Kapitel 20

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„Geh bitte von mir runter.“, sagte Hermione sofort. Ihr war diese Situation mehr als einfach nur peinlich. Sie mochte ihre Narben nicht. Sie fand sie hässlich. Ron hatte es nie was ausgemacht, hatte er ja selbst Narben von dem Krieg davon getragen. Doch vor dem jungen Slytherin waren ihr ihre Narben peinlich. Vor allem die an ihrem Arm, in denen sie das Wort Schlammblut von Bellatrix eingraviert bekommen hatte. Er liebte Lily. Sie war auch eine Mugglegeborene, doch Hermione hatte das Gefühl, dass für Lily andere Regeln galten. Sie war sich sicher, dass Snape sie niemals so lieben würde, wie er Lily liebte. Sie wusste, dass sie für ihn nur die zweite Wahl war, aber das war okay. Immerhin hatte sie ja Ron, also streng genommen, war er auch für sie ihre zweite Wahl. 

Snape seufzte. Er ärgerte sich darüber, dass er in genau diesem Moment ihre Narben ansprechen musste. Er hatte diesen unglaublich magischen Moment ruiniert. Am Liebsten hätte er den ganzen Abend damit verbracht Hermione zu küssen und zu berühren, doch es sollte wohl nicht so sein. Er legte sich neben sie und nahm sie sanft in den Arm. Er sah sich in dem Raum um. Ihr Raum, in denen sie schon so viele schöne Abende erlebt hatten. Dann sah er zu Hermione. Eine ungewohnte Welle von Emotionen durchflutete ihn. Er lächelte und gab ihr einen Kuss, dann stand er auf. 

„Ist es schon Zeit zu gehen?“, fragte Hermione, während sie sich aufsetzte, sichtlich unzufrieden über den Verlust des warmen Körper, der vor ein paar Minuten noch neben ihr lag. 

„Ich möchte dir etwas zeigen.“, erwiderte Snape. 

Hermione stand auf. „Was denn?“ 

„Lass dich überraschen.“, antwortete Snape. Er nahm ihre Hand und führte sie nach draußen. Gemeinsam schritten sie über die Ländereien von Hogwarts. Es war bereits dunkel und es war furchtbar neblig für diese Jahreszeit. Nach einer Weile des Laufens, wobei Hermione über mehrere große Äste stolperte und Snape sie mehrmals davor bewahrte direkt in Dornen zu fallen, hörte Hermione Snape etwas flüstern. Konnte sie jedoch die genauen Worte nicht erhaschen. Kurz darauf teilten sich vor ihnen die Bäume und der Nebel verging. Ein großer Garten kam zum Vorschein. Er war ungefähr so groß wie ein Fußballfeld. All mögliche Kräuter, Blumen und andere Pflanzen, waren dort ordentlich angepflanzt. Hermione trat mit Snape näher. Sofort gingen die Bäume hinter ihnen wieder zusammen und der Nebel tauchte wieder auf. Hermione war verblüfft über diesen Zauber, über den Anblick des Gartens und darüber, dass Dumbledore Snape – einem zu dieser Zeit treuen Anhänger Voldemorts – so etwas Wundervolles anvertraute. 

„Gefällt dir mein Garten?“, fragte Snape. 

Hermione sah ihn verblüfft an. „Dein Garten?“

„Ja, Dumbledore lies ihn mich vor Jahren anlegen. Es war damals ein Weihnachtsgeschenk.“, sagte Snape verträumt, bei der Erinnerung, an das erste Weihnachten, bei dem er sich über ein Geschenk ehrlich gefreut hatte. „So kann ich die ganzen Zutaten, die ich für die Tränke brauche, gleich anbauen. Wenn ich es selbst mache, sind sie auch zur rechten Zeit für mich erreichbar.“

Hermione lächelte. „Es ist wunderschön.“, erwiderte sie und sah sich im Garten um. Es dauerte nicht lange, da entdeckte sie in der Mitte des Gartens ein Rosenfeld. Hermione liebte Rosen. Ihre Lieblingsrosenart war die Edelrose Sunrise und genau diese war im Herzen des Gartens angelegt worden. Snape pflückte eine der Rosen und überreichte sie Hermione. Hermione nahm die Rose, roch an ihr und sah Snape verträumt an. „Ich liebe die Sunrise Rosen.“

Ein kleines Lächeln stahl sich auf Snapes Lippen. „Ich weiß.“ 

Hermione sah ihn verwundert an. „Du kannst jeder Zeit hier her kommen. Das Passwort ist Sunrise.“, kam es von Snape, während er in seiner Umhangstasche kramte. „Ich habe etwas für dich.“ 

Aus seiner Umhangstasche brachte er eine kleine Schatulle zum Vorschein. „Hermione, du bist ein wundervolles Mädchen. Innerlich und äußerlich. Ich weiß nicht, was ich getan habe, um dich meine Freundin nennen zu dürfen. Was auch immer es war, gut, das ich es getan habe.“, sagte Snape und überreichte ihr die kleine Schatulle. 

„Du musst mir nichts schenken, Severus.“, erwiderte Hermione widerstrebend. 

„Nein, aber ich will es. Öffne es.“, erwiderte Snape. 

Hermione gehorchte. In der kleinen Schatulle befand sich ein silberner Ring. Der in den Farben von Gryffindor verziert war. Hermione nahm den Ring aus der Schatulle und lächelte ihn an. „Er ist wunderschön. Danke, Severus.“, sagte sie und wollte sich gerade den Ring anstecken, doch Snape hielt sie auf. Verwirrt sah Hermione ihn an. Doch Snape drehte nur den Ring, sodass sie in das Innere des Rings sehen konnte. In einer goldenen Schrift waren die Worte ‚Hermione + Severus’  als Innschrift im Ring eingraviert. 
Snape steckte ihr den Ring an. Hermione betrachtete den Ring an ihrer Hand. Er würde sie immer an die gemeinsame Zeit mit ihm erinnern. Sie spürte, wie Tränen sich in ihren Augen bildeten. Glücklicherweise konnte sie diese jedoch unterdrücken. - Obwohl es schwer war. Dieser Ring würde sie selbst in ihrer Zeit an ihn erinnern…

„Danke, ich werde ihn gut aufbewahren.“, sagte Hermione und gab Snape einen Kuss. Der Kuss war sanft und süß. Sie vertiefte ihn nicht, genauso wenig wie er. 

Die Beiden verbrachten noch eine Weile im Garten. Kurz vor Mitternacht brachte Snape Hermione dann wieder zu den Schlafsälen der Gryffindors. Hermione verabschiedete sich von ihm mit einem Kuss. Dann betrat sie ihren Schlafsaal. Mittlerweile waren die meisten Schüler wieder angereist. Hermione zog sich um und legte sich in ihr Bett. Sie betrachtete Lily, die schlafend ein Bett weiter – neben ihrem – lag. Dann sah sie auf den Kalender. Da viel ihr etwas ein. Hermione hatte Snapes Erinnerungen gesehen. Sie hatte seine Liebe für Lily gesehen. 
Hermione sah auf ihren Ring. Sie erinnerte sich daran, gesehen zu haben, wie Snape ihr diesen Ring – genau zu dem heutigen Datum – geben wollte. Lily hatte den Ring jedoch nicht akzeptiert. Das hatte ihn sehr mitgenommen. 
Und nun, anstelle von Lily, hatte er Hermione den Ring geschenkt und sie hatte ihn akzeptiert. Sie war bereits dabei Dinge zu verändern. Sie fürchtete, was dies für die Zukunft heißen würde. Was würde sich verändern? 

Ewige Liebe? - Harry Potter FF /Platz 1. #PotterAward2019Où les histoires vivent. Découvrez maintenant