Kapitel 15: Der Sensenmann

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Dumpf waren die Geräusche aus dem Inneren der geheimen Untergrundarena Billburs

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Dumpf waren die Geräusche aus dem Inneren der geheimen Untergrundarena Billburs. Vincent hörte die Rufe Hunderter, wie sie jubelten und grölten, dazu das schallende Geplapper eines Ansagers, der wohl den nächsten Kämpfer ankündigte. Ein großer bulliger Mann tastete Vincent nach Waffen ab. Als er fertig war, grunzte er ihm zu und ließ ihn passieren. Hübscher und klüger als Kürbiskopf ist der Typ hier allemal.

Vincent stemmte sich gegen die schwere Stahltür und blickte in eine große Halle voller Menschen. Die meisten von ihnen waren nicht viel älter als er. Viele trugen lockere Straßenklamotten, hatten sich die Haare bunt gefärbt und sich die Gesichter gepierct. Punkrock schallte aus den Boxen, die in den Ecken der Halle hingen, begleitet von einem Gewitter an Lichtblitzen, die einen schier erblinden ließen. Der schwere Geruch von Eisen lag in der Luft, vermutlich wegen des Blutes, das hier in Strömen fließen musste, wenn die Kämpfer sich gegenseitig aufmischten. Auf den nackten Betonwänden fanden sich Graffitis jeder Art, seltsame Flecken, deren Ursprung Vincent nicht weiter nachgehen wollte und breite Risse, die sich durchs Mauerwerk zogen und äußerst bedrohlich wirkten. Falls der Laden über ihren Köpfen zusammenbräche, wäre es das gewesen, denn Fluchtwege suchte man hier vergebens.

Schön oder gar ästhetisch wirkte hier unten nichts, bis auf die zwei Athleten innerhalb des großen Stahlkäfigs im Zentrum der Halle. Die meisten Zuschauer hatten sich um die Kuppel versammelt, um dem brutalen Zweikampf beizuwohnen. Der Ansager, ein hagerer Mann mit lockigen hellbraunen Haaren, saß mit verschränkten Armen auf einem Hochstuhl und überblickte den Kampf von einer der besten Positionen aus. Eine noch bessere Sicht und vor allem mehr Komfort bot die kleine Loge, die sich oberhalb der Treppen befand, wo zwielichtige Gestalten von oben herab das Kampfgeschehen verfolgten. Vermutlich muss man ganz schön viel Zaster auf den Tisch legen, um sich dort einen V.I.P Platz zu sichern. Die einfachen Zuschauer drängten sich um die kreisrunde Kuppel, kletterten teilweise sogar auf diese, um ihre Gesichter zwischen die Streben zu stecken, um noch mehr vom Blutbad zu sehen.

Blutbad traf es sehr gut. Als Vincent einen kurzen Blick auf die Arena erhaschen konnte, stach ihm das Rot deutlich ins Auge. Das ist keine Wandfarbe ... das ist Blut. Bevor er sich jedoch durch die Menge kämpfen würde, wollte sich Vincent bei den Offiziellen nach demjenigen erkunden, der noch keinen Kampf verloren hatte, der Legende, dem Sensenmann.

Der breitschultrige Buchmacher mit dem kahlrasierten Schädel saß hinter einem rostigen Tisch und entfernte die Banderole von einem Bündel Cypher und zählte es. Vincent blieb vor ihm stehen. Der Buchmacher machte keine Anstalten aufzusehen, geschweige denn den Mund aufzumachen. Selbst nach Vincents zweitem Räuspern gab er keine Reaktion von sich. Erst die Sprache des Geldes erweckte die nötige Aufmerksamkeit bei ihm.

„Auf?"

Vincent schob ihm zweihundert Cypher über den Tisch. „Kash, den Sensenmann."

„Sieg oder Niederlage?"

METROPOLA - Band 1 - Der JahrhundertsturmWhere stories live. Discover now