Kapitel 76

440 12 1
                                    

Doch Leni war so verkrampf, da ging gar nichts. Ich konnte sie noch so gefühlvoll küssen und sie sanft berühren. Leni war zu nervös und reagierte auf jedes Geräusch, was vor der Tür zu hören war. „Die Tür ist abgeschlossen. Uns stört niemand." nuschelte ich und versuchte sie irgendwie zum entspannen zu bringen. Doch ich wusste eigentlich bereits, dass es auch heute kein erstes Mal für Leni geben würde und für mich keinen erlösenden Sex. Ich versuchte dann nochmal in Leni einzudringen, doch als ich ihren Griff um mein Handgelenk spürte der kräftiger wurde und ihre Gesichtszüge sah, die total unentspannt waren löste ich mich von meiner Freundin. Ich legte mich neben sie und sah sie an. Ich wusste nicht wie ich auf diese Situation nun richtig reagieren sollte. Ich wollte Leni kein falsches Gefühl geben, wusste aber auch nicht was ich sagen sollte. Doch bevor ich mir richtig Gedanken drüber machen konnte, begann sie zu weinen. „Es tut mir leid!" schluchzte meine Freundin und wollte aufstehen. „Hey! Bleib hier..." sagte ich leise und griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zu mir. Die Lust und meine Erektion waren relativ schnell verflogen und ich schloss Leni in meine Arme. „Es ist alles okei." sagte ich leise, auch wenn ich mich wirklich auf diesen erlösenden Moment gefreut hatte, war es nun kein riesen Unglück. Es war nicht der perfekte Ort und irgendwie klar, dass Leni sich so nicht entspannen konnte. Es war zu unruhig um uns herum und ihre Angst, gehört oder erwischt zu werden, wahrscheinlich zu gross.

Gestern Nacht musste ich dann irgendwann eingeschlafen sein. Denn als ich meine Augen öffnete, war es bereits morgen und wir waren in einer anderen Stadt. Ich liess mich nochmal in die Kissen sinken und kuschelte mich an Leni die noch tief und fest schlief. Leider hatte ich vergessen den Wecker auszumachen bei meinem Handy, denn kurz danach begann der lautstark zu klingeln. Hektisch versuchte ich an mein Handy zu kommen und fluchte immer wieder vor mich hin. Als ich es dann endlich geschafft hatte, das scheiss Ding auszumachen und zu Leni sah, hatte sie ihre Augen bereits geöffnet. „Ach Mann! Ich wollte dich noch etwas schlafen lassen." sagte ich und drehte mich ganz zu ihr. „Schon okei." nuschelte sie noch etwas verschlafen und rutschte an mich ran. „Guten Morgen." sagte ich leise und zog sie an meine nackte Brust. Ausser meinen Boxershort, hatte ich gestern Nacht nichts anderes mehr angezogen. „Morgen." murmelte Leni leise. Ich hielt sie fest und überlegte mir, ob ich nochmal die gestrige Situation hier im Nightliner ansprechen sollte. Aber ich wollte Leni nicht quälen, also liess ich es einfach und genoss ihre Nähe.

Etwas später waren wir dann doch auf den Beinen und bezogen unser Hotelzimmer in dem wir eine Nacht verbringen würden. Zwei Tage würden wir nun in der selben Stadt sein und heute Abend ein Konzert spielen und morgen den Fanevent haben. Ich freute mich riesig drauf, auch wenn Leni da halt etwas kürzer treten musste. Die Location war direkt gegenüber vom Hotel, von daher war der Weg nicht weit und ich chillte mehr im Hotelzimmer als Backstage. „Wincent da draussen stehen voll viele von deinen Fans." sagte Leni die am Fenster stand und dann zu mir sah. „Ja und?" fragte ich und sah meine Freundin an. „Die sind überall." brummte sie und ich musste zugeben ich war leicht genervt. Leni war immer sofort genervt wenn irgendwo Fans von mir auftauchten und ich angesprochen wurde. „Ja das ist normal ein paar Stunden vor einem Konzert." sagte ich und schüttelte leicht den Kopf. „Reagier doch nicht gleich so." sagte Leni zu mir und da sah ich wieder zu ihr. „ICH soll nicht so reagieren? Babe bei aller Liebe, aber du bist hier die, die alles Scheisse findet was meine Fans tun." sagte ich normal, aber mein Blick war bereits warnend. Sie hatte vorhin auch gäussert, dass sie es doof fand, dass ich an genau dem Wochenende wo sie hier war so ein Fanevent hatte, wo ich mehr Zeit meinen Fans widmete als ihr. Ich ging gar nicht drauf ein, ich hatte keine Lust auf Streit und versuchte es einfach zu ignorieren.

Mittlerweile waren wir Backstage. Leni zu Liebe umgingen wir meine Fans und schlichen uns an ihnen vorbei, in dem wir einen anderen Ausgang wählten. Der Soundcheck war vorbei und ich entschloss mich dazu, mal eben zu meinen Fans zu gehen. „Kann ich mit?" fragte Leni und ich sah sie an. „Nein! Du bleibst hier. Ich will nicht dass du da raus kommst." sagte ich zu ihr. „ Wieso nicht?!" fragte sie und sah mich an. Ich atmete geräuschvoll aus und ging zu Leni. „Weil ich nicht will, dass sie dich sehen. Ich will noch nicht, dass sie wissen, dass ich ne Freundin hab. Ich werde es schon noch offiziell machen. Aber einfach noch nicht jetzt. Du hast keine Ahnung was das auslösen wird." sagte ich und sah sie an. „Also bitte bleib einfach hier. Ich bin bald wieder da." sagte ich mit Nachdruck, küsste sie und ging dann raus.

Ich stellte mich zu der Gruppe und sah zum Eingang des Hotels. Ich wusste dass sie auf mich warteten, weil sie dachten ich sei im Hotel. Bisher hatte mich noch niemand entdeckt, also begann ich einfach zu reden. „Auf wen warten wir denn?" fragte ich und da schossen gleich alle Köpfe in meine Richtung. Ich begann zu lachen, wähend eine Aufregung ausbrach und sich sofort alle um mich scharten. Ich genoss das kleine Bad in dieser Gruppe und erfüllte allen die Autogramm und Fotowünsche. Natürlich kamen noch ein paar Fans hinzu, die es mitgekriegt hatten. In einer Seelenruhe machte ich Bilder und quatschte mit den Mädels. Es war richtig entspannend und ich liebte es. Nach ner Weile sah ich wie jemand aus dem Backstage kam. Als ich Leni erkannte, die direkt auf uns zu steuerte, musste ich mich echt beherrschen und mein Pokerface bewahren. Ich reagierte dann wieder auf meine Fans und warf nochmal nen Blick zu Leni der eindeutig warnend war. Ich hoffte inständig, dass es niemand mitgekriegt hatte, was hier gerade passierte. Ich wurde nervös. Wenn Leni jetzt hier ne Szene machen würde, dann wär der ‚Skandal' vorprogrammiert. Und unser Streit auch.

Ich entspannte mich etwas, als sie mit gesenktem Kopf an uns vorbei ging. Dennoch würde ich mit ihr reden nachher. Sie konnte nicht einfach meine Bitte ignorieren. Sie hatte keine Ahnung was sie damit auslösen würde. „Wincent krieg ich ne Umarmung?" wurde ich dann gefragt und sofort lächelte ich das Mädel an. „Ja natürlich!" nickte ich und schloss sie für einen Moment in meine Arme und hielt sie fest. Dass Leni das gehört hatte und sich sofort umdrehte, kriegte ich nicht mit. Ich löste mich von dem Fan und musste natürlich gleich ein paar Umarmungen mehr verteilen. „Sorry.. Kann ich mal durch?" hörte ich dann jemand und bevor mein Hirn verarbeiten konnte zu wem diese Stimme gehörte, spürte ich eine Hand die mich am Arm anfasste und zu sich drehte. Bevor ich nur reagieren konnte oder überhaupt realisierte was gerade geschah, wurde ich von Leni überrascht, als sie mich ruckartig zu sich zog und mich vor all meinen Fans küsste. Sofort riss ich mich von ihr los und starrte sie an. Zum Glück fehlten mir gerade die Worte für diese Aktion, aber mein Blick signalisierte ihr ziemlich gut wie beschissen ich das fand. Leni erwiderte kurz meinen Blick ehe sie mich und meine Fans einfach wieder stehen liess und zurück in Richtung Location ging. Da alle Fans völlig perplex zu mir sahen, sah niemand, wie sie wieder Backstage verschwand. „Was zur Hölle war das gerade?!" hörte ich dann einen Fan und ja, genau das fragte ich mich auch. „War das deine Freundin?", „Wer war das?!" kamen dann sofort die ersten musstrauischen Fragen. „Wie krass ist die denn drauf?!", „Ich hasse solche unverschämten Fans!", „Genau wegen solchen Weibern wirst du bald nicht mehr raus kommen..." hörte ich dann diese Worte und gewisse dachten anscheinend, das Leni nur ein durchgeknallter Fan war. Aber nein, es war meine durchgeknallte und eifersüchtige Freundin.

„Wow was war das gerade?" sagte dann eine und da sah ich wieder zu ihr. „Ja.. Das hab ich mich auch grad gefragt." sagte ich, wuschelte mir grinsend durch die Haare und machte eine gute Miene zum bösen Spiel. Die Meisten begannen zu lachen und ein paar machten sich auch etwas über diese Situation lustig, oder auch über mein Gesicht welches ich gerade gemacht hatte. Nur mir war nicht nach lachen zu mute. Kurz danach beendete ich dieses spontane Treffen mit meinen Fans und verabschiedete mich. Während ich zum Backstage ging, begann die Wut in mir zu kochen und meine Anspannung wurde von Schritt zu Schritt immer grösser.

Where Love FallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt