14-weiter gehts

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„Scheiße, was machen wir denn jetzt?" „Wir müssen ihre Mom anrufen, sie hat mir mal was gesagt..." Etwas zerbrach. „Luke!" Meine Augen waren ganz schwer. Mir tat alles weh. Ich wollte meinen Mund aufmachen, doch meine Lippen bewegten sich nicht. Ich konzentrierte mich, doch es fühlte sich an, als ob ich nicht mehr ganz Herr über meinen eigenen Körper wäre. „Julie, mach was! Bitte!" Reggie? Ich wollte auf der Stelle zu weinen beginnen. Er war hier? Wer war noch aller im Raum? Wo war ich überhaupt? Und warum verdammt nochmal konnte ich meine Augen nicht öffnen? Doch je mehr ich mich konzentrierte und meinem Ziel, die Kontrolle wieder zu erlangen, näher kann, desto schwerer wurden meine Lider und die Schwärze zog mich mit sich.

„Avery. Ich bin da. Du hast keine Schmerzen mehr Schatz. Ich habe sie dir alle genommen. Wenn du mich hörst, komm wieder zurück. Du bist stark genug. Kämpfe!" In meinem Inneren zog sich alles zusammen. Mom. Sie war hier. Und sie hatte mich gerettet. Ich konnte jetzt nicht sterben, oder was auch immer gerade mit mir passierte. Ich dachte an alle, die mir etwas bedeuteten. An alles. Und an meinen Amethysten. Auch wenn er kaputt war, vielleicht konnte er mir jetzt Kraft geben. Ich lenkte all meine Energie an einen Platz. Meine Augen. Und schon nach ein paar Sekunden schaffte ich es sie zu öffnen. „Ava!" Ich lächelte schwach. „Mom, wie schlimm sehe ich aus?" Sie grinste mit Tränen in den Augen. „Wunderschön. Bis auf ein paar Kratzer, blaue Flecken und Beulen." Ich sah mich im Raum um. Julie stand neben Luke, der einen Arm um sie gelegt hatte. Auch Alex und Reggie standen nicht weit von mir. Julies Dad und Carlos saßen aufgelöst auf dem Sofa. Alle hatten mich jetzt hier an meinem tiefsten Punkt gesehen. Peinlich... Moment. Abrupt setzte ich mich auf. „Avery! Nicht zu schnell." Ich schüttelte die Hand meiner Mutter ab. „Was? Wie ist das möglich?" Ich deutete auf Luke und Julie, die sich problemlos berührten. Julie sah auf den Boden. „Was meinst du?" Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme an meinem Ohr. „Ray und Carlos sind im Raum, sie können uns nicht sehen. Verrate uns nicht!" Ich atmete laut aus. „Ach so. Ähm. Garnichts. Tut mir leid, ich bin noch ein bisschen verwirrt." Mom strich mir langsam über die Haare. „Möchtest du nachhause? Deine Freundin kann dich ja morgen wieder besuchen kommen?" Ich nickte schwach. „Wir kommen später noch vorbei!", riefen Alex und Reggie. Ich verkniff mir ein Grinsen. Es gab viel zu besprechen.

Ich starrte an die Decke. Meine Augen fielen mir immer wieder zu, doch ich wollte nicht schlafen. Als ich plötzlich ein Geräusch neben mir hörte, zuckte ich leicht zusammen. „Ava!" Reggie umarmte mich stürmisch. Ich verkniff mir ein stöhnen. Es war nicht gerade angenehm bei all den Wunden, die ich hatte, aber ich genoss die Umarmung doch sehr. Als wir uns wieder lösten, war es kurz unangenehm, da unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich drehte mich zur Seite und räusperte mich. „Wie habt ihr es geschafft? Ich konnte Caleb nicht dazu zwingen euch den Stempel abzunehmen...", murmelte ich. „ich weiß es auch nicht! Aber wir haben den Stempel nicht mehr. Das ist Wahnsinn! Julie hat zuerst Luke umarmt, dann auch uns und plötzlich waren die Schmerzen weg und der Stempel ist so in die Luft aufgestiegen. Voll krass." Ich lächelte schwach. „Aber du? Wie hast du uns überhaupt gefunden? Und wie bist du hierhergekommen?" Ich holte tief Luft. „Ich wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, wo ihr wart, weil ich bin, nochmal zurück in die Garage gegangen um... egal. Auf jeden Fall war mir sofort klar, dass ihr bei Caleb sein musstet. Ich habe meinen Amethysten zerbrochen damit ihr da rauskommt. Aber ich hatte dann ja nur noch ein kleines Stück, das hat nicht so viel Kraft. Aber irgendwie habe ich mit Caleb gekämpft. Als ich keinen Ausweg mehr sah, habe ich auch noch mein letztes Stück Stein zerbrochen. Und was dann war weiß ich nicht mehr. Alles wurde schwarz und als ich aufwachte war niemand mehr im Club. Ich habe keine Ahnung wo Caleb ist, aber tot ist er bestimmt nicht. Wir müssen uns echt in Acht nehmen!"

„Du bist so mutig!" Ich sah auf meine Finger. „Nein, das war leichtsinnig. Ich hatte Glück, dass ihr überhaupt dort lebend rausgekommen seid!" Reggie griff nach meiner Hand. „Du hast uns gerettet. Und Julie auch. Danke Avery." Ich sah ihn lange an. „Hat Willie etwas gesagt?" Er schüttelte den Kopf. „Irgendwann bringe ich ihn eigenhändig um. Nur blöd, dass er schon tot ist!", fluchte ich. „Was hätte er denn sagen sollen?", fragte Reggie grinsend. Ich drückte herum. „Naja... Ich mag dich echt. Und auch wenn es wahrscheinlich nicht die klügste Idee ist... Ich habe mich vielleicht in dich verliebt." „Vielleicht?" „Komm schon, du weißt genau was ich meine. Ich mag dich. Sehr gerne. Ich wollte nur dass du das weißt, auch falls ich nicht mehr aus dem Club gekommen wäre..." Bevor ich weiterreden konnte, spürte ich Reggies Lippen auf meinen. Ich lächelte in den Kuss hinein und wollte, dass er nie endete. Doch Reggie drückte mich von ihm weg. Verwirrt sah ich ihn an. „ich wollte nur sagen, dass Willie es mir gesagt hat. Ich wollte es nur nochmal von dir hören." Mein Mund klappte auf. „Das war gemein!", rief ich gespielt empört. Er brachte mich mit einem Kuss zum Schweigen, und so glücklich wie in diesem Moment war ich schon lange nicht gewesen. 

other side | julie and the phantomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt