Kapitel 177

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Tetsurou blinzelte, als ihn etwas aus dem Schlaf riss. Es dauerte einen kurzen Moment, bis seine Sicht klar wurde. „Tobio... Wieso bist du schon wach?", fragte er schlaftrunken.

Tobio lag auf der Seite, auf seinen angewinkelten Arm gestützt. Das Gesicht hatte er in seine Handfläche gebettet, sodass er einen guten Blick auf seinen Freund hatte. Mit den Fingern der anderen Hand trommelte er abwartend auf Tetsurous Brust herum.

Etwas unsicher blickte Tetsurou an sich herab. Die Art, wie Tobio die Finger auf seine Brust ohne Unterlass niederfahren ließ – kleiner Finger, Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger, kleiner Finger, Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger, wieder und wieder – und der starre Blick, den er von dem Setter zugedacht bekam, machten ihm deutlich, dass etwas im Argen lag. „Was ist los?"

„Ich habe nachgedacht. Über gestern."

Gerne hätte Kuroo den ernsten Moment durch den spitzen Kommentar ‚Denken ist gut.' aufgelockert, doch er spürte, dass dieser gerade fehl am Platze war.

„Sag mir, dass ich lüge", fuhr Tobio fort. „Du wusstest, dass auf dem Hintergrundbildschirm deines Laptops auch ein Foto von uns war."

Tetsurou musterte seinen hübschen Freund eingehend. „Ja, das wusste ich."

„Wieso hast du—?"

„Wieso nicht?"

„Du hast Chiyoko quasi auf dem Silbertablett präsentiert, dass wir ein Paar sind!", rief Tobio verärgert.

„Sie hätte es doch so oder so herausgefunden."

„Das kannst du nicht wissen! Sie wird es jetzt allen erzählen! Vermutlich weiß es am Montag dann schon die ganze Schule und—"

„Das wird nicht passieren."

„Was?"

„Sie wird nichts sagen."

„Woher willst du das wissen?", fragte Tobio aufgebracht.

„Ich habe dafür gesorgt."

„Aber du—"

„Tobio, vertraust du mir?"

„J-Ja, aber—"

„Dann gibt es keinen Grund für dich, besorgt zu sein."

Tobios Atmung hatte sich beschleunigt. „Und was ist mit Ichimaru? Er weiß es jetzt auch!"

„Um ihn musst du dir erst recht keine Sorgen machen."

„Wieso nicht?"

„Weil sein Bruder ebenfalls mit einem Jungen zusammen ist."

Tobio blinzelte verdutzt. Ihm war die Luft ausgegangen.

„Komm her", sagte Kuroo und zog den Jungen auf seine Brust. „Es ist alles in Ordnung, Tobio. Niemand wird verbreiten, dass wir zusammen sind." Obwohl er persönlich nichts dagegen gehabt hätte.

Tobio nickte schwach und ließ sich von dem regelmäßigen Herzschlag und den Streicheleinheiten seines Freundes beruhigen. Unter ihm hob und senkte sich Kuroos Oberkörper sanft unter dessen Atemzügen. Er schloss die Augen. „Könn-Können wir heute nicht einfach den ganzen Tag im Bett bleiben und nichts machen?"

„Können wir", sagte Kuroo, „aber dafür musst du morgen umso fleißiger für deinen anstehenden Mathetest lernen."

Ein gequälter Seufzer bahnte sich seinen Weg nach draußen. „Muss das sein?", fragte Tobio deutlich enttäuscht.

„Es muss auf jeden Fall nicht sein, dass du sitzen bleibst."

„Bisher bin ich immer irgendwie durchgekommen."

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt