Kapitel 78

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Das Fanevent war die beste Idee ever! Nachdem die erste Aufregung der Fans und auch meine eigene durch war, begann ich mit Amelie die Führung durch die Location, die Garderoben und natürlich durch den Bus. Eigentlich war Amelie eher die, die durch alles führte. Ich mischte mich immer wieder unter die Gruppe und quatschte mit den Fans oder erzählte auch mal was. Natürlich war auch Paul am Start und hielt alles fotografisch fest. Ich genoss es richtig und alles was gestern war, hatte ich ausgeblendet. Den ganzen Stress mit Leni, liess ich einfach mal aussenvor.

Nach der Führung durch alle Räume und den Bus, kam der entspannende Teil. Selfies machen, Rumsitzen, Quatschen und Fragen beantworten. Es waren etwa zwanzig Fans da und damit sicher jeder mindestens ein Foto mit mir hatte, mussten sie für die erste Runde anstehen. Diese Fotorunde war wirklich schnell durch. Danach setze ich mich einfach in mitten meiner Fans hin und machte so immer mal wieder ein Selfie. Während nun auch meine Band dabei war und die Fragenrunde gestartet wurde, war es noch lustiger als davor. Wir erzählten alles, beantworteten jede Frage und liessen nichts aus. „Ich hab ne Frage an Wincent." hörte ich dann ein Mädel und aufmerksam sah ich zu ihr. „Das Szenario von gestern vor dem Hotel. Also mit dieser jungen Frau..." begann sie. Ich wusste genau was sie ansprach und innerlich seufzte ich. Immerhin dauerte es eine ganze Weile, bis wir darauf zu sprechen kamen. „War das deine Freundin?!" grätschte dann eine dazwischen. Ich sah zu ihr und schwieg. Ich wollte mich eigentlich noch nicht dazu äussern, vor allem nicht nach so einer Aktion. Aber ob ich nun schweigen würde oder nicht, sie würden eins und eins zusammen zählen und sich ihr eigenes Bild machen. „Es geht bereits schon auf Insta durch die ganzen Stories der Crew." hörte ich dann die Worte. „Was geht durch die Crew?" fragte ich dann, ohne die andere Frage beantwortet zu haben. „Naja, ein Video und ein Foto von gestern. Von dem Kuss." sagten sie mir dann und mir wurden ein paar Handys entgegen gestreckt. Ich schnappte mir dann eins und sah mir das besagte Video und Foto an.

Man sah mich in mitten der Fans zusammen mit Leni, die mich küsste. Auf dem Video sah man aber auch wie überrascht ich war und wie ich meine Freundin danach anstarrte. Was sollte ich nun tun? Würde ich meine Beziehung leugnen und sie noch etwas versuchen zu schützen und würde somit meine Fans anlügen, in dem ich sagte, dass das nur ein crazy Fan war?! Oder sollte ich nun einfach mit der Sprache rausrücken und sagen, dass ich ne Freundin habe? Ich gab das Handy zurück und seufzte leise, während ich mir übers Gesicht strich. Alle sahen mich neugierig an, während ich meinen Blick schweifen liess und kurz an Amelie hängen blieb dich mich ebenso ratlos ansah. „Sie ist deine Freundin oder?" kam dann die Frage und ich sah in die Menge. Die neugierigen Blicke meiner Fans durchbohrten mich fast und da nickte ich leicht. „Ja, das gestern war meine Freundin." sagte ich dann. Einen Moment herrschte Stille, doch dann durchbrach ein Fan diese quälende Ruhe. „Endlich! Gratuliere Winni!" strahlte sie mich an und da begannen mir auch die anderen zu gratuliern. Bei vielen war Freude zu sehen, aber ich entdeckte auch einige enttäuschte Gesichter. Ich wollte nicht weiter drüber reden, deshalb wechselte ich radikal das Thema und die Situation. „Wollt ihr etwas Musik?!" strahlte ich alle an und da ging das Gejubel los. Ich forderte meine Band auf zu ihren Instrumenten zu gehen und setzte mich dann zu ihnen. Wir machten dann ein kleines Akkustikset und ich konnte mich von Minute zu Minute entspannen. Eine Stunde später beendeten wir das Fanevent und ich verabschiedete mich von 20 mehr oder weniger glücklichen Fans.

Nachdem ich im Bus war und mich auf die Sitze sinken liess sah ich auf mein Handy. Ich öffnete Instagram und durchforschte meine markierten Beiträge und die Erwähnungen in den Stories. Und tatsächlich, zu 90% wurde ich auf Leni angesprochen. „Verdammte Scheisse!" fluchte ich leise und wieder war ich einfach nur wütend auf meine Freundin. „Du wolltest es eigentlich nicht sagen oder?" hörte ich dann Pauls Worte. Ich hob meinen Kopf und sah ihm zu wie er sich mir gegenüber setzte. „Nein. Ich wollte noch warten." sagte ich und legte mein Handy weg. Ich schüttete Paul, mal wieder mein Herz aus. Mal wieder hörte er sich alles an und ich kotzte mich einfach aus. Als ich geendet hatte, blieb auch Paul still und sah mich einfach an. Ich liess meinen Kopf hängen und strich mich über den Nacken. „Du denkst wieder über ein Gespräch nach mit ihr, stimmts?" sagte Paul und ja, er hatte recht. Das Tat ich. „Ja." sagte ich und hob meinen Kopf. „Wie viele Chancen willst du ihr noch geben?" hakte Paul nach und diese Frage traf mich ziemlich, aber auch da hatte er recht. Ich schwieg einen Moment und suchte dann wieder seinen Blick. „Dieses Mal wird's die Letzte sein." sagte ich leise und stand dann auf. „Ich geh pennen!" sagte ich ziemlich geknickt und verschwand dann nach oben in meinem Zimmer und ging schlafen.

Die letzte Nacht war ziemlich unruhig und ich wachte immer wieder auf. Mal wieder hatte mir Leni eine nahezu schlaflose Nacht bereitet. Als ich nicht mehr schlafen konnte stand ich auf und zog mich an. Es war kurz vor 6 und wir fuhren immer noch. Ich ging dann runter und setzte mich nach vorne zu unserem Busfahrer und quatschte etwas mit ihm. Als auch wir, wieder in ein Schweigen verfielen, zückte ich mein Handy hervor und schrieb Leni eine Nachricht.

W: Ich war gestern, mehr oder weniger dazu gezwungen zusagen, dass ich ne Freundin hab. Es geht bereits durch die ganze Crew. Bitte stell dein Instagram auf Privat und nimm nur Leute an die du wirklich kennst. Bitte!

Ich schickte die Nachricht ab. Ich hoffte einfach, dass sie dieses Mal das tat was ich von ihr verlangte. Ich traute den Menschen alles zu und war mir sicher, dass es solche gab, die sehr schnell rausfanden wer sie war oder wie sie hiess. Und ich wollte sie vor dem möglichen Hass bewahren, den sie abkriegen könnte. Ich war richtig unzufrieden mit dieser ganzen Situation weil sie so passierte, wie sie halt eben passiert war. Aber ich wollte Leni beschützen, das würde ich wahrscheinlich ab jetzt tun können.

Die letzte Woche der Tour verging viel zu schnell, als mir eigentlich lieb war. Ich liebte es auf Tour zu gehen, Live zu spielen. Das war mein ‚Happy Place' und der Ort, an dem ich einfach alles vergessen konnte was mich beschäftigte. Heute waren wir in Berlin am Abschlusskonzert. Das hiess auch, dass ich heute die ganze Urlaubs Clique als meine Gäste hatte. Ich würde also auch meiner Freundin wieder gegenüberstehen, mit der ich seit dem Vorfall kaum mehr gesprochen hatte. Aber bevor ich meine Freunde begrüssen konnte, musste ich noch zu einem Interview und auch vor dem graute es mir. Anfangs war alles super entspannt und ich beantwortete die Fragen wie immer. Ich mochte eigentlich Interviews und war immer gut gelaunt. Nur heute, war ich leicht angespannt und wartete nur auf eine Frage.

„Wincent, stimmt es was momentan gemunkelt wird?" stellte mit der Interviewer die Frage. „Was wird denn gemunkelt?" stellte ich mich doof und sah ihn an. „Stimmt es, dass du eine Freundin hast?" kam dann die Frage und mein Herz schlug etwas schneller. „Ja das stimmt. Ich bin seit ner Weile vergeben. Aber ich werde nicht weiter über meine Partnerin reden. Ich möchte mein Liebesleben und meine Karriere soweit wie möglich trennen." sagte ich anständig und lächelte dann freundlich. Komischerwiese fiel ein Teil meiner Anspannung von mir ab, nachdem ich es nun offiziell ausgesprochen hatte. Dennoch müsste ich ab sofort noch mehr aufpassen, wohin ich mit Leni ging und was ich wo mit ihr tat.

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