Kapitel 83

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Tobio erwachte langsam aus seinem Schlaf und er streckte sich ausgiebig. Er tastete neben sich, griff ins Leere. Müde öffnete er seine Augen. Kuroo war nicht da. Die leuchtenden Ziffern des Weckers teilten ihm mit, dass es Zeit war zum Aufstehen. Ganz leise hörte er das Rauschen der Toilettenspülung, welches ihm verriet, dass Kuroo wohl im Bad war. Er schlug die Decke zur Seite und robbte an die Kante des Betts, schwang seine Beine darüber. Dann stand er auf.

Ein Schmerz, wie ein Stich mit dem Messer, durchzuckte sein Fußgelenk und mit einem lauten Aufprall landete er hart auf dem Boden. Überrascht sah er um sich. Er erschrak, als auch noch die Tür mit voller Wucht aufflog und gegen die Wand schlug.

„Tobio!", rief Kuroo entsetzt und eilte zu seinem Freund, der auf dem Boden saß. „Was ist passiert?"

„Ich... Tut mir leid, das kam so unerwartet", antwortete Tobio etwas zusammenhanglos. Normalerweise machte ihm Schmerz nichts aus und er konnte ihn gut unterdrücken, doch dieses Mal wurde er vollkommen von ihm überrascht.

„Tobio, was ist passiert?", wiederholte Kuroo seine Frage, da ihn die vorangegangene Antwort nicht zufrieden stellte.

Noch immer etwas neben der Spur, blinzelte Tobio seinen Freund perplex an, dann sickerte die Frage in sein Hirn. Jetzt erinnerte er sich. Langsam zog er seinen Fuß unter seinem Körper hervor und stellte ihn vor sich ab.

„Fuck", entfuhr es Kuroo bei dem Anblick des dick angeschwollenen Knöchels.

Auch Tobio war erstaunt, dass Fußgelenke dazu in der Lage waren, auf diese beachtliche Größe anzuschwellen.

„Du hast gestern gesagt, dass es nicht mehr weh tut!", beschwerte sich Kuroo.

„Hat es auch nicht", nuschelte Kageyama, wohlwissend, dass es eine Lüge war. Natürlich hatte sein Fußgelenk weh getan, nachdem er umgeknickt war, höllisch sogar. Aber er war Schmerz gewohnt und dieser erreichte auf seiner persönlichen Schmerzskala gerade mal die Stufe 6. Außerdem war sein Körper am gestrigen Tag so von sexuellem Verlangen beherrscht worden, dass er die Schmerzen in seinem Fuß gar nicht mehr für wahr genommen hatte. Darüber hinaus hatte er eh gedacht, dass sich das nach einer Nacht Ruhe schon wieder geben würde. Tja nun, so konnte man sich irren.

„Verdammt, Tobio." Sachte strich Kuroo über den angeschlagenen Knöchel. „Wir sollten ihn kühlen. Und eincremen."

„Hm."

„Komm, ich helfe dir hoch", sagte Kuroo und reichte seinem Freund die Hand.

Tobio nahm die Hand dankend entgegen und ließ sich von Kuroo auf die Beine ziehen, nur um sich gleich wieder aufs Bett zu setzen. Schließlich musste er sich noch anziehen. Kuroo reichte ihm seine Sachen und er schlüpfte etwas umständlich in sie hinein. Zu seiner Zufriedenheit gekleidet, stand er schließlich auf.

„Warte", rief Kuroo besorgt. „Du—"

„Kuroo, ehrlich, so schlimm ist das nicht", erklärte Tobio und ging an seinem Freund vorbei, ganz normal. Im Bad wusch er sich das Gesicht, stets Kuroos skeptischen Blick im Nacken. „Wollen wir?", fragte er, als er aus dem Badezimmer trat und zur Treppe ging. Doch der Kapitän rührte sich nicht.

„Sag mal willst du mich verarschen?", zischte Kuroo wütend, ließ Kageyama erschrocken zusammenzucken. „Dein Knöchel ist nicht nur auf das Doppelte angewachsen, sondern auch noch rot, grün und blau verfärbt und du spazierst hier munter durch die Wohnung und willst mir allen Ernstes weis machen, dass das nicht weh tut?" Er war lauter geworden als beabsichtigt und strafte sich innerlich, als er sah, wie Tobio vor ihm zurückwich.

„Tetsurou, ist alles in Ordnung bei euch?", hörte Kuroo die Stimme seiner Großmutter zu ihnen heraufschallen und er schloss die Augen, versuchte, sich zu beruhigen. „Ja, Oma, alles gut. Wir kommen gleich." Dann öffnete er seine Augen wieder und sah seinen Freund an, der sich an das Geländer der Galerie drängte, ihn abwartend musterte. Er ging einen Schritt auf Tobio zu und ihm wurde schlecht, als er sah, wie dieser sich verspannte. „Tut mir leid", sagte er sanft und zog seinen Freund in seine Arme, schlang sie fest um ihn, legte eine Hand an Tobios Kopf und kraulte ihn behutsam durchs schwarze Haar. „Tobio, du weißt doch, dass ich dir niemals weh tun würde, oder?", fragte er heiser.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Where stories live. Discover now