Darling, wir sind alle gruselig

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Wir haben einfach schon verdammte 10 Tausend reads erreicht. Dieses Buch ist mir wirklich ans Herz gewachsen, also ganz vielen Dank an jeden der es gelesen und supported hat.

Ich hab's endlich auch mal wieder hingekriegt was zu schreiben, also viel Spaß bei einer kleinen, klischeehaften Vampirgeschichte <3

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Die heiße Luft des Sommertages hinterlässt einen staubigen Geschmack auf den Dächern der Stadt. Der letzte sterbende rote Atemzug der Sonne ist immer noch am Horizont zu erkennen doch nicht in so einer Stärke, dass es Harry gefährlich werden könnte. Das einzige was er spürt ist ein leichtes, glühendes Prickeln auf der Haut, zu leicht um wirklich zu brennen und etwas, was er für diesen Anblick gerne in Kauf nimmt.

Es ist seine Lieblingszeit am Tag, eine angenehm kribbelnde Abwechslung zu den düsteren Nächten, die er sonst gewohnt ist. Er spürt wie sein Arm langsam rot wird an der Stelle wo die letzten roten Strahlen am meisten seine sonst blasse Haut berühren und ignoriert es. Man kann den Staub der Großstadt in den schrägen Strahlen der Sonne fliegen sehen, seine scharfen Augen könnten sich auf jedes einzelne dieser kleinen Körner fixieren. Stattdessen guckt er an ihnen vorbei, leicht enttäuscht als er das letzte bisschen rot verschwinden sieht und ein lilafarbenerer Schleier den Himmel in Sekundenschnelle einnimmt.

Die vorher durch die Strahlen der letzten Sonne ferngehaltene frische Nachtluft trifft auf die gereizte Stelle auf seiner Haut und ein angenehm kühlender Effekt tritt ein. Er reibt sich über seinen Unterarm, vielleicht um die letzten schmerzlichen Stiche zu vertreiben oder um den Schmerz kurz genüsslich verstärken zu können, ehe er ganz verblasst.

Sobald das magische Spiel der Sonne verschwunden ist und dem allnächtlichen lila, dass sich mit der Zeit in ein tiefes Blau und dann in ein fast schwarz verändert wird, Platz macht, verändert sich sein Fokus. Seine Ohren übernehme die Überhand und begierig saugt er jeden kleinen Laut, jedes kleinen Knistern, jedes pulsieren auf. Er nimmt sich Zeit für die Details, eine Sache die er erst tut, seit er praktisch unendlich viel Zeit für diese kleinen Dinge hat.

Er streicht sich mit einer Hand durch die Schulterlangen Locken, das Knistern seiner Strähnen laut neben seinem Ohr nimmt ihm kurz seine Aufmerksamkeit. Der Karminschlot in seinem Rücken, gemauert aus kratzigen roten Ziegelsteinen, tritt ihm wieder ins Bewusstsein und das körnige Flachdach unter ihm, dass an ein endlosen Meer weitere Dächer angeschlossen ist, fällt ihm wieder auf. Er nimmt sich kurz Zeit für diese Details, wie der Schatten sich tief hinter Mauern und Giebeln versteckt und sich festhält und mitreißend lässt, bis er verblendet mit dem Kies des Daches, ein tieferes schwarz entsteht wenn zwei auf einander Treffen und blau, grau, schwarz und schwärzer ein magisches Muster gestalten und in einander fließen.

Das Gold der großen Straßenlaternen zerstört es ein wenig, schafft und nimmt Schatten auf eine Weise wie es nicht sein sollte, aber Harry hat sich damit abgefunden und vielleicht freut es ihn auch ein wenig, das Gold von Licht auf seiner Hand sehen zu können ohne dabei draufzugehen.

Je mehr das lila in ein blau übergeht, desto mehr wird der Schatten zu einer einzigen Masse und es würde die Stadt verschlingen, wäre dies nicht ein Ort mit tausenden von Nachtblinden Menschen, die mit jedem Eifer versuchen das Dunkel zu verscheuchen. Harry vermisst es doch ein wenig, die tausend Facetten von schwarz studieren zu können und nur den Mond und die Sterne als Störung zu haben.

Aber die Menschen auf dem Land sind abergläubisch und misstrauisch, vergessen und verblenden nicht so leicht, so ist es in der Stadt deutlich sicherer. Und die Menschen wundern oder bemerken nicht so, wenn der neue Nachtbar erst das Haus verlässt, wenn die Sonne langsam sinkt.

Larry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt