Kapitel 30: Bruderliebe

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Nass von oben bis unten kämpfte sich die kleine Familie durch den Sturm Kalpa

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Nass von oben bis unten kämpfte sich die kleine Familie durch den Sturm Kalpa. Curtis war nach wie vor fassungslos. Mein Bruder ... hat meine Kinder gefangengehalten. Wollte er sie wirklich nur beschützen? Ich weiß nicht, was ich noch denken soll. Als eine der starken Böen einen Postkasten, gefolgt von einem Stahlzaun, über die Straße schickte, brachte Curtis seine beiden Kinder in eine der verstopften Nebengassen. „Geht es den Kleinen gut?", fragte eine alte obdachlose Frau mit kaum einem Zahn mehr im Mund und einer ausgebleichten Mütze auf dem Kopf.

Curtis ignorierte die Worte der Obdachlosen und presste Vivien und den kleinen Tommy so fest an seine Brust, wie er nur konnte. Die provisorischen Decken, die seine beiden Sprösslinge über den Schultern trugen, waren glücklicherweise trocken gewesen, als sie sie in einem der halb geöffneten Müllcontainer gefunden hatten. Nun waren sie vollkommen durchnässt. Als sich weitere Straßenmenschen, die sich allesamt in die schmale Gasse gezwängt hatten, nach dem Wohl der Kinder erkundigten, verscheuchte Curtis sie mit hochrotem Kopf und mit der Hilfe seiner Pistole. „Wir müssen einen ruhigen Moment im Sturm abwarten, um das Haus dort drüben zu erreichen." Er deutete auf ein beleuchtetes Haus, dessen Eingang überdacht war und wo sich keine Penner versammelt hatten.

„Ich will nicht mehr weitergehen", quengelte Tommy angsterfüllt.

„Wir müssen."

„Aber diese Leute sind doch auch hier."

„Ein Grund mehr, hier wegzukommen." Verdammte Junkies. Ich werde den Teufel tun, meine Kinder diesen scheußlichen Tieren auszusetzen. Lieber soll uns der Sturm mit in den Tod reißen.

„Du bist ein Idiot", rief ihm seine Tochter Vivien zu.

„Vorhin hast du mich noch für meine Idee mit deiner Freundin gelobt", antwortete Curtis, der einen vorsichtigen Blick aus der Gasse riskierte.

„Wieso hast du so einen Hass auf diese Menschen? Haben sie dir je etwas getan?"

„Das haben sie." Curtis zog den Kopf ein und bückte sich anschließend zu seinen Kindern hinunter, den Blick weiter gen Straße gerichtet. „Vivi, können wir das später besprechen? Ich bringe euch jetzt erstmal in Sicherheit." Er tastete nach ihrer Hand, und als er sie nach mehreren Versuchen nicht erwischte, wirbelte er verdutzt um. „Vivi?"

Mit verschränkten Armen und einem wütenden Blick stand sie vor ihm. „Ich gehe keinen Schritt weiter, wenn du mir nicht sagst, wieso du diese Menschen hasst."

Curtis bemerkte die Blicke der Obdachlosen, die hinter seiner Tochter aufragten und vermutlich ihrem Gespräch lauschten. Das darf doch alles nicht wahr sein. „Wir reden später darüber, habe ich gesagt. Und jetzt komm verdammt nochmal mit."

„Papa, hör bitte auf zu schreien", jammerte Curtis' kranker Sprössling, der sich fest in sein Hosenbein krallte.

„Ich schreie nicht", knurrte Curtis mit unterdrückter Wut. „Vivi, wir müssen jetzt zusammenhalten. Ich bringe euch in Sicherheit."

METROPOLA - Band 1 - Der JahrhundertsturmWhere stories live. Discover now