93. Kapitel

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P.O.V. Felix

 „Ok, das war's für's Erste. Wie abgesprochen werden wir uns jeden Sonntag um 22 Uhr auf dem vereinbarten Parkplatz treffen.", sprach der Polizist, der gerade noch etwas in eine Akte schrieb. Er schaute kurz auf lächelte mich an und verabschiedete sich. Leise erwiderte ich diese Verabschiedung und stand auf, um aus dem Raum zu gehen. 

Nachdem die Tür hinter mir ins Schloss fiel, atmete ich laut aus und schloss meine Augen für einen Moment. Alles, was passiert war, zu erzählen, fiel mir doch nicht so leicht, wie ich dachte. In einigen Momenten kamen mir sogar die Tränen, die ich jedoch schnell wegwischte und unterdrückte. Ich wollte stark sein und nicht zulassen, dass ich wegen meines Vaters schon wieder Tränen vergoss. Er war es nicht wert. Ich hasste ihn wirklich und hatte nicht vor wegen ihm nochmals traurig oder wütend zu sein. Ich wollte alles wieder gut machen, was er Chan, meiner restlichen Famile und mir angetan hatte. Vor allem wegen Chan und meiner Familie. Er selbst zählte schon lange nicht mehr zu meiner Familie. 

 „Felix, alles ok? Bist du fertig mit deiner Aussage?", ertönte auf einmal eine Stimme, weshalb ich meine Augen wieder öffnete und in Moonsik's Gesicht blickte. Er wirkte etwas besorgt, aber auch Erleichterung konnte ich in seinen Augen sehen. Ich seufzte etwas und lächelte dann aber leicht.

 „Mir geht's gut. Und, ja, ich bin fertig.", antwortete ich ihm, worauf er freudig lächelte und meinte, dass Chan auch gleich wieder da sein sollte. Verwirrt nickte ich und wir beide liefen zu den blauen, unbequemen Sitzplätzen, auf welchen wir auch schon Platz nahmen. Wo war Chan überhaupt? 

Moonsik nahm sein Handy aus seiner Hosentasche und tippte darauf herum, während ich einfach nur mit meinen Fingern spielte und an der Haut neben meiner Nägel herumzupfte. Es war mir irgendwie unwohl dabei, alleine mit Moonsik zu sein. Außerdem fragte ich mich, wo mein Freund überhaupt war. Ich wollte ihn gerade einfach nur bei mir haben. Ich brauchte ihn gerade einfach bei mir haben. 

Ich wusste, dass ich nach dieser Aussage sofort wieder zurück zu meinem Vater musste und davor wollte ich unbedingt Chan nochmal sehen. Aber viel Zeit hatte ich nicht wirklich. Ich sollte so schnell, wie nur möglich, wieder nach Hause laufen und das Leben in der Hölle beginnen. Anfangen für die Polizei Beweise gegen meinen Vater zu finden. 

Ich seufzte leise und schaute auf meine Finger. Immer noch zupfte ich an meiner Haut herum. So langsam begann die kleine Wunde zu bluten und brennen, weshalb ich leise aufzischte und meine Augen zusammenkniff. Ich wurde immer nervöser. Mit jeder Sekunde, in der Chan nicht bei mir war, begann ich mehr und mehr Panik zu bekommen. Ich wollte bei ihm sein. Mich verabschieden. Ihm nochmal sagen, dass ich ihn liebe. Ein letztes Mal, bevor ich zurückgehen muss, will ich ihn sehen. 

 „Lix, du blutest ja schon. Hör auf damit.", sprach auf einmal eine sanfte, mir nur zu bekannte, Stimme. Ich hob meinen Kopf und blickte in diese wunderschönen braunen Augen. Seine süßen Grübchen zeigten sich bei seinem großen Lächeln. Ich bemerkte, dass er zwar traurig war, da wir uns gleich verabschieden mussten, aber dennoch versuchte dies nicht zu zeigen und es mir nicht noch schwerer zu machen.

Ich stand freudig auf und umarmte Chan, schloss meine Augen und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Sein vertrauter, beruhigender Duft stieg mir in die Nase und ließ mich erleichtert ausatmen. Er kicherte leise und legte dann auch seine Arme um mich, drückte mich näher an sich und drückte mir einen kleinen Kuss auf meinen Scheitel. 

 „Ich liebe dich, Channie. Vergess das bitte nicht.", sagte ich leise und versuchte mich noch näher an meinen Freund zu drücken, jedoch war das wohl kaum noch möglich. Ich vernahm ein leises Schniefen, weshalb ich mich doch lieber von ihm lösen wollte. Chan aber drückte mich wieder an sich und flüsterte ein 'Nicht'. Zaghaft nickte ich und umarmte ihn wieder mehr. 

Langsam stiegen mir die Tränen in die Augen, welche ich versuchte zurückzuhalten, was ich aber nicht schaffte. Die salzige Flüssigkeit verließ meine Augen und lief über meine Wangen, während ich leise schluchzte und versuchte mich zu beruhigen.

Ich werde ihn so sehr vermissen. Ich liebe ihn und kann mir kein Leben mehr ohne ihn vorstellen. Das will ich auch gar nicht. Ich will ihn für immer bei mir haben. Ihn nie wieder loslassen. Chan war alles für mich. Ich wollte ihn nicht schon wieder verlassen, aber ich musste es nun einmal.

 „Ich liebe dich auch, Lixie. Bitte pass auf dich auf. Ich kann dich nicht verlieren.", brach Chan die Stille zwischen uns. Seine leise gesprochenen Worte ließen mich nur noch trauriger werden. Es war zwar kein Abschied für immer, aber es fiel mir dennoch so schwer, wie als wäre es einer. 

Ich löste mich etwas von ihm, was er dieses Mal zu ließ. Als ich in sein Gesicht blickte, bemerkte ich, dass auch seines von Tränen überströmt war. Er lächelte leicht, was es leider nicht besser für mich machte. Ihn so zu sehen, zerbrach mir das Herz. Seine Augen waren voller Tränen, während diese ständig über seine Wangen liefen, jedoch schienen sie niemals weniger zu werden. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich versuchte herunterzuschlucken. Wieder und wieder versuchte ich mich zu beruhigen, aber es endete nur mit noch mehr Tränen. Chan und ich standen einfach nur da, während ich ihm nicht in die Augen sehen konnte. Es tat mir weh zu wissen, dass ich der Grund für seine Tränen war. Ich wollte ihn nicht so sehen. Es war doch das beste, wenn ich zurück zu meinem Vater gehe. 

Es war ein nötiges Übel, um die Beziehung mit Chan zu retten. Für manche schien alles wieder ok zu sein, aber für mich war es das noch lange nicht. Er war vielleicht nicht sauer auf mich, aber mein Vater war der Grund für all den Schmerz, die Tränen und die Wunden, die zu Narben werden. Ich wollte, dass er ins Gefängnis kommt. Ich wollte Rache für alles, was er Chan, meiner Familie und mir angetan hatte. Viel zu lange hatte ich mir das Alles einfach gefallen lassen, hab ihn machen lassen und alles auf mir sitzen lassen. Viel zu lange.

Auf einmal legte sich eine warme Hand an meine Wange. Vorsichtig hob ich meinen Kopf und blickte in seine Augen. Sie waren noch immer glasig, jedoch schien er sich etwas beruhigt zu haben. Sanft strich er über meine Wange und schaute mich liebevoll an. Diese angenehme Stille zwischen uns und diesen Moment wollte ich nur ungerne unterbrechen, aber ich sollte so langsam mal loslaufen. Um so schneller ich Zuhause bin, um so schneller werde ich wieder bei Chan sein - wenn das Sinn macht - . Ich schmiegte mich etwas an seine Hand, legte meine auf die seine und schloss meine Augen, um diesen Augenblick noch mehr genießen zu können.

„Es tut mir leid, Chan, aber ich muss los.", sprach ich leise und öffnete meine Augen wieder. Etwas traurig erwiderte er meinen Blick, nickte aber und zog mich in eine letzte Umarmung. Ich werde ihn so sehr vermissen.

𝒀𝒐𝒖'𝒓𝒆 𝑴𝒚 𝑫𝒓𝒖𝒈 | 𝑪𝑯𝑨𝑵𝑳𝑰𝑿Where stories live. Discover now