir wollten gemeinsam üben." Ich biss mir auf die Zunge. Das hatte ich komplett vergessen. „Oh, das tut mir so leid! Ich habe es echt übersehen ich hatte noch so viel für die Schule zu tun..." stotterte ich. „Ava ich weiß, dass du gestern bei Julie warst. Warum lügst du mich an?" Meine Schultern sanken um ein paar Zentimeter. „Ich- Paul, ich weiß es nicht. Ich habe es einfach vergessen, ja. Können wir einfach heute Abend üben?" Er schüttelte mit dem Kopf. „Nein, ich brauche keine Freundin, die mir nicht die Wahrheit sagen kann." Er drehte sich um. „Paul! Wir kennen uns, seit ich denken kann. Ist eine einzige Lüge das Wert?", fragte ich verzweifelt. „Du führst dich auf wie ein Kleinkind! Ich habe mich entschuldigt und ich werde es nicht wieder tun!" Er zuckte mit den Schultern. „Okay, aber wir müssen jetzt üben. Ich habe am Abend schon was vor." Ich schluckte. „Ich habe jetzt keine Zeit. Ich muss noch... Geistern helfen. Sonst wird Mom wieder sauer." Wortlos drehte er sich um und ging. Ich seufzte und stieg wieder auf mein Rad.

„Endlich! Reggie geht uns schon auf die Nerven!", rief Luke, als er mich sah. Ich grinste. Luke saß auf dem Sofa, Reggie auf einen bequemen Sessel daneben und Julie saß am Klavier. „Wo ist Alex?", fragte ich verwirrt. „Keine Ahnung, wir haben ihn schon den ganzen Tag nicht gesehen.", sagte Reggie mit einem schulterzucken. „Okay, Luke und ich haben schon eine Idee für eine Melodie, aber wir sind noch nicht sicher wegen den Lyrics. Hör mal." Ich setzte mich auf das Sofa, wo Luke eben noch gesessen hatte, und sah den beiden zu. Julie spielte am Klavier und Luke begleitete sie auf seiner Gitarre. „Wow, das hört sich echt gut an! Habt ihr schon einen Namen?", fragte ich. Sie schüttelten den Kopf. „Sie haben ja noch nicht mal einen Songtext, also wird ein Titel schwer.", warf Reggie ein. Luke deutete zustimmend auf ihn. „Okay, worüber soll der Song denn gehen?"

Running from the past
Tripping on the future
What is lost can be found, it's obvious

And like a rubber ball
We come bouncing back
We all got a second act, inside of us

Ich wippte mit meinem Knie. „Wow, das hört sich schon gut an. Aber die zweite Zeile hört sich noch holprig an. Wir brauchen irgendeien anderes Wort anstatt future." Konzentriert starrte ich ins Leere. Auch Julie und Luke überlegten. Reggie klopfte auf seinen Oberschenkel. „Living like it's now or never.", sang er leise. Ich sah auf. „Vielleicht bist du echt nicht so schlecht. Probiert es mal mit Now anstatt future!", rief ich gespannt.

Running from the past
Tripping on the now
What is lost can be found, it's obvious

And like a rubber ball
We come bouncing back
We all got a second act, inside of us

„Perfekt!", sagte ich stolz und klopfte Reggie auf die Schulter. Er grinste stolz. „Wir wollten noch wo hin, ein bisschen unsere Teleportationskills testen.", sagte Luke, was ihm einen Rempler von Reggie einbrachte. „Klar, geht nur. Wir denken uns in der Zeit einen Titel aus!", sagte ich und wandte mich Julie zu.

„Es gibt schon so viele Songs die Great heißen...", murmelte ich. „und was ist mit ‚Edge of Great'?" Ich nickte langsam. „Das hört sich gut an!" Wir klatschten uns ab. „Du Avery?" Ich nickte gespannt. „Wie findest du eigentlich Reggie?" Ich grinste. „Ich kenn die Jungs ja noch nicht gerade lange, aber sie wirken alle extrem nett." Sie nickte langsam. „Und Reggie? Ich glaube er mag dich nämlich schon echt gerne." Meine Mundwinkel zuckten leicht. „Er kennt mich doch gar nicht. Vielleicht bin ich ein komplett schlechter Mensch. Er sollte vielleicht ein bisschen vorsichtiger mit seinen Gefühlen umgehen...", versuchte ich mein schlechtes Gewissen zu überspielen. Ich mochte Reggie, ja, aber mein Leben war nicht gerade unkompliziert, und eine Freundschaft oder sogar mehr mit einem Geist würde es nicht einfacher machen.

other side | julie and the phantomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt