Kapitel 1- Die Vaskebjør

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POV. Jack

Es regnete als Jack durch die Tür der Vaskebjør trat. Um dem kühlen Nass zu entgehen hatte er seine Kapuze aufgesetzt und seinen Kopf eingezogen. Jetzt entspannte der Junge sich wieder. Er nahm seine Kapuze ab und strich einmal durch seine straßenköterblonden Haare.

Erst, als er sich im Inneren der Bar umsah, erkannte er, dass viele Blicke ihn ansahen. Als Jack sie erschrocken zurück anblickte, wandten sie sich wieder ab. Die Bar war überraschend groß, wirkte aber dennoch klein und gemütlich. Rechts und links neben ihm führten zwei Tischreihen bis an die Wände, wobei auf der rechten Seite am Ende noch so etwas wie eine Sesselecke war. Daneben führte eine Tür in einen weiteren Raum und eine Treppe in ein oberes Stockwerk. Auf der linken Seite war der Raum weitaus weitläufiger. Der Raum in dem man kam, wenn man an dem Tresen vorbeilief, wirkte fast schon wie ein Saal, an dessen Rand überall gemütliche Sessel an den passenden Tischen und ab und zu sogar mal eine Couch stand. Neben dem Tresen führte sogar noch eine kleine Wendeltreppe auf ein Rondell um den Saal herum. Die Bar an sich sah sehr einladend aus. Irgendwie altmodisch, aber dennoch hochtechnisch. Steampunk, würde Jack sagen.

Er mochte es, auch wenn er so etwas nicht erwartet hätte. Zugegebenermaßen hatte er gar nichts erwartet. Es war alles immer noch ein bisschen viel für ihn. Die beiden Schwestern hatten sich Mühe gegeben ihn alles zu erklären, doch sein Kopf weigerte sich noch ein wenig das alles zu akzeptieren.

In der Bar saßen viele... Dyrman. Jack konnte nicht ganz sagen, was sie alle für Tiere waren, doch die meisten sahen aus wie Hunde, oder Katzen und andere Wildtiere. Vögel waren auch dabei, was eindeutig an ihren dünnen, orangen oder gelben Beinen zu erkennen war. Hinter der Bar jedoch stand eine ganz andere Dyrman. Sie hatte ein wunderschönes, rotes Kleid an, ein lilanes, seidiges Tuch um ihren Hals und rote Bänder um ihre Hände. Auf ihren Kopf jedoch hatte sie kleine, schwarz- braune Ohren, welche frech durch ihre blonden Haare hervorlugten. Das auffälligste jedoch war eine schwarz- weiße Maske, die sich um ihre Augen schlang und ihr halbes Gesicht einnahm.

Wenn Jack raten müsste, würde er Waschbär sagen. Als er merkte, dass er immer noch in der Tür stand, lief er rot an und setzte sich schließlich in Bewegung. Er setzte sich auf einen der Barhocker und sah unsicher auf die ganzen Flaschen hinter der Bar. Zwei Plätze neben ihm saßen zwei blonde Jungen, doch Jack schien sie nicht wirklich wahr zu nehmen. Die Waschbären- Lady gesellte sich zu ihm. ,,Was möchtest du denn trinken Kleiner?", fragte sie amüsiert. ,,Ähm...", brachte der Junge nur heraus, der offensichtlich überfordert mit dem Alkoholangebot war. Das letzte Mal, dass er Alkohol getrunken hatte, war an seinem 18. Geburtstag. Es war zwar nicht so lange her, dafür hatte er aber auch nur kurz genippt. Er fand den Geschmack einfach nur grässlich und ließ es daher bleiben.

,,Wir haben auch Wasser," meinte die Dame leise lachend und sah Jack wissend an. Schnell nickte der Junge. ,,Das wäre echt großartig!", sagte er etwas übereilig, stockte dann aber. ,,Ich befürchte nur, dass ich nicht das passende Geld dabeihabe," gab er verlegen zu und dachte dabei an die paar Pfund, die er noch in seiner Tasche hatte. Die Dame sah ihn kurz skeptisch an. ,,Ich dachte, der Ruf sei meiner Bar schon voraus. Mir ist es völlig egal mit welchem Geld du zahlst, solange du es zahlst," erklärte sie, legte aber den Kopf kurz schief. ,,Wie alt bist du eigentlich Kleiner?" fragte sie doch etwas neugieriger nach, als sie wollte. Jack wollte gerade antworten, als sie ein Glas Wasser, mit passendem Untersetzer natürlich, vor ihn stellte. ,,Ach... Achtzehn", stammelte er unbeabsichtigt. Die Waschbär- Lady hatte jedoch so eine starke Wirkung auf ihn, dass er sich ihr zunächst lieber unterwarf und wenn es nur mit Worten war.

Kurz lachte sie jedoch auf, als sie seine Antwort hörte. ,,Dann wirst du wahrscheinlich neu sein. Wenn du hier gelandet bist, bist du sicherlich schon jemanden begegnet", stellte sie fest. Zögernd nickte Jack und griff nach dem Glas. ,,Alcina und Mirax Lectrac... glaube ich", murmelte er und trank einen Schluck kaltes Wasser. Wissend nickte die Dame, sah dann aber kurz verwirrt aus. ,,Warum haben sie dich nicht gleich mitgenommen?", fragte sie nach. Jack sah sie sichtlich verwirrt an, doch sie wank nur ab und stützte sich auf dem Tresen ab. ,,Ich bin Seena Kiner. Die Neuen werden normalerweise zu mir geschickt, da ich sie gut weitervermitteln kann, damit sie auch gut in der Hauptstadt ankommen. Du warst allerdings schon auf dem direkten Weg dorthin... Warum haben sie dich trotzdem hergeschickt?", erklärte sie, wobei sie beim letzten Satz eher zu sich selbst sprach. Jack konnte sich daran erinnern, dass die beiden Schwestern ihm erzählt hatten, dass es eine eigene Hauptstadt der Dyrman gab, doch er glaubte noch nicht wirklich daran. Er sollte langsam mal daran etwas ändern...

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