11-enthüllung

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„Avery! Ich habe es im Griff. Du musst dich nicht immer um alles kümmern, schau auch mal auf dich selbst.", Willie sah mich ernst an. Ich nickte und sah auf den Boden. „Na klar. Aber mir geht's gut. Mir geht's immer gut, das weißt du." Er legte den Kopf schief. „Na klar." Ich grinste gezwungen und umarmte ihn schnell. „Dann mach dich mal an die Arbeit. Ich habe Julie versprochen, dass ich um 7 bei ihr bin."

Ich klopfte an die Tür der Garage. „Avery! Endlich. Wir müssen reden." Ich sah Julie verwirrt an. „Beruhig dich, ich habe gerade noch mit Willie gesprochen. Er wird dafür sorgen, dass die Band in der Wüste aufwacht. Und dann müssen Reggie, Luke und Alex nur noch die Sekretärin dazu bringen, euch zu buchen. Das wird alles funktionieren!", versprach ich ihr. Julie umarmte mich. „Danke Avery. Aber wir müssen über etwas anderes reden." Sie sah mich ernst an. Instinktiv zog ich die Ärmel meiner Bluse über die Handgelenke. Ich versuchte zu lächeln. „Klar, was gibt's?" „Reggie hat mir gestern Abend von Kratzern an deinen Arm erzählt." Ich musste schlucken. „Oh, ich weiß was du denkst. Aber ich bin nur beim Radfahren gestürzt und in einen Dornenbusch gefallen." Sie legte den Kopf schief und sah mich skeptisch an. „Avery! Rede bitte mit mir. Ich weiß nicht was dich belastet, aber ich will dir einfach nur helfen." Ich schüttelte den Kopf. „Aber ich habe doch gerade gesagt, dass ich nur gestürzt bin-" Ich holte tief Luft und sah auf den Boden. Julie griff nach meiner Hand. Ich sah in ihre Augen, während sich meine langsam mit Tränen füllten. „Ich will doch einfach nur ein normales Leben. Ein normaler Teenager sein! Und ich... Ich habe mein ganzes Leben nichts anderes gemacht als mit Toten geredet. Dann habe ich gedacht, dass ich im Hollywood Ghost Club meinen Platz gefunden habe, aber dann doch nicht und jetzt habe ich euch kennengelernt, und jetzt-" Ich schluchzte. „Ist das auch bald weg. Die Jungs werden heute Abend auf die andere Seite gehen... Aber wenigstens habe ich dann noch dich." Ich drückte Julie fest an mich. „Oh Avery, das tut mir alles so leid! Aber du musst dich doch nicht selbst verletzten. Es gibt immer einen anderen Weg." Ich versuchte zu grinsen. „Ja, seit ich euch vier kenne, habe ich mich noch kein einziges mal selbst verletzt. Muss euer guter Einfluss sein.", lachte ich durch meine Tränen hindurch. Hinter uns räusperte sich jemand. Ich drehte mich abrupt um. „Reggie?", fragte ich entsetzt und wischte mir schnell die Tränen von den Wangen. Wortlos kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Wieso bist du hier? Solltet ihr euch nicht bald mit Willie beim Orpheum treffen?", fragte ich, als wir uns voneinander lösten. „Ja, aber ich habe dich gerade kommen sehen und konnte nicht gehen... Wieso machst du sowas?", er deutete auf meine Unterarme. „Ach es ist nicht nur da.", lachte ich, verstummte aber, als ich die Blicke der beiden sah. „Hey! Sorry, ich brauche Humor, um meine Probleme zu verarbeiten.", erklärte ich.

„Du solltest einen Anruf bekommen. Und zwar genau: Jetzt!", Alex deutete auf das Handy. Nichts tat sich. Ich hob eine Augenbraue. Alex drückte seinen Rücken durch und begann nochmal. „Jetzt!" Plötzlich leuchtete Julies Handy auf. Da riefen alle vor Freude durcheinander.

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„Luke, können wir reden?" Ich sah Julie an und hob eine Augenbraue. Ich drehte mich zu Alex und Reggie. „Ich werde euch so vermissen! Ihr seid echt meine Lieblingsgeister!", sagte ich und schluckte. „Und du bist unsere Lieblingshexe!", sagte Alex. Ich grinste und umarmte die beiden. Ich würde noch gerne mit Reggie reden, aber Julies Dad hupte schon. Ich lief mit Julie zur Einfahrt. Gerade als ich einsteigen wollte, fiel mir auf, dass ich noch meinen Pulli in der Garage vergessen hatte. „Ich komme zu Fuß, fahrt schon mal ohne mich!", rief ich und lief schnell zurück. Innerlich hoffte ich, dass die Jungs noch da waren. Aber als ich die Türen öffnete, war niemand mehr im Raum. Ich blickte mich um und schnappte mir meinen Pulli. Da fiel mein Blick auf ein rotes Hemd, welches auf dem Sofa lag. Reggies. Ich nahm es in die Hand und starrte nachdenklich darauf. Auch wenn sie mich nie gefragt hatten, konnte es doch nicht schaden, nachzusehen, was ihre Aufgabe war. Obwohl ich mir sicher war, dass es das Orpheum war, so sah ich es als Übungsmöglichkeit. Ich nahm meinen Amethysten aus meiner Hosentasche und nahm ihn in meine rechte Hand. Ich schloss die Augen und versuchte mich ganz auf Reggies Hemd zu konzentrieren. Als mich der Strudel erfasste, genoss ich es beinahe.

Ich hustete und schnappte nach Luft. Das konnte nicht wahr sein. Panisch schnappte ich mir Lukes Haube und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich schloss die Augen, während mir die erste Träne über die Wange rollte.

Ich zitterte am ganzen Körper, als ich wieder auftauchte. Ich rannte durch den raum und suchte nach einer Sache, die Alex gehörte. Ich fand eine Bauchtasche. Schnappend atmete ich ein und aus und versuchte mich zu konzentrieren. Noch nie hatte ich drei Aufgaben innerhalb so kurzer Zeit gesucht.

Ich lag auf dem Boden. Die Decke über mir drehte sich. Ich war nicht stark genug, um sofort aufzustehen. Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich ließ ein paar Minuten verstreichen, bis mir bewusstwurde, dass ich diese Zeit nicht hatte. Dass Reggie diese Zeit nicht hatte. Dass ich es mir nicht leisten konnte, mich auszuruhen. Ich stand auf, band meine Haare zu einem Zopf zusammen und zog Reggies Hemd über mein kurzes T-Shirt. Um nach einer anderen Lösung zu suchen, war es zu spät. Es gab nur einen Weg, wie ich sie retten konnte, und dass war Calebs Club. 

other side | julie and the phantomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt