124. Kapitel

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P.O.V. Changbin

Der Trubel uns herum schien wie vergessen, als ich bemerkte wie glücklich Jeongin aussah. Immer wieder zupfte er einen kleinen Teil seiner pinken Zuckerwatte ab und stopfte ihn sich in den Mund, welcher zu einem zufriedenen Lächeln verzogen war. Meinen Arm hatte ich um seine Taille gelegt, ihn näher an mich gezogen und genoss nun seine Nähe und die Atmosphäre, welche uns umgab. An diesem Abend schienen alle unsere Probleme, Sorgen und der Stress vergessen. Auch, wenn es nur für einige Stunden war, war es besser als gar nichts und ich war froh, Jeongin wieder lächeln zu sehen, denn in den letzten Tagen, wenn nicht sogar Wochen, ging es ihm sichtlich nicht gut. Alles hatte mit Felix's plötzlichem Sinneswandel und seinem Verhalten begonnen, dann war es bei ihm Zuhause kritisch geworden und schlussendlich schrieben wir dann auch noch viele Tests in der Schule.

Aus meinen Gedanken gerissen wurde ich von meinem Freund, der aus dem Nichts sich zunächst noch näher an mich drückte, dann seine Arme um meinen Hals legte und mich fest umarmte. Etwas verwirrt und überrumpelt von seinem Handeln brauchte ich einige Sekunden, ehe ich mich fing und die Umarmung erwiderte. Ich konnte spüren, wie er meinen Geruch einatmete und sich darauf etwas entspannte. Sein etwas komisches Verhalten und sein Zusammenbruch vor einigen Stunden lösten eine Art Beschützerinstinkt in mir aus und ich verstärkte meinen Griff, seine Statur kam mir auf einmal so fragil und klein vor, dass ich ihn am liebsten für immer so halten und vor allem und jedem beschützen wollte. 

„Danke, Changbin", vernahm ich die Stimme des Jüngeren, welcher diese Worte zaghaft hauchte, sein Atem kitzelte dabei die dünne Haut an meinem Hals. Leicht musste ich schmunzeln, wunderte mich, was mit ihm loswar und was er auf einmal hatte, wofür er sich bedankte und warum sich die eben noch so problemlose, schöne Atmosphäre nun in solch eine besorgte umwandelte.

Sein Griff lockerte sich wieder etwas, weshalb ich es ihm gleichtat, auf eine Erklärung hoffte. Für einige Augenblicke schaute er mir nur in die Augen, musterte mich und war scheinbar tief in Gedanken versunken. Geduldig wartete ich auf seine nächsten Worte, erwiderte den Blickkontakt und versuchte meine Sorgen in den Griff zu kriegen. Schon allein in seine Augen sehen zu können, das kleine Lächeln auf seinen rosigen Lippen und die Art wie er mich anblickte vernehmen zu können, beruhigte mich. 

Seine braunen Augen strahlten schon immer etwas Beruhigendes und Liebenswürdiges aus, dem ich noch nie widerstehen konnte. Ich war froh, dass mir meine Freunde die Augen geöffnet und vor allem Jimin zur Erkenntnis verholfen hatten. Wären sie nicht gewesen, hätte ich Jeongin weiterhin verletzt, nie erkannt, dass ich ihn wirklich sehr mochte, und wäre nie mit ihm zusammengekommen, würde die schönen und nicht so schönen Momente mit ihm genießen. Ich liebte die Zeit, die ich mit ihm verbringen konnte, seine Art und Weise, seine scheinbare Unschuld, sein Aussehen, sein Lachen, seine Lippen, seine Augen. Einfach alles an ihm. Ich war so glücklich mit ihm und so dankbar für ihn. Ich würde nichts ändern wollen an meiner Beziehung mit ihm, vielleicht etwas an unserer Vorgeschichte, da es mir verdammt leid tat, wie sehr ich ihn verletzt hatte, aber niemals im Leben würde ich etwas an dem Hier und Jetzt verändern wollen. Dafür war ich zu zufrieden damit. Dafür war ich diesem Jungen viel zu sehr verfallen.

„Ich liebe dich, Changbin", sagte er auf einmal, brach damit die Stille und brachte mich wieder zurück in die Realität. Meine Augen weiteten sich, während ein bestimmtes, nur allzu bekanntes Gefühl sich in meinem Inneren breit machte...

P.O.V. Felix

Außer Atem, wegen meines Sprints hierher, öffnete ich die Tür zu der abgelegenen, alten Halle und betrat diese. Nachdem mein Vater noch ewig mit mir geredet hatte, musste ich demnach auch noch etwas warten bis ich wieder rausgehen und zu diesem Treffen gehen konnte. Meinem Dad hatte ich wie immer gesagt, dass ich noch eine Runde joggen gehen würde, um etwas herunterzukommen und in bessere Form zu kommen, was meine Ausdauer betrifft. Natürlich kaufte er es mir ab und ließ mich gehen. Wegen der Verzögerungen war ich viel zu spät losgelaufen und musste dieses Mal nicht nur durch die Straßen joggen, sondern auch noch die Feldwege und durch den Wald rennen, um irgendwie noch rechtzeitig zu kommen. An meiner Ausdauer sollte ich zwar wirklich mal arbeiten, da ich dann vielleicht nicht jedes Mal so außer Atem sein würde, aber gleichzeitig war es mir auch herzlich egal, da bald diese Hölle sowieso ein Ende nehmen sollte. 

„Ah, Felix, da bist du ja endlich. Alles glatt gelaufen? Wir haben uns schon Sorgen gemacht und dachten du seist aufgeflogen", plapperte einer der Polizisten, dessen Name James war - soweit ich mich erinnern konnte -, und fuchtelte dabei mit seinen Händen in der Luft herum. Damit beschäftigt wieder normal atmen zu können, nickte ich nur und stellte mich zu den ganzen Beamten an den Tisch, welcher in der Mitte der Halle stand. 

„Hier, die neuen Beweise", meinte ich, legte einige zusammengefaltete Papiere, die sich zuvor noch in meiner Jackentasche befanden, auf die Holzplatte und holte im nächsten Moment eine Pistole aus dieser. Sofort weiteten sich die Augen aller Anwesenden, weshalb ich leicht grinsen musste, das hatte jetzt wohl niemand erwartet. (A/N: Es wäre mal wieder so ein perfekter Cut ey)

„Chillt mal, das ist die Waffe von einem der Dealer, sein Name ist Donghyun Kim", erklärte ich und legte die Waffe ebenfalls auf den Tisch. Einige atmeten erleichtert aus, während ich jemanden kichern hörte. Leicht grinste ich noch immer, schüttelte meinen Kopf und schaute auf die Beweise. 

„Hast du noch irgendwas?", fragte James und sah mich fragend an. Einen Moment musste ich überlegen, bevor ich verneinte, da ich tatsächlich dieses Mal nicht viel gesammelt hatte. 

„Nur ein paar Nachrichten zwischen meinem Vater und mir, aber die hab ich schon gescreenshotet, falls er sie löschen sollte", sprach ich, worauf ich ein Brummen und ein Nicken erhielt. James schaute sich alle Papiere an, las sich scheinbar alles genau durch, schnalzte plötzlich mit der Zunge und seufzte. Das tat er bei jedem Treffen, jedes Mal, wenn er mir sagte, dass es noch länger dauern würde, dass wir noch nicht genug Beweise hatten und ich weiterhin so tun musste, als würde ich auf der Seite meines Vaters stehen. 

Mir auf die Lippe beißend und wissend, was er sagen würde, schaute ich zu Boden, spürte die Gefühle, die ich die ganze Zeit unterdrückte, hochkommen und das Wasser in meinen Augen sammeln. Ich wollte nicht weinen, schon gar nicht hier vor den ganzen Polizisten, versuchte es also zurückzuhalten und den letzten Funken der Hoffnung in mir aufrecht zu halten. Vielleicht würde es dieses Mal ja doch genug sein. Vielleicht dürfte ich bald wieder ich sein. Zu meinen Freunden gehen, ihnen alles erklären, sie wieder umarmen und bei ihnen sein, mit ihnen reden. Und vor allem wieder zu...

„Chan", sprach James, weshalb mein Kopf nach oben schnellte und ich ihn verwundert anblickte. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln, was mich nur noch mehr verwirrte. Warum hatte er seinen Namen gesagt? Warum lächelte er so? 

Doch, als er zur Seite trat, erklärte sich alles von selbst und ich spürte die erste Träne, die mein Auge verließ und ihren Weg nach unten bahnte.

𝒀𝒐𝒖'𝒓𝒆 𝑴𝒚 𝑫𝒓𝒖𝒈 | 𝑪𝑯𝑨𝑵𝑳𝑰𝑿Where stories live. Discover now