Kapitel 60

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Hermione erklärte ihm kurz, was sie zu tun hatten, dann machten sich beide an die Arbeit. Natürlich entging ihr nicht, wie Severus bei jeder Bewegung das Gesicht verzog. Irgendetwas war die letzte Nacht wieder vorgefallen, wahrscheinlich wieder ein Todesser der auf seinen Rang neidisch war. Zum Glück hatte sie gestern Nacht noch ein paar Heiltränke gebraut. So wie er sich verhielt, würde er sie sicher brauchen. Wie sehr er sie wirklich benötigte, konnte sie jedoch nicht ahnen.

Den Unterricht über schwiegen sie. Hermione wollte nicht vor der Klasse nach Severus’ Wohlbefinden fragen und Severus wollte vor der Klasse nicht über sein Wohlbefinden sprechen.

Hermione merkte – nachdem er sie ohne zu diskutieren die ganze Arbeit machen lies – dass das Treffen schlimmer ausgegangen sein musste als sonst. Wenn es ein Fach gab bei dem er am Liebsten alles selber machen wollte, dann war es Zaubertränke. Umso schockierter war sie, dass er noch nicht mal protestierte, als sie selbst darauf bestand die Zutaten alleine zu schneiden.

Nach dem Unterricht gab Hermione ihre fertige Arbeit unter ihrem und Severus’ Namen ab, dann schnappte sie sich den jungen Slytherin und zog ihn hinter sich zum Raum der Wünsche her.

Der Raum hatte sich in ihren gemütlichen Aufenthaltsraum mit einem großen Bett in der Mitte, einem Bücherregal links mit einer großen Couch und einem Medikamentenschrank rechts und einem Tisch mit ein paar Stühlen verwandelt.

„Zieh dein Oberteil aus.“, sagte Hermione, während sie zum Medikamentenschrank lief.

Severus blieb wie angewurzelt mitten im Raum stehen. Er schluckte. Die Bilder seines grotesk zugerichteten Körper gingen ihm durch den Kopf. Er schämte sich für seine Wunden. Wie würde Hermione reagieren? Wahrscheinlich würde sie schreiend weglaufen, wenn sie sie zu sehen bekommen würde. „Es geht schon.“

Alarmiert drehte sich Hermione zu ihrem Freund um. „Du bist verletzt. Ich will dir helfen. Lass mich dir helfen. Ich sehe dich nicht zum ersten Mal so.“

„So hast du mich noch nicht gesehen.“, zischte Severus sofort und setzte sich auf das Bett, als er merkte, dass seine Beine wieder anfingen zu zittern. Sie konnten ihn immer noch nicht ganz tragen.

Hermione ging zu ihm und strich ihm sanft ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Du hast meine Narben gesehen, Severus. Sie sind alles andere als schön. Glaubst du wirklich ich würde dich wegen deinen nicht weiter genauso sehr lieben, dich immer noch genauso sexy finden?“

„Du hast mir nie erzählt woher du die Narben hast.“, versuchte Severus vom Thema abzulenken.

Hermione verkrampfte sich. „Ich habe dich auch nie nach deinen Narben gefragt.“

„Viele sind von meinem Vater. Ein paar Narben sind von den Rumtreibern und anderen Schulkameraden. Der Rest stammt von Todesser treffen.“, erwiderte er und sah sie hoffnungsvoll an.

„Ich habe sie von Todessern, den Todessern, die meine Eltern getötet haben.“, erwiderte Hermione emotionslos.

Wut stieg in Severus auf. „Wer war es?“

Hermione ignorierte seine Frage und fing einfach an sein Hemd aufzuknöpfen. Bevor Severus sie davon abhalten konnte, hatte Hermione auch schon die ersten vereiterten Wunden entdeckt. „Du meine Güte! Severus, warum bist du nicht gleich zu mir gekommen?“, brachte Hermione schockiert hervor und huschte zum Medikamentenschrank.

Severus antwortete auf diese Frage nicht, sah nur dabei zu, wie Hermione mit mehreren Zaubertränken und Salben zurück kam und sein Hemd aufknöpfte. Als sie daraufhin ihm seine Robe und sein Hemd auszog und dadurch ein paar Wunden wieder aufriss, zischte Severus vor Schmerzen.

„Tut mir leid. Du bist doch einer seiner treusten Anhänger. Wie kann er nur diese Duelle zulassen!?“, flüsterte Hermione. Es schmerzte sie ihn so zu sehen.

„Das war kein Duell. Ich habe ihn missstimmt.“, erwiderte Severus zwischen ein paar schmerzerstickten Lauten. Die Tränke und Salben, die Hermione auf seinem Körper verteilte, brannten fürchterlich.

„Warum?“, entfuhr es Hermione.

Severus schluckte. Er würde ihr sicherlich nicht die Wahrheit erzählen. Es würde sie fertig machen, zu wissen, dass er wegen ihr so zugerichtet war. „Ich wollte kein Vergewaltiger sein. Ich konnte und wollte dich nicht betrügen.“

Hermione hielt kurz in ihren Bewegungen inne, dann verteilte sie die heilenden Produkte weiter auf seiner Haut. Sie bekam nun eine genaue Vorstellung wie der Severus aus ihrer Zeit seine Jungfräulichkeit verloren hatte. Sie veränderte viel zu viel in dieser Zeit.

„Das war… sehr dumm von dir.“, flüsterte Hermione, als sie fertig war ihn mit den heilenden Produkten einzureiben.

Severus blickte sie schockiert an. „Du… Du… Dir hätte das nichts ausgemacht?“

Hermione blickte ihn traurig an. „Ich liebe dich, Severus. Tu was du tun musst, um am Leben zu bleiben.“

Der junge Slytherin war sprachlos. Hatte sie das eben wirklich gesagt?

Hermione legte sich neben ihn ins Bett und kuschelte sich vorsichtig an seine Seite ran. Severus nahm seine Freundin in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Er war immer noch darüber verwundert, wie tolerant Hermione - was sein Todesser Dasein anging – war. Er hatte sie wirklich nicht verdient.

„Du hast mir furchtbare Angst eingejagt, als du dich heute Morgen nicht gemeldet hast. Ich habe schon gedacht, ich würde dich tot in der nächsten Gosse wieder finden.“, flüsterte Hermione, ihre Stimme von Sorge geprägt.

Severus wurde warm ums Herz. Sie war wahrscheinlich der einzige Mensch auf dieser Welt –neben seiner Mutter – der sich um ihn sorgte. „Das nächste Mal schicke ich einen Patronus.“

Hermione lächelte. „Gut.“, sagte sie und küsste ihn innig.

Severus erwiderte ihren Kuss. Danach blickte er sie voller Liebe an. Hermione konnte sich –in diesem Moment - nicht vorstellen, dass dieser Junge neben ihr später einmal ihr mürrischer Professor werden würde.

„Ich liebe dich.“, flüsterte Severus.

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte Hermione und kuschelte sich noch enger an ihn heran.

Ewige Liebe? - Harry Potter FF /Platz 1. #PotterAward2019Where stories live. Discover now