Kapitel 6: Die Tischtennisplatte

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„Der ist einfach rein und hat die Scheiße mitgehen lassen?"

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„Der ist einfach rein und hat die Scheiße mitgehen lassen?"

„Ich habe mich auch gewundert, aber so war's."

„Und das findet ihr jetzt cool oder wie?", fragte Vivien die beiden anderen.

„Nein", entgegnete Mick beschämt zu Boden blickend. „Ich dachte nur ..."

„Du hast dich so angehört, als ob du ihn dafür abfeierst."

„Er hat sich doch nur gewundert", meinte Candra. Sie war Viviens beste Freundin, bereits seit längerer Zeit. Candra hatte lange schwarze Haare und war gertenschlank. Ihre Unterlippe war vernarbt seit dem Tag, an dem ihr ein Wildfremder ins Gesicht geschlagen hatte. Vivien hatte sich zwar an den Anblick gewöhnt, jedoch fühlte sie auch gewisses Mitleid mit ihr. Candra hingegen ging vollkommen souverän mit ihrem Aussehen um. Sie versprühte eine kühne Gelassenheit, die gerne mal auf andere abfärbte, so auch auf Vivien. Auf ihre Lippen hatte sie schwarzen Lippenstift aufgetragen. Wie immer trug sie tiefschwarze Klamotten, wie ein Netzoberteil, zusammen mit einer Corsage, die ihre schlanke Taille deutlich hervorhob und ihre üppige Oberweite betonte, einen matten Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte und außerdem eine blutrote Handtasche, die wie ein Fass ohne Boden wirklich alles schluckte, was man in sie steckte. Sie kann ihren halben Hausstand darin mitführen. Der Gothicstyle stand ihr ausgesprochen hervorragend. Zugegeben, sie hatte Candra nie in normalen, geschweige denn farbigen Klamotten gesehen, weshalb sie ohnehin keine Vergleiche ziehen konnte.

„Ich würde auch niemals stehlen", sagte Mick laut genug, damit die anderen Schüler auf ihn und die beiden Mädchen aufmerksam wurden. Mick war kleiner als die beiden Mädels. Er trug eine Brille auf der viel zu kleinen Nase, sodass er sie immer wieder zurechtrücken musste. Der geschmacklose Bobschnitt konnte wirklich nur seiner Mutter gefallen. Er trug eine kurze Hose und ein zitronengelbes T-Shirt, das so gar nicht zu ihm passte. Bestimmt hat er das auch von seiner Mutter bekommen. Schüchtern war der Junge, doch zwischen seinen beiden Freundinnen blühte er regelrecht auf.

Candra stöhnte und zupfte sich am Netz ihres Oberteils. „Es ist einfach immer noch zu heiß. Wieso bin ich so blöd und zieh mich so vielschichtig an? Hoffentlich stürmt es bald mal los."

Candra hatte sich schon die ganze Zeit über die Hitze beschwert, nicht zu unrecht, wie Vivien fand. „Gestern war's noch erträglich", meinte Vivien. „Heute würde ich mich am liebsten ins Gefrierfach legen."

„Und ich würde mich am liebsten ausziehen und in den nächstbesten Pool springen", scherzte Candra und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Vivien konnte im Augenwinkel erkennen, wie Mick sich nervös am T-Shirt zupfte. Es war mehr oder weniger ein offenes Geheimnis, dass er für Candra schwärmte, auch wenn er zwei Jahre jünger war als sie und Vivien. Auch wenn er noch ein Kind war, er schien klüger zu sein als die meisten Typen in Viviens und Candra Klasse.

Das Schulgelände war gefüllt mit jungen und älteren Schülern der Abschlussklassen, die aus den Gebäuden strömten und sich auf das Wochenende freuten. Es war Freitag, für Vivien der schönste Tag der Woche, da hier die Vorfreude auf die kommenden Tage am größten war. Zusätzlich war die letzte Unterrichtsstunde heute ausgefallen. Da die ausgefallene Stunde eine Mathematik-Stunde war, freute sich Vivien umso mehr darüber. Ein Fach, auf das ich wirklich verzichten könnte.

METROPOLA - Band 1 - Der JahrhundertsturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt