25. Kapitel

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Luke's P.o.V.

„Was in drei Teufelsnamen macht ihr den hier?" trotz ihrer schlechten Verfassung brachte Mam es zustande einen vorwurfsvollen Ton anzuschlagen.
„Guck mich nicht so an. Luke hat mich einfach entführt! Ich hatte keine andere Wahl." Fiel mir meine Schwester in den Rücken. Soviel zu Blut ist dicker als Wasser.
„Luke Antonia West! Du wirst mir sofort sagen, was du schon wieder für eine ach so brillante Idee in deinem Kopf zusammen gesponnen hast!" Meine Mutter wusste genauso gut wie ich, dass ich keinen Zweitnamen besaß. Doch hin und wieder dichtete sie mir einen an, weil das dramatischer klang sagte sie immer. In wie fern der Name Antonia jetzt dramatisch war sei mal dahingestellt.

„Aber Mama, die Idee ist wirklich gut!" beschwerte ich mich wie ein bockiges Kleinkind. Meine Mutter quittierte das lediglich mit einem Blicke der sagte Ich-bin-deine-Mutter-und-du-sagst-mir-jetzt-sofort-was-ich-wissen-will-sonst-gibt-es-Ärger-Freundchen! Wie ich diesen Blick hasste.

„Wir machen einen Ausflug. Mehr sag ich nicht." Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Ergeben seufzte sie. „ Na gut. Aus Erfahrung weiß ich, dass man dich sowieso nicht umstimmen könnte." Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Ich würde ihr Lächeln vermissen. Genauso wie den Klang ihrer Stimme. Ich schluckte den aufkommenden Klos runter. Heute würde ich nicht traurig sein. Wir würden nach langer Zeit wieder alle zusammen Spaß haben. Wenigstens für eine kurze Zeit glücklich sein.

******

„Hier Rechts und dann sind wir auch schon da." navigierte ich. Wir fuhren auf einen mit Kies geschotterten Parkplatz um uns herum dichter Wald. Kein einziges Auto stand dort, was wohl daher ruhte das die meisten Leute es bevorzugten im Sommer her zu kommen. Doch auch jetzt im Frühling war es hier wunderschön.

„Ihr wartete hier kurz und kommt dann einfach gleich nach." eilig sprang ich aus dem BMW und schnappte mir die Tasche, in die ich alles nötige gepackt hatte, aus dem Kofferraum.

Mit schnellen Schritten ging ich den kleinen Trampelpfad entlang der links und rechts von Bäumen gesäumt wurde. Ich war wirklich froh über meinen Einfall, allein das Funkeln in den Augen meiner Mutter, ich als sie Marco erblickte, war es wert gewesen.
Er hatte sich genauso gefreut wie sie, das hatte man ihm angesehen. Sie hatten zwar letztes Wochenende zusammen meine Großmutter besucht, aber seit dem hatten sie sich nicht mehr gesehen.

Ich folgte dem kleinen Trampelpfad, der an einer großen Lichtung endete. In der Mitte besagter Lichtung glitzerte in der warmen Frühlingssonne die Wasseroberfläche eines kleinen Sees. Ich liebte diesen Ort. Früher waren wir oft hier gewesen. Mein Vater hatte mir in diesem See das schwimmen beigebracht, damals als wir noch eine glückliche Familie waren.

Die blaukarierte Picknickdecke breitete ich direkt unter einer alten Linde aus die mitten auf der Wiese stand und einwenig Schatten bot. Das mitgebrachte Essen, das ich auf dem Heimweg von Mias Kindergarten noch schnell in dem kleinen Supermarkt bei uns um die Ecke besorgt hatte, platzierte ich auf der Decke.

„Wow! Es ist wunderschön hier." die ehrfürchtige Stimme meiner kleinen Schwester erklang vom Ende der Lichtung. Als ich in ihre Richtung blickte erkannte ich, dass nicht nur Caro dort stand. Sie hatte Mia an der Hand, hinter ihnen zeichnete sich Marcos imposante Gestalt ab, er trug meine Mutter im Barut style. Ihr fiel es in den letzten Tagen immer schwere zu laufen, man merkte, dass sie jeden Tag schwächen wurde und das machte mir verdammt Angst.

Mia rannte auf das Ufer des Sees zu, Caro ihr hinterher. Marco kam langsam auf die Decke auf der ich platzgenommen hatte zu, als er bei mir war setzte er meine Mutter vorsichtig ab.
„Ich geh nochmal schnell zurück, ich glaube ich habe vergessen das Auto abzuschließen." teilte Marco uns mit und schon war er wieder auf dem Rückweg. Still schweigend sahen ich und Mam, Caro dabei zu wie sie Mia ihre Schuhe auszog damit diese ein wenig im kühlen Wasser plantschen konnte.

Es war meine Mutter die das Schweigen brach. „Es war eine schöne Idee herzukommen. Ich wusste nicht, dass du dich überhaupt noch an diesen See erinnerst. Wir waren schon lange nicht mehr hier."

„Ich war zwar noch klein, aber manche Dinge vergisst man nicht. Darunter auch den Ort an dem man als Kind am glücklichsten war." erwiderte ich lächeln. „Naja vielleicht erinnere ich mich auch, weil hier das Entenattentat auf mich stattgefunden hat." fügte ich nach einer kurzen Pause hinzu.

Das Schmunzeln, das auf ihren Lippen lag, verriet mir, dass sie an sich halten musste um bei der Erinnerung nicht zu lachen.
„Jaja, du hast gut lachen. Du hast ja auch kein schweres Trauma von diesem Spektakel davongetragen." gespielt böse funkelt ich die an.

„Hättest du einfach das Brot losgelassen, wie ich es dir gesagt habe, aber nein du wolltest nicht nachgeben. Hattest halt schon immer einen Sturkopf." belehrte sich mich.

„Ich gebe ja zu, im Nachhinein betrachtete, war es nicht die schlauste Idee gewesen mein Stück Brot vor einer Gruppe von Enten zu verputzen, aber trotzdem hätten die ja nicht gleich so reagieren müssen. Wir hätte ja ganz normal darüber reden können, ohne gleich aggressiv zu werden. Immerhin hatten die anderen ihren Spaß dabei, zuzusehen wie sich mindestens fünfzehn Enten gleichzeitig auf einen hilflosen sechsjährigen stürzten."

Ein Lachen ihrer Seitz erklang. Dieses Lachen war Balsam für meine Seele. Es war so schön sie fröhlich zu sehen. Ich verbot es mir, mich selber zu fragen wie oft ich noch in den Genuss dieses einzigartigen Klanges kommen würde.

„LUKI! MAMA! Guck mal! Ein Schmetterling." rief Mia aufgeregt, während sie dem bunten Falter hinterherlief. Der Anblick wie sie über die Wiese hüpfte war wirklich zu goldig. Doch vor lauter Schmetterling über sah Mai einen Stein der auf dem Boden lag, stolperte und fiel mit der Nase voran in den Dreck. Erschrocken sprang ich auf und rannte zu ihr.

„Geht's dir gut, Sonnenschein?" fragte ich sie besorgt und half ihr dabei aufzustehen. Tapfer nickte sie. „Der Schmetterling war zu schnell." stellte sie niedergeschlagen fest.

„Ich bin mir sicher du hättest ihn eingeholt, wäre dir dieser böse Stein nicht heimtückisch vor die Füße gesprungen." versicherte ich ihr lächelnd und das freudige Glitzern kehrte in ihre Augen zurück.

Wir verbrachten noch den ganzen restlichen Tag am See, aßen die mitgebrachten Sachen, redeten und lachen viel, Mia pflücke einen kleinen Gänseblümchenblumenstrauß für Mama.
Es war ein wirklich schöner Tag, ich hoffte nur, dass es nicht der letzte war, den wir zusammen verbrachten.

*****

Wir waren bereits wieder auf dem Heimweg, es war spät geworden, der Abend hatte sich über uns gelegt. Über das konstante Brummen von Marcos BMW war Mia eingeschlafen, ihr Kopf ruhte auf meinem Schoss. Ich genoss den angenehmen Duft nach Leder, der von den teuer aussehenden Sitzen ausging und hörte dabei meine Lieblingsplaylist über meine Kopfhörer. Mein Handy leuchtete hell auf und zeigte mir eine neue Nachricht an. Ich war überrascht, als ich Zacks Name auf meinem Handydisplay las.

Hey Luke,
Können wir uns morgen treffen?
14 Uhr beim Spielplatz.
Wir müssen reden. Ist wichtig!

Worüber wollte er bloß mit mir reden? Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Am liebsten hätte ich ihm abgesagt, doch ich musste wissen worüber er reden wollte. Mit zittrigen Fingern schrieb ich:

Hey Zack,
Ich werde da sein!
Bis Morgen.

Liebe stirbt nicht! Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ