Kapitel 15

493 39 4
                                    

Minou strahlte. „Cool."

Was zur Hölle war falsch mit mir? Warum hatte ich ‚ja' gesagt?

Minou führte mich zurück zu ihren Freunden und ich war fast schon gespannt darauf, Melissa ebenfalls mal ohne Make-up im Gesicht zu sehen, als ich bemerkte, dass sie überhaupt nicht ungeschminkt war. Gab es das Zeug etwa mittlerweile in wasserfest?

Sie betrachtete mich mit geschürzten Lippen. „Minou, wer ist das?"

Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss.

„Das ist Vera, du kennst sie, sie geht in unseren Jahrgang ..."

Melissa schien sich wage zu erinnern. „Diese eine nerdige?" Sie zog eine perfekt geschminkte Augenbraue hoch und musterte mich immer noch wie ein Stück Obst, bei dem sie sich nicht sicher war, ob es schon schlecht geworden war, oder ob sie es noch essen konnte.

„Ehm, ich glaube, du hast die Richtige vor Augen", antwortete Minou ausweichend.

Melissa schien nicht begeistert zu sein, es aber zu akzeptieren, dass ich mitkommen würde. Was mich ehrlich gesagt etwas wunderte, ich jedoch nicht hinterfragte.

Nachdem wir die Hallen mit den Schwimmbecken verlassen hatten, wartete ich im Eingangsbereich mit einigen der Jungen aus der Gruppe darauf, dass die Mädchen (und auch ein paar der Typen) endlich fertig wurden mit ihrem übertriebenen Styling.

Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und schrieb eine kurze Nachricht an Simon: Fick dich und danke für den Fisch.

Sofort kam er online und antwortete mir mit drei lachenden Emojis.

Auch wenn ich ihn gerade dafür hasste, dass er mich in diese Situation gebracht hatte, konnte man auf Simon einfach nicht sauer sein. Wobei, wenn ich bedachte, dass er gerade vermutlich versucht hatte, mich mit Minou zu verkuppeln, könnte ich ...

Ich wurde von dem Typen neben mir aus meinen Gedanken gerissen, als er auffällig auf mein Handy starrte. Schnell schob ich es in meine Hosentasche.

„Ist das dein Freund, mit dem du da geschrieben hast?", erkundigte er sich.

Ich lachte. „Simon? Gott bewahre, nein!"

Der Typ nickte. Ich überlegte, wie er hieß, kam aber nicht auf seinen Namen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er in meinen Spanischkurs ging.

„Ich bin übrigens Henrik", stellte er sich vor, als hätte er meine Gedanken gelesen.

„Vera."

„Hast du denn einen Freund?", erkundigte er sich.

„Henrik, hör auf dich an sie ranzumachen! Sie guckt schon ganz verstört wegen dir, du Simp", Minou war wohl fertig geworden und ließ sich auf einen der letzten freien Sessel in der Eingangshalle des Schwimmbads fallen. Ihr Gesicht war wieder über und über mit Schminke bedeckt. Schade.

Sie lachte und wandte sich dann an mich. „Sorry, Vera, Henrik versucht schon seit Ewigkeiten verzweifelt eine Freundin zu finden."

„Ehm okay", sagte ich und wand mich peinlich berührt ab.

„Stimmt doch gar nicht", protestierte Henrik und funkelte Minou wütend an.

Plötzlich viel mir auf, dass ich überhaupt nicht wusste, ob Minou einen festen Freund hatte. Ich spürte ein leichtes Stechen in der Brust bei dem Gedanken daran und hätte mich dafür am liebsten geohrfeigt. Hatte Simon es mittlerweile geschafft, meinem Unterbewusstsein einzureden, dass ich wirklich auf sie stand? Vermutlich.
Ich beschloss ihn später dafür zur Schnecke zu machen und jetzt nicht darüber nachzudenken. Über Minou nachzudenken.

Zebrawelt ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt