12-calebs club

366 28 3
                                    


Ich kannte den Club zu gut, um gesehen zu werden. Durch eine mehr oder weniger geheime Hintertür schlich ich mich hinein und sah die vielen Leute. Ich kniff die Augen zusammen, um mich an das noch leicht schummrige Licht zu gewöhnen. Die Musik begann genau in dem Moment, als ich backstage gehen und mit Caleb verhandeln wollte. Ich blieb hinter einer Säule aus Marmor stehen. Ich wollte keine große Szene machen, also wollte ich warten, bis er fertig war mit seinem Song. Ungeduldig wippte ich mit meinem Fuß. Als plötzlich Alex hinter dem Schlagzeug saß, schnappte ich nach Luft. Ich hatte keine Zeit mehr. Ich schlängelte mich durch die Menge, bis ich hinter der Bühne stand. Man konnte hier nicht so schnell raus. Ich brauchte einen Plan, und zwar schnell. Ich warf einen schnellen Blick auf die Bühne. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Reggie stand ebenfalls auf der Bühne und Luke versuchte sich gegen Caleb zu wehren. Doch ich wusste genau, dass es ihm nicht gelingen würde. Ich griff in meine Hosentasche und holte den Amethysten heraus. Zitternd legte ich ihn auf den Boden. Ich holte dreimal tief Luft und sprang mit voller Kraft auf den Stein. Er zersplitterte in vier Teile. Ich spürte einen leichten Stich in meiner Brust, versuchte aber, den Schmerz zu ignorieren. Ich duckte mich und schlich von hinten auf die Bühne. Hinter dem Schlagzeug versteckte ich mich und griff nach Alex Hand. Verwirrt drehte er sich um und hörte auf zu spielen. Ich drückte ihm einen Teil des Amethysten in die Hand. „Denk ans Orpheum!", sagte ich und schloss seine Hand um den Stein. Er sah überfordert aus, doch offensichtlich tat er, was ich ihm gesagt hatte, denn einen Moment später war er nichtmehr auf der Bühne. Ein Raunen ging durch die Menge. Ich rannte zu Reggie. Jetzt hatten mich sowieso alle bemerkt. Ich gab ihm einen Splitter und sagte ihm dasselbe wie Alex. „Ich-", begann ich, doch er war schon verschwunden. Ich drehte mich um und sah, wie Caleb auf mich zu kam. Ich duckte mich und rannte zu Luke. „Nimm den Amethysten und denke ans Orpheum!", schrie ich, da die Musik so laut war. „Avery! Was machts du hier?" „Denk ans Orpheum, an Julie, an Alex und Reggie!", flehte ich. Doch plötzlich packte Caleb Luke am Arm. „Er geht nirgendwo hin!" „Doch. Ich bin hier. Und ich mache was du willst. Lass ihn los." Er sah mich verblüfft an und lockerte seinen Griff. Eine Sekunde später war auch Luke verschwunden. Caleb lebte seine Hand auf meinen rücken und schob mich schnell hinter die Bühne.

„Was machst du hier?" „Du musst deinen Stempel von den dreien nehmen." Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Sie sind zu mächtig. Genau wie du." Ich starrte ihn an. „Dann komme ich aber auch nicht zurück. Du nimmst die Stempel zurück und ich trete der Band wieder bei. Wenn du es nicht macht, bin ich schneller wieder weg als du schauen kannst." Ich sah ihn herausfordernd an. Zum Glück wusste er nicht, dass ich bluffte. Ich hatte nur noch ein kleines Stück von meinem Amethysten, ich wusste nicht, wieviel Kraft ich noch in mir hatte. „Wieso, wenn ich mir deine Magie auch gleich zu meinem Eigen machen kann?", fragte er schelmisch und packte mich am Hals. Erschrocken schnappte ich nach Luft. „Lass mich los!" „Wehr dich doch, Hexe!", sagte er abwertend. Ich versuchte mich zu konzentrieren, doch ich schaffte es nicht. Gut, dann musste ein anderer Plan her. Ich trat ihm zwischen die Beine. Caleb war zwar ein Geist, aber man konnte ihm trotzdem noch wehtun. Er lockerte seinen Griff für ein paar Sekunden, was ausreichte, um mich loszureißen. Ich rannte um die Bühne und stellte mich hinter eine Säule. Ich sah auf den Stein in meiner Hand und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Ich merkte, wie ich stärker wurde. Ich hörte Calebs laute Schritte. Entschlossen streckte ich eine Hand aus und sah verblüfft zu, wie er zurückgeworfen wurde. Ich hatte die Überhand gewonnen. Ich ging auf ihn zu und sprach laut und deutlich. „Nimm ihnen die Stempel weg. Du weißt nicht, zu was ich fähig bin!" Er blinzelte schnell, richtete sich auf und schleuderte mich durch den Raum. Hart knallte ich gegen einen Tisch. Um mich herum klatschten die Leute. Sie dachten, dass dies ein neues Programm sei. Da hörte ich Willie neben mir. „Avery du Dummkopf, was machst du hier?" Ich schnappte mir einen Sessel und versuchte, Caleb damit zu treffen. „Das Orpheum ist nicht die unerfüllte Aufgabe der Jungs!" Ich schrie auf, als Caleb mir meine Hand verdrehte und den Amethysten in eine Ecke schleuderte. Ich warf einen Seitenblick auf Willie, der mich entsetzt ansah. „Geh ins Orpheum und sag Reggie, dass ich ihn liebe. Er soll mich nicht vergessen." Ich holte Luft und sprintete zum Amethysten. Ich hielt meinen Fuß einen Zentimeter über ihm. „Entferne den Stempel, oder meine Magie wird für immer erlöschen!" Caleb grinste. „Okay. Komm mit und ich entferne die Stempel." Verwirrt folgte ich ihm hinter die Bühne. Er holte ein Buch aus einer Schublade hervor. Dann fuhr er mit den Fingern über drei Zeilen und sah mich an. „Erledigt. So, und jetzt trittst du wieder der Band bei, oder gibst mir den Amethysten." Ich starrte ihn an. Ich dachte an Mom. Sie hatte mich immer gewarnt. „Dir kann man nicht vertrauen!", schrie ich und trat auf den Amethysten. Es zischte laut und ich spürte, wie eine Welle von Schmerz meinen ganzen Körper überrollte. Ich stolperte und plötzlich wurde alles schwarz. 

other side | julie and the phantomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt