Never have I ever...

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Verwirrt. Das trifft meinen Geisteszustand momentan wohl am besten. Und verletzt vielleicht auch. Aber nur ein bisschen. Aber die ganze Situation ist auch verwirrend. Im einen Moment verhält sich eine Person so, und im nächsten macht sie etwas völlig wiedersprüchliches. Da ist es doch normal, wenn man verwirrt ist. Aber dann ist es auch noch so, dass etwas passiert, aber danach ändert sich nichts. Also ich meine etwas wirklich großes, bedeutendes. Also zumindest für einen selbst. Aber die andere Person tut so, als wäre nichts passiert. Aber eigentlich müsste sich etwas ändern, zumindest wenn man die Bedeutungsgröße des Ereignisses berücksichtigt. Diese Gedanken verwirren mich nur noch mehr! Aber das man verletzt ist, ist dann doch auch ziemlich nachvollziehbar. Stell dir vor, etwas passiert, etwas was die viel bedeutet, aber der anderen Person bedeutet es garnichts, also es gibt nicht die geringste Veränderung. Das verletzt. Und zwar mehr als nur ein bisschen. Eigentlich tut es Scheiße weh!

"Harry? HARRY!" ruft Zayn und ich schrecke aus meinen Gedanken.

"Wie bitte?" Frage ich verwirrt nach. Zayn lächelt leicht.

"Ich habe gefragt, ob du darüber reden möchtest."

"Worüber reden?" frage ich nach, immer noch nicht ganz auf dem laufenden. Ich hoffe, ich habe nicht laut ausgesprochen, was ich denke. Das wäre in einigen Situationen sehr unvorteilhaft. Zayn lächelt als Antwort auf meine Frage nur noch mehr.

"Harry, du ermordest seid fünf Minuten die Kartoffel vor dir, es ist fast ein Wunder, dass deine Finger noch leben. Erstens würde ich die nächsten Kartoffeln gerne möglichst unzerfetzt in den Auflauf kriegen, und zweitens will ich wissen, was dich bedrückt. Also, willst du reden?" fragt er erneut.

"Eigentlich schon, aber ich bezweifel, dass er damit einverstanden wäre!" Murmel ich mehr zu mir und starre betrübt auf das Brett voll mit Kartoffelschalen vor mir. Natürlich wäre er nicht damit einverstanden, ihm ist es so peinlich, dass er so tut, als wäre nichts passiert. Ich versuche den aufkommenden Schmerz zu verdrängen indem ich die Schultern hochziehe. Ich zucke leicht zusammen, als Zayn seine Hand plötzlich auf meine Schulter legt.

"Hey Harry, ist doch egal. Ich habe nicht gefragt ob er, wer auch immer er ist, reden will, ich habe gefragt ob du reden willst. Also rauß mit der Sprache. Wenn man Dinge in sich hineinfrisst wird es auch nicht besser, also entweder du quälst dich weiter alleine oder du lässt mich dir helfen, deine Entscheidung." Zayn streicht mir aufmunternd über die Schulter, weil ich mich immernoch weigere in anzusehen. Als ich meine Schultern fallen lasse und betrübt seuftze weiß ich, dass er weiß, dass er gewonnen hat. Ich drehe mich zu ihm um, weil ich seine Reaktion sehen will.

"Ich habe mit Louis geschlafen." Seine Augen weiten sich, doch ich sehe wenig Überraschung in ihnen. Ein leichtes Schmunzeln schleicht sich in seinen Mundwinkel.

"War es so schlecht? Ist das der Grund für deine schlechte Laune?" Ich weiß, dass er das nicht ernst meint und ich bin ihm dankbar, dass er das so locker hinnimmt. Automatisch muss ich auch ein wenig lächeln.

"Nein, es war wirklich schön. Fand ich zumindest. Aber als ich aufgewacht bin war er schon weg und ist einfach abgehauen. Und als er später wiederkam hat er so getan, als ob nichts passiert wäre. Er hat mich einfach da liegen lassen." Beim reden ist mein lächeln immer weiter verschwunden und ich spüre einen Kloß in meinem Hals. Aber ich verbiete mir schon wieder wegen diesem Idioten zu weinen.

"Oh Harry..." flüstert Zayn und nimmt mich in den Arm. Ich schlinge meine Arme um ihn und mir entfährt doch ein kleines schluchtzen.

"Weißt du, dass schlimmste ist, dass sich einfach garnichts geändert hat. Nichts! Es ist genau so wie vorher. Ich sollte warscheinlich froh sein das unsere Freunschaft noch existiert, aber selbst wenn wir uns streiten würden wäre das zumindest irgendeine emotionale Reaktion, weißt du. Aber dadurch, dass er garnichts tut ist es so vollkommen bedeutungslos, als hätte er das vollkommen aus seinem Gedächniss verdrängt. Ich hab schon manchmal das Gefühl als hab ich mir das alles nur eingebildet." Mir laufen weiter Tränen über die Wangen, während ich das alles ausspreche. Und Zayn hatte recht, ich bin zwar nicht weniger traurig aber es fühlt sich an, als hätte ich weniger Last auf meinen Schultern. Zayn drückt mich noch einmal ganz fest in seine Arme, bevor er mich auf armeslänge von sich wegschiebt. Er streicht mir vorsichtig eine Strähne aus dem verweinten Gesicht.

Larry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt