Epilog: Rock Lobster

24 6 0
                                    

Dunkelheit umhüllte ihn

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Dunkelheit umhüllte ihn. Waren seine Augen geschlossen? Nein, ich blinzle doch.

Unter Schmerzen richtete er sich auf. Er fühlte mehrere Wunden an sich. Mit den Händen strich er über das verkrustete Blut an sämtlichen Stellen seines Körpers. Schon alleine das Aufrichten hatte ihm klargemacht, dass die Schmerzen nicht mal eben verschwinden würden. Ich muss ganz schnell hier raus. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, etwas in der völligen Finsternis zu erkennen. Als der Versuch erfolglos blieb, lauschte er in die Stille hinein. Etwas in seiner Nähe tropfte, und eine Art Rauschen konnte er ebenso vernehmen. Allmählich kroch ihm die Kälte in die Knochen. Bernie fühlte den rauen staubigen Fels unter sich. Er kannte das Gefühl, und auch den muffigen Geruch, der ihm tagtäglich in die Nase wehte. Ich bin noch immer in den Minen. Bis eben hatte er noch gehofft, auf seiner durchgelegenen Matratze aufzuwachen und lediglich einen bösen Traum durchlebt zu haben. Seine Wohnung war winzig, staubig und lag zwischen zwei der schlimmsten Nachbarwohnungen, die man sich nur wünschen konnte. Der Mann, der über ihm wohnte, besaß einem ganz besonders ätzenden Musikgeschmack, der unter ihm war ein Krimineller, der sich im Keller ein Drogenlabor eingerichtet hatte, das der Hausverwaltung am Arsch vorbeiging. Doch so schäbig und unsicher er sich in seinem Zuhause auch fühlte, er wäre lieber dort, mitten unter Gangstern, Kriminellen und rissigen, von Schimmel befallenen Betonwänden, als hier unten zwischen rotem Sandstein, der bitteren Kälte und ... diesen Wesen. Nach und nach kehrten die schrecklichen Bilder zurück, die Erinnerungen an das, was geschehen war. Ein Traum, ja, ein Traum. Das muss alles nur ein schrecklicher Albtraum gewesen sein. In weiter Ferne hörte er das Lied Rock Lobster von The B-52's, ein alter Song von der Erde. Wieso habe ich jetzt diesen Ohrwurm? War er durch einen der offenen Minenschächte gestürzt? Hatte es einen Einsturz gegeben und er war nun verschüttet und eingeschlossen? Nein, dämmerte es ihm. Bernie erinnerte sich an den fetten Samuel, der von ihnen in die Finsternis gezogen wurde, oder Mohammed, der plötzlich Richtung Decke verschwunden war.

Keuchend arbeitete sich Bernie durch die Dunkelheit. Seine Schritte hallten von den nackten Wänden wider. Mit dem Fuß stieß er gegen etwas, das klapperte, als es in sich zusammenstürzte. Vorsichtig tastete er danach. Zunächst fühlte es sich rau an, dann glatt. Sind das ... Er warf den Knochen weit von sich, wobei er von der nahegelegenen Wand aufgefangen wurde. Das Geräusch polterte durch die Höhle, wie ein herannahender Zug. Wie in einem Horrorfilm. Ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase. Er musste würgen. Irgendetwas verwest hier. Es war sinnlos, sich weiter vorzutasten. Ständig stieß er gegen die nächste Wand, einen Ausgang aus diesem finsteren Labyrinth suchte er vergebens. Er meinte, eine Treppe gefunden zu haben, doch schnell entpuppte sie sich als die wenigen Überreste einer Treppe, die einst hinaufgeführt haben musste. Scheinbar hatte ein riesiger Felsbrocken, der neben den Stahlteilen lag, die Treppe zerstört. Also war es doch ein Einsturz? Panik machte sich in ihm breit. Bernie fragte sich, ob er an der Angst sterben könne, so sehr fürchtete er sich in jenem Moment. Und dazu noch dieser schrecklicher Ohrwurm ... Er war doch nur ein alter Mann mit verblassten Träumen und Hoffnungen, und nun schien ihm auch noch der verdiente Lebensabend verwehrt zu bleiben. Diese verdammte Stadt nimmt einem alles. Nach Schätzen hielt er nicht Ausschau, dafür nach einem Ausgang aus dieser kalten, feuchten Hölle, die unter der heißen und trockenen Hölle dort oben klaffte.

METROPOLA - Band 1 - Der JahrhundertsturmWhere stories live. Discover now