6. Kapitel

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Zack's P.o.V.

Das monotone Piepen meines Handyweckers holte mich am Montagmorgen aus meinen schönen Träumen. Wie ein greller Blitz durchzuckte mich die Erkenntnis: Heute war mein erster Schultag an der neuen Schule. Seufzend stand ich auf. Zum Glück kannte ich Robin und seine Clique schon, sodass ich nicht komplet verloren unter all den Fremden herumirren musste. Sofort wanderten meine Gedanken zu Luke und ein Lächeln umspielte meine Lippen. Irgendetwas hatte dieser Junge an sich, er war anders als die meisten Jungen mit denen ich bis jetzt zusammen war. Am Samstagabend auf der Party war ich ziemlich enttäuscht über seinen plötzlichen Abgang gewesen. Ohne ihn hatte es nicht mal halb so viel Spaß gemacht, weshalb ich mich eine halbe Stunde später auch auf den Heimweg gemacht hatte. Gestern war auch nicht mehr viel passiert, ich hatte den ganzen Tag damit verbracht meine Kartons auszupacken. Oder besser gesagt, Ausreden zu finden um das Auspacken auf später zu verschieben.

Mit dem Wissen, dass ich heute Luke wiedersehen würde ging mir die morgendliche Routine gleich viel leichter von der Hand. Eine kurze Dusche zum Wach werden. Danach zog ich mir eine dunkle verwaschene Jeans, ein hellgraues T-Shirt und ein dunkelblaukariertes Holzfällerhemd an. Bloß nichts zu auffälliges. Mein Haarstyling begrenzte sich auf einen Blick in den Spiegel, ein genervtes Aufseufzen, weil meine Haare mal wieder komplett auf Abwegen waren und einem durch die Haare fahren, mehr um das Gewissen zu beruhigen, als das ich mir eine richtige Hoffnung versprach.

Ich schnappte mir meinen Rucksack, nur mit dem Allernötigsten darin, und meine Lesebrille, die die meiste Zeit in meinem Durcheinander nicht aufzufinden war. In der Küche schmierte ich mir schnell ein Toast Brot mit Butter, einfach aus dem Grund, dass ich nichts anderes fand, das ich hätte essen können. Ich sollte demnächst mal einkaufen gehen, ansonsten würde das böse enden. Ich war einer dieser Menschen denen man nicht begegnen wollte, wenn sie hungrig waren.

Bevor ich die Wohnung verließ schnappte ich mir mein Handy, etwas Geld und die Autoschlüssel meines schwarz VW Polo. Nicht unbedingt ein Hingucker, dennoch war ich verdammt stolz auf meinen kleinen Flitzer, denn ich hatte lange gespart damit ich ihn mir selber, ohne die Hilfe meiner Eltern, hatte kaufen können. Ich hatte eine einzige Sache besitzen wollen die nur mir alleine gehört, etwas das meine Eltern überhaupt nichts anging.

Bei meiner Ankunft an der Schule hatten sich schon einige Schüler auf dem Schulhof versammelt. Ich parkte mein Auto, griff mir meine Tasche und stieg aus. Während ich über den Schulhof lief hielt ich Ausschau nach einem bekannten Gesicht. Und tatsächlich entdeckte ich Robins Riesenschädel recht schnell, er stand zusammen mit Alex und Miriam in einer Ecke des Schulhofes. Robin sah sich hilfesuchend um, während Mirex wild am rumknutschen war. Das Gesicht meines Kindergartenfreundes hellte sich auf, als er mich erblickte und er kam erleichtert auf mich zu. „Oh Mann du bist meine Rettung! Ich hätte es keine Sekunde länger mit den Zwei ausgehalten. Ich schwöre die fressen sich irgendwann mal auf!", dabei zeigte er mit dem Daumen hinter sich auf das engumschlungene Pärchen, welches nichts um sich herum mitbekam. „Bitte, gern geschehen." erwiderte ich bloß.
„Und wie ist es so allein zu wohnen?" fragte er mich dann. „Einfach geil. Ich kann machen was ich will, niemand kontrolliert mich, niemand macht mir Vorschriften. Der Himmel auf Erden, sag ich dir.", grinste ich ihn an. „Kann ich mir vorstellen. Ich muss die Woche mal vorbeikommen und mir deine Bude angucken.", lud er sich selber ein. „Klar, auf jeden Fall."

„Hey meine Süßen!" flötete eine weibliche Stimme hinter mir, als ich mich umblickte erkannte ich Vanessa die mit einem riesigen Grinsen auf uns zugelaufen kam, dicht hinter ihr lief Luke. Seine Haare waren leicht verwuschelt was bei ihm im Gegensatz zu anderen wirklich gut und nicht so krampfhaft gewollt aussah. Vanessa begrüßte mich mit einer freundschaftlichen Umarmung, Robin bekam bloß ein „Hi."

„Hey, warum bekommt Zack eine Umarmung und ich nicht?" fragte Robin gespielt beleidigt.

„Weil ich Zack mag!" Vanessa schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

„Keinen Krieg am frühen Morgen!", maßregelte Luke die Beiden.

„Jaja, Mami!", entgegnete Vanessa augenrollend.

„Junge Dame, ich hab genau gesehen wie du mit den Augen gerollt hast!", kam es erneut streng von Luke. „Außerdem wollte ich dir noch sagen das du mir ab jetzt einen Monat die Physik Hausaufgaben machen kannst!" Ein Schadenfrohes Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus und ließ kleine Grübchen in seinen Wangen entstehen.

Geschockt und mit offenem Mund sah Vanessa erst mich, dann Luke und dann wieder mich an. Sie schob ihre Unterlippe vor und schmollte. Ich beobachte das Schauspiel konnte mir aber keinen Reim darauf machen. „Das ist doch nicht fair! Wieso sind alle gut aussehenden Jungs immer schwul?" fragte Vanessa beleidigt und endlich fiel bei mir der Groschen.

„Ihr habt also gewettet, ob ich schwul bin und der Wetteinsatz war einen Monat Physikhausaufgaben?" wollte ich von ihnen wissen. Innerlich grinsend, doch nach außen hin blickte ich sie streng an. Luke sah schuldbewusst zu Boden und wurde sogar ein wenig rot, und ja, er sah dabei ziemlich süß aus. Vanessa dagegen war sich keiner Schuld bewusst, sie zuckte bloß mit den Schultern.
„Also ich dachte ich bin mehr wert als das." Ich machte eine Kunstpause: „Wenigstens zwei Monate Hausaufgaben wären doch bestimmt drin gewesen." Luke hob den Blick und sah mich mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen an, bevor er die Augen verdrehte was mich zum Lachen brachte.

Das Klingeln der Schulglocke zeigte uns das wir uns langsam auf den Weg machen mussten. Als ich letzte Woche mit meinen Eltern hier war um mich an der Schule anzumelden, wurde mir bereits mittgeteilt das ich in die selbe Klasse wie Robin gehen würde und somit auch ich die von Luke.

„Wir sollten gehen, in der ersten Stunde haben wir bei der Schreckschraube Ziller Mathematik und wenn wir da zu spät kommen hält die uns wieder einen halbstündigen Monolog über Pünktlichkeit. So ne dumme Kuh!" fluchte Robin genervt vor sich hin.

„Wo ist eigentlich Max?" wunderte ich mich.

„Den hat mal wieder die Montagskrankheit erwischt" winkte Luke bloße ab.

Liebe stirbt nicht! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt