Überbringerin schlechter Nachrichten

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Manchmal ist das Leben wirklich komisch. So wie meines sich momentan jedoch entwickelte, war komisch noch untertrieben.

Plötzlich wurde ich in ein Leben gedrängt, was mir angeblich vorherbestimmt war, und trotzdem fühlte es sich nicht mehr an, als wäre es tatsächlich meins.

Von Anproben, über Tanzstunden und Geschichtsunterricht, bis hin zu steifen Abendessen mit meinem Vater.

Grundsätzlich gefiel es mir diese Seite meiner Familie kennenzulernen und somit auch meinen Dad.

Nichtsdestotrotz fehlte mir auf einmal etwas. Vielleicht war es das Abenteuer, mit dem ich in diese Welt gerutscht war.

Oder ich vermisste Darian.

Und seine Leichtigkeit. Unsere Zweisamkeit. Die Zeit, bevor von mir erwartet wurde, mich wie eine Prinzessin zu benehmen.

Er schlich sich so häufig wie möglich zu mir, primär nachts, aber es war nicht das gleiche.

Seufzend pustete ich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und versuchte mich wieder auf die Schrittfolge zu konzentrieren, die Madame Celine mir heute bestimmt zum Tausendsten Mal wieder in Erinnerung rief, während leise Klaviermusik uns begleitete.

Madame Celine war, in meinen Augen, eine elegante Dame, deren dunkelblondes Haar bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde und ich würde sie nicht älter als sechzig schätzen. Aber das mochte täuschen. Immerhin war sie wie alle anderen hier ein Vampir.

„Non, non, non princesse. Das war wieder falsch. Wo seid Ihr heute nur mit Eurem hübschen Köpfchen, hm?", fragte sie und ihr französischer Akzent riss mich zurück in die Wirklichkeit.

„Da fehlt die Leidenschaft!", kritisierte sie und ich sah deutlich, wie mein Tanzpartner Eric sich ein Lachen verkneifen musste.

Eric war etwa einen halben Kopf größer als ich, blondes kurzes Haar, braune Augen und immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Im Normalfall würde ich ihn durchaus als attraktiv bezeichnen, würde Darian nicht in meinem Unterbewusstsein herumspuken.

Seit wir vor ca. einer Woche einander vorgestellt worden waren und einmal täglich zusammen übten, war ich ihm mit Sicherheit schon eine Million Mal auf die Füße getreten.

Er hatte es wirklich nicht leicht mit mir. Im Gegensatz zu mir, war er mit diesen altmodischen Tänzen aufgewachsen und trug nicht umsonst den Titel „Landesmeister".

Tja und dann kam ich: Keine gute Hand-Fuß-Koordination. Mangelndes Taktgefühl und seit neuestem keine Leidenschaft mehr.

Das letzte konnte allerdings auch von den Blasen an meinen Füßen herführen, die gefühlt seit Tagen immer größer wurden.

„Entschuldigt bitte.", versuchte ich mich bei meiner nicht mehr allzu geduldigen Lehrerin herauszureden. „Irgendwie steh ich heute auf dem Schlauch."

Verwirrt, über meine Formulierung, sah sie mich an. „Ich meinte nur damit, dass ich mir heute einfach nichts merken kann."

„Ohh ist schon okay. Die Schrittfolge ist dir inzwischen bekannt, aber die Leidenschaft Kind!"

Verzweifelt warf sie die Hände in die Luft und schnalzte mit der Zunge.

„Wenn jemand nach Leidenschaft ruft, ruft er im Normalfall nach mir.", ertönte eine bekannte Stimme aus dem Flur und kurz darauf steckte Darian den Kopf durch eine der Flügeltüren hinein in den kleinen Tanzsaal.

„Darian, seid gegrüßt.", Madame Celine deutete eine kleine Verbeugung an. „Wie kann ich Euch behilflich sein?"

„Ich habe gehört, die Prinzessin tut sich schwer damit etwas Leidenschaft aufs Parkett zu bringen." Er zwinkerte mir zu.

TeufelsherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt