Kapitel 22: Kalpa

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Der Abend war gekommen

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Der Abend war gekommen. Der Regen peitschte gegen die Windschutzscheibe des silbergrauen Vans. Das Heulen des Windes brachte Gale eine Gänsehaut ein. Kaum zu glauben, dass ich ganz andere Dinge gewohnt bin, vor denen ich mich nicht fürchte. Und trotzdem habe ich Schiss vor diesem Sturm wie ein kleines Kind. Das Sturmtief mit dem unheilvollen Namen Kalpa hatte die Stadt schließlich erreicht. Innerhalb weniger Stunden war das kleine Unwetter, das über der Stadt getobt hatte, einer zerstörerischen Naturkatastrophe gewichen. Bereits während der Fahrt musste Gale zahllosen Ästen, Müll und Gerümpel ausweichen. Gale spürte, wie seine Kopfschmerzen vom Vortag wiederkehrten, während er den Scheibenwischer, der auf die höchste Stufe eingestellt war, beobachtete und sich mit der erschwerten Sicht durch den Starkregen kämpfte. Schon jetzt sprudelten die Abwasserschächte über, da die Kanalisation die anfallenden Wassermassen nicht mehr fassen konnte. Ein Gemisch aus Regen- und Abwasser ergoss sich über die Straßen und führte Schutt und Müll mit sich. Ein greller Blitz zuckte vom Himmel, und der Donner der daraufhin folgte, war so ohrenbetäubend, dass selbst Gale innerlich zusammenzuckte. Vor Sarika wollte er sich jedoch keine Blöße geben. Er wusste zwar, dass sie nicht sofort Verdacht schöpfen würde, sollte sie ihn mit angsterfülltem Gesicht sehen, doch die Gefahr bestand, auch wenn ihm klar war, dass er dahingehend ziemlich paranoid war.

Er fühlte sich wie ein Verräter. Gales Gedanken kreisten um das, was wohl sein würde, wenn sie herausfände, dass er sich noch vor kurzem mit den übelsten Verbrechern der Stadt eingelassen hatte und noch dazu eines ihrer Mitglieder gewesen ist. Das sollte mir eigentlich Angst bereiten und nicht dieser verdammte Sturm. Seit seinem Austritt aus der Bikergang The Siffs fühlte er sich wie ein Kaninchen im Schlangennest. Jedes Mal, wenn er das Geratter einer Zweiradmaschine hörte, schreckte er auf und eilte zum Fenster, in der Angst, sie seien gekommen, um ihn für seinen Austritt zu bestrafen. Doch selbst für diese skrupellosen Verbrecher war es unüblich, ihren Ex-Kameraden nach dem Leben zu trachten, solange sie sich anständig verabschiedeten und offiziell aus der Bande austraten. Ratten waren es, die sie verabscheuten. Und jetzt bin ich eine Straßenratte. Ob das ein Zeichen ist? Es hatte keinerlei Probleme gegeben, als er The Siffs den Rücken kehrte, er hätte jedoch ein Riesenidiot oder blind sein müssen, ihre verurteilenden Blicke nicht gesehen zu haben. Vordergründig gaben sie sich verständnisvoll und kameradschaftlich, jedoch hatte die Realität oftmals ihr anderes Gesicht gezeigt.

Gale schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit ab und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Wenn wir diese Sache erledigt haben, kann ich ein sicheres und normales Leben führen. Auch wenn es ihm schwer fiel, einer achtzehnjährigen jungen Frau den Schock ihres Lebens zu verpassen (und darüber hatte er die letzten Nächte gründlich nachgedacht), richtete er sein Augenmerk auf das Geld, das ihm und den anderen Vier winkte. Eine Millionen Cypher ... eine verdammte Millionen! Immer wieder ging er die gigantische Zahl in seinem Kopf durch, und noch immer konnte er sie nicht fassen. Vor einigen Jahren wäre er für eine Summe wie diese, nicht so weit gegangen, ein junges Mädchen zu entführen und in Gefahr zu bringen. Ich war gezwungen, diesen Job annehmen. Daran führte kein Weg dran vorbei. Abby Malone würde jedoch in ihrer Gewalt bleiben. Andernfalls könnte Vincents Auftraggeber mit ihr tun und lassen, was er wolle. Und das würde Sarika ganz und gar nicht gefallen. Sie befürchtete das gleiche. Außerdem bestand die Gefahr, dass Sarika herausfinden könnte, um wen es sich bei dem Auftraggeber handele. Das darf niemals geschehen. Sie würde mir nie wieder vertrauen.

METROPOLA - Band 1 - Der JahrhundertsturmWhere stories live. Discover now