Seekrank

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Das Knallen der Kutschentür, die hinter mir zuknallte, ließ mich zusammenzucken. Das Geräusch hallte viel zu laut in meinen Ohren wider. Und das obwohl es draußen alles andere als leise war.

„Gefällt sie Euch?", drang Lord Maurices Stimme zu mir durch.

Er hatte sich gegenüber von mir auf das rote Polster fallen lassen und saugte jede meiner Bewegungen auf.

Fragend blickte ich ihn an.

Er deutete mit der rechten Hand auf meine Finger, die behutsam über das rote Samt der Sitzfläche strichen.

„Oh, Ihr meint die Kutsche?", wurde mir bewusst und ich nickte schnell. „Ja sie ist sehr schön."

„Das freut mich. Der Stoff ist aus einem ganz seltenem..."

Das war der Moment, in dem mein Kopf sich abschaltete. Angeberei über einen angeblich seltenen Stoff, war nichts für mich.

Weder interessierte mich, wie viel diese Kutsche gekostet hatte, noch, der Mann, der mir gegenüber saß.

„Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einfach duzt.", fiel ich ihm irgendwann einfach ins Wort.

Verwirrt sah er mich an. „Ich soll Euch duzen?"

„Ich bitte darum, es würde mir das Ganze hier um einiges einfacher machen. Ich bin es einfach nicht gewöhnt mit einem Titel angesprochen zu werden.", erklärte ich und spähte aus dem kleinen Runden Fenster, welches von filigranen Holzverzierungen umgeben war.

„Ich verstehe." Demütig neigte er den Kopf. „Es freut mich dich kennenzulernen, Elizabell."

Ich lächelte leicht. „Danke Maurice."

„Sehr gerne Prinzessin." Er schenkte mir ein ehrliches Grinsen.

Kurz darauf fragte er „Darf ich ganz offen sprechen?"

„Ich bitte darum.", entgegnete ich.

„Als uns die Nachricht erreichte, dass die verlorene Tochter zurück sei, hielt ich es erstmal für ein Gerücht. Doch als die Stimmen diesbezüglich nicht leiser wurden, machte ich mich auf den Weg dich kennenzulernen. Dass ich als geeigneter Kandidat für eine, nun nennen wir es Allianz, in Frage kommen würde, erfuhr ich erst, als ich bereits mein Quartier hier bezogen hatte."

„Ja es scheint, als würden die Leute hier total durchdrehen...", meinte ich nur seufzend.

Es hätte nicht passender sein können, denn genau in diesem Moment schrie draußen ein Mann: „Die Prinzessin! Da ist sie!"

„Ihr seid eine Legende." Lord Maurice zuckte nur mit den Achseln, als wäre es das normalste auf der Welt.

„Das habe ich tatsächlich schon mal gehört.", flüsterte ich mehr zu mir selber, als zu ihm.

Er schwieg daraufhin und die nächsten Minuten war nichts anderes zu hören, als das Klackern der Pferdehufe, während sie über den unebenen Weg in Richtung Hafen liefen.

„Lass uns eine Sache gleich zu Beginn klarstellen.", begann ich dann.

„Ich bin ganz Ohr."

„Ich suche hier nicht nach der großen Liebe oder einem Partner.", meinte ich mit fester Stimme und beobachtete seine Reaktion ganz genau.

Kurz war ich der Meinung Überraschung in seinem Gesicht gesehen zu haben. Aber er war verdammt gut darin, das zu kaschieren.

„Das heißt du hast bereits jemandem, dem dein Herz gehört?", fragte er direkt.

TeufelsherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt