8-schultanz

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„So, und wer kann mir jetzt sagen was in die Lücke 13 hineingehört? Avery vielleicht?" Ich schrak hoch. Ich hatte gestern keine Zeit mehr gehabt meine Englischaufgaben zu machen, da ich bis Mitternacht bei Waltraud, um diesem einen Geist aus 1999 zu helfen. „Ja natürlich...", schnell überflog ich den Satz. „Naja also das Wort, das man umwandeln muss, ist ja ‚dead'. Und in diesem Kontext hier würde ‚Deadline' am ehesten Passen.", sagte ich unsicher. „Richtig Avery.", sagte meine Englischlehrerin mit einem verblüfften lächeln. Ich starrte zurück. Ich war die Königin der Improvisation.

„Ava!" Ich drehte mich um. Neben einem Spind stand Reggie. Ich bedeutete ihm mir zu folgen. „Aufs Mädchenklo, ernsthaft?", doch ich beobachtete ihn dabei, wie er sich verstohlen umsah. „Rein hier. Was willst du?" Ich schloss die Tür schnell ab und setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel. „Ich habe dich einfach schon so vermisst." Ich grinste schief. „Nein. Was ich eigentlich sagen wollte, ist dass wir heute Abend auf dem Schultanz einen Auftritt haben! Du kommst doch, oder?" Ich sah ihn überrascht an. „Das hat mir Julie gar nicht erzählt! Aber ja, natürlich komme ich." Ich sah Reggie an, wie sehr er sich freute. „War das alles? Ich habe gleich tanzen." Er knackste mit seinen Fingergelenken. Ja, Geister können das. „Ja, und ich wollte sagen, dass es echt schon ist, dass du immer bei unseren Proben und so dabei bist, denn Julie und Luke sind ja schon sehr eng und Alex hat ja jetzt auch diesen neuen Freund..." Ich wurde hellhörig. „Was für einen Freund?" „Willst du gar nichts dazu sagen, was ich vorhergesagt habe?" Ich fühlte mich sofort schlecht. „Doch, ich bin auch froh, dass ich immer dabei bin, ich habe euch alle echt gern. Aber wer ist Alex Freund?" „Ach nur so ein Geist... Ich habe ihm versprochen es nicht weiterzuerzählen. Aber vielleicht treffen wir ihn heute Abend ja." Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Aber ihr habt doch heute Abend einen Auftritt hier in der Schule?" Reggie schüttelte den Kopf. „Ja klar, aber doch erst um neun. Davor können wir noch ein paar Dinge lernen!" Ich zuckte mit den Schultern und als es läutete verabschiedete ich mich schnell von Reggie und machte mich auf den Weg in den Turnsaal.

„Wo sind diese Geister? Wenn sie nicht rechtzeitig kommen, trete ich ihnen eigenhändig in den Arsch!", schimpfte Flynn gerade. Ich lächelte. „Wird schwer, wenn du sie nicht sehen oder berühren kannst. Aber keine Sorge, sonst übernehme ich das einfach." Sie grinste mich an. Ich ging schnell Backstage, um mit Julie zu reden. „Hey, sie kommen. Reggie hat mir gesagt, dass sie noch schnell etwas machen müssen, aber Luke hat dir doch bestimmt auch versprochen, dass sie kommen!", versuchte ich sie aufzumuntern. Julie lächelte mich schwach an. „Wenn es irgendetwas damit zu tun hat, dass sie sich an Trevor rächen wollen, dann bring ich sie um." Ich verbiss mir zu sagen, dass sie schon tot waren. „Und Alex ist auch teilweise während der Probe abwesend. Ich bin zwar froh, dass er glücklich ist, aber dieser Willie verdreht ihm etwas zu sehr den Kopf." Ich schreckte hoch. „Willie?" Julie nickte. „Ja, Alex hat erzählt, dass er auch ein Geist ist und ziemlich viele Tricks draufhat. Vielleicht wollen die Drei mit seiner Hilfe sichtbar werden, damit sie Trevor konfrontieren können." Ich schluckte. Das konnte doch nicht mein Willie sein. Aber wie viele Geister mit dem Namen Willie gab es schon hier in Hollywood? Nicht viele. Und sichtbar machen konnte in der ganzen Geisterwelt nur einer: Caleb. „Julie. Du schaffst das. Ich glaube ich weiß, wo sie sind. Ich bringe sie zu dir!"

Ich stand vor der großen Eingangstür zu Calebs Club. Es war riskant, das war mir klar. Aber wenn ich nicht einschritt, würde Julie allein performen müssen und Caleb würde mit den drein wer weiß was machen. Plötzlich machte es einen leisen Plopp neben mir und ich erkannte Willie. Er sah mich überrascht an. „Avery! Was machst du hier? Du... das ist viel zu gefährlich!", er zog mich eine Ecke weiter. „Du hast doch nicht Alex, Reggie und Luke hierher zu Caleb gebracht, oder?", fragte ich zaghaft. Sein Schweigen verriet mir alles. „Ach Willie. Du weißt doch genau, was Caleb mit ihnen machen wird." „Nein, er hat mir versprochen, seinen Stempel nicht zu benutzen." Ich schnaubte. „Und das glaubst du ihm? Ich dachte du bist schlau!" „Ist ja jetzt nicht wichtig, warum bist du hier? Und warum kennst du Alex?" „Ist doch jetzt egal. Ich muss die drei da rausholen!" er packte mich am Arm. „Du kannst da nicht rein! Caleb will dich seit du die Band verlassen hast wiederfinden. Es ist

Seine oberste Priorität. Und er ist schon ziemlich wütend, dass du dich mit irgendeiner Hexenmagie versteckst." Ich schüttelte den Kopf. „Er hat sie einfach umgebracht, ausgelöscht. Du kannst doch nicht ernsthaft noch in seiner Band sein!" Er lächelte mich traurig an. „Ich bin keine Hexe wie du. Caleb besitzt meine Seele. Ich kann nicht aussteigen." Ich sah ihn kurz mitleidig an und versuchte dann, mich loszureißen. „Avery! Wenn du da reingehst kommst du nie wieder raus, das garantier ich dir! Bitte geh einfach. Ich hole die drei raus und bringe sie in die Schule. Versprochen." Ich schüttelte den Kopf. „Wenn Caleb die drei hierbehalten will, wirst du nichts dagegen tun können. Er ist zu mächtig." Willie ließ mich los. „Geh durch die Tür und du wirst für immer in Calebs Band sein müssen. Das willst du nicht. Geh nachhause. Bitte tu es für mich. Tu es für deine Mom. Tu es für Reggie, Luke und Alex. Und tu es für dich selbst!" Er sah mich noch ein paar Sekunden lang an und verschwand wieder. Ich ließ mir seine Worte ein paar Momente durch den Kopf gehen, und obwohl mich jeden moralische Vorstellung in die Gegenrichtung zerrte, entfernte ich mich von dem Club und ging in Richtung Schule.

other side | julie and the phantomsWhere stories live. Discover now