scream

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„Nat, gehen wir schon vor?", fragte mich Owen. Ich nickte und schnappte mir meine Tasche. Ohne einen Blick zurückzuwerfen ging ich aus dem Apartment. „die sind echt langsam, was?", lachte ich und ging gut gelaunt neben Owen her. Er sagte nichts. „Hey alles okay?", fragte ich und packte ihn leicht am Oberarm, sodass er gezwungen war, in meine Richtung zu schauen. „Mhm. Bin nur nicht so gut drauf heute...", murmelte er. Ich griff ihm ans Kinn. Er sah mir direkt in die Augen. „Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Und ich hasse es selbst über meine Gefühle zu reden, aber es geht einem echt oft danach besser! Ich kann gut zuhören." Er biss sich auf die Lippe und setzte sich auf eine Bank, die am Straßenrand war. Ich setzte mich neben ihn. „Wenn ich dir was erzähle, musst du mir auch was erzählen, okay?", sagte er mit einem leichten Grinsen. Ich nickte, während ich leicht die Augen verdrehte. „Hey, das habe ich gesehen!", lachte Owen. „Okay. Ich weiß nicht, aber kennst du einfach so Momente, wo dir alles zu viel wird? Du solltest einfach glücklich sein, weil gerade alles super läuft und es dir gut geht. Aber dann kommen so Gefühle, die dich einfach wie eine Welle überrollen. Und du kannst nichts dagegen tun. Aber es zieht dich einfach komplett runter. Und du versuchst es immer zu überspielen, aber irgendwann gelingt es dir einfach nicht mehr?" Ich musste schlucken. „Ja, fühlst du dich so Owen?" Er nickte und starrte auf den Boden. Ich griff nach seiner Hand als ich sah, wie sie leicht zitterte. „Ich weiß genau wie du dich fühlst. Und es ist komplett normal, dass du nickt immer glücklich sein kannst, auch wenn es gut läuft. Ich will jetzt nicht über mich reden, aber vor zwei Tagen ist es mir auch zu viel geworden, und ich habe mich einfach übergeben. Keine Ahnung, aber bei mir schlägt sich das voll auf den Magen. Und für jeden ist das anders. Aber bitte rede einfach mit mir, wenn es dir so geht, okay?" Er grinste mich dankbar an. „Oh, wir müssen los, sonst sind Madi und Charlie noch vor uns da!", sagte ich überrascht. „Apropos, was ist mit dir und Charlie?", fragte er, während wir aufstanden und schnellen Schrittes weiter Richtung Set gingen. „Was soll denn sein?", wich ich aus. „Naja, ich habe da eigentlich schon immer was gespürt, wenn ihr zu zweit wart. Aber seit ein paar Tagen bist du extrem abweisend zu ihm. Und denk nicht, dass Jungs nicht auch reden." Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss nur etwas mit mir selbst zuerst klären.", sagte ich knapp.

„Wo wart ihr denn?", lachte Madi, als Owen und ich um Punkt acht am Set ankamen. „Wir hatten noch was zu besprechen", sagte Owen grinsend. Ich sah mich um und rechnete damit, wieder Charlies durchdringendem Blick ausweichen zu müssen, doch er sah nicht einmal in meine Richtung. Ich zuckte innerlich mit den Schultern und machte mich allein auf den Weg zu Tori. Sie umarmte mich sofort herzlich. „Hey, ich habe eine Frage wegen der Szene hier.", ich deutete auf mein Skript. „Ich weiß da schon von den Geistern, aber soll ich eher in die Defensive oder Offensive gehen? Weil, das Skript lässt da relativ viel Spielraum." Sie nickte. „Gut, dass du fragst, ich habe mir gedacht, dass es besser ist, wenn du mit relativ viel Skepsis an die Sache herangehst, aber Marlee ist ja nicht auf den Mund gefallen, also ist im Skript ja auch etwas Sarkasmus eingebaut." Ich bedankte mich und machte mich dann direkt auf den Weg in die Maske.

„Ihr glaubt auch, nur weil ihr jetzt ein bisschen berühmt seid, könnt ihr machen was ihr wollt!", fauchte ich in Richtung der drei ‚Geister'. „Ach. Und du kannst einfach hierherkommen und uns sagen was wir zu tun und lassen haben?", sagte Charlie und sah mir in die Augen. Das war der erste Augenkontakt, den wir seit jenem Tag hatten. Nachdem ich mir im Badezimmer die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, war ich nur mit einem kleinen Dankeschön in mein Zimmer verschwunden und hatte mich schlafen gelegt. Seitdem versuchte ich Charlie so gut es eben ging zu ignorieren. Ich wusste nicht, ob ich schon bereit für etwas ernsteres war. Natürlich hieß ein Kuss nicht gleich zusammenkommen, aber ich rannte nicht herum und küsste zufällig ausgewählte Leute. Und dann ist da auch noch Max... „Jetzt hört mal auf! Setzten wir uns mal hin und besprechen das in Ruhe!", sagte Owen und versuchte die Spannung zu unterbrechen. „Nein Alex! Sie glaubt sie ist sonst jemand und ich lasse mir das nicht gefallen!" Eigentlich stand im Skript, dass wir uns auf das Sofa setzten und dort in Ruhe diskutierten. Das was Charlie gerade gesagt hatte, stand nicht im Skript. Ich ließ mir nichts anmerken. „Genau Alex, Luke will sich das nicht von einem Mädchen gefallen lassen!", feuerte ich zurück. Ich betonte Mädchen extrem. „Okay, du willst es so. Das hier ist unsere Garage! Raus hier!", er wurde immer lauter. Ich wartete eigentlich auf ein ‚Cut' von Kenny, doch es kam nichts. „Hier will doch sowieso keiner wohnen! Und euer blödes Gerede brauche ich mir auf nicht länger anzuhören!", sagte ich und drehte mich um.

„Ich weiß nicht warum du hier improvisiert hast Charlie, aber es ist gut. Man hat die Spannung, die in der Luft lag, richtig gespürt! Machen wir es nochmal, dann können wir die Szene so lassen.", sagte Kenny beeindruckt. Wir nickten und nahmen unsere Startpositionen wieder ein.

„Natalie! Hi." Ich sah mich um und verschwand mit meinem Handy in eine abgelegene Ecke. „Max? Was willst du?", fragte ich. Seit einem halben Jahr hatte ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt und nun rief er mich plötzlich an? „Ich wollte dir nur gratulieren. Zu deinem TV-Debüt in den USA" Ich nickte, doch mir fiel ein, dass er mich ja nicht sehen konnte. „Danke. Aber dir ist schon klar, dass man es erst Debüt nennt, wenn die Serie ausgestrahlt wird.", sagte ich trocken. „Natalie? Ich denke noch oft an dich." Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke. „Aha. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war ich nicht diejenige die fremdgegangen ist.", sagte ich und meine Stimme war voller Bitterkeit. „Bitte, du weißt, dass ich einen Fehler gemacht habe. Und du bist einfach was Besonderes. Wieso kannst du nicht über deinen Schatten springen und mir eine zweite Chance geben? Du bist doch sonst so ein ‚Jeder verdient eine zweite Chance' Mensch!" Ich schnaubte. „Max! Du rufst mich ernsthaft deswegen an? Du hast mein Vertrauen komplett missbraucht und mich so sehr verletzt! Und das werde ich nicht nochmal zulassen. Also nein. Du hast keine zweite Chance verdient." Ich legte auf. Wenigstens war damit eine Sache geklärt: Mit ihm hatte ich nun komplett abgeschlossen.

one kiss less | charlie gillespieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt