17. Kapitel

12K 760 31
                                    


Luke's P.o.V.

Jeder hat mal einen schlechten Tag? Ich hatte eine schlechte Woche.

Es war offizielle, dass sich eine höhere Macht gegen mich verschworen hatte.

Von allen schäbigen Läden in dieser Stadt, hatte es Zack ausgerechnet in diesen hier verschlagen und das an dem Abend, an dem ich praktisch nackt durch den Laden rennen musste.

„Was macht du hier?" fragte ich ihn immer noch sichtlich geschockt.

„Hab ich dir etwa noch nie von meiner heimlichen Vorliebe für ranzige, heruntergekommenen Bars und stockbesoffene, aufgegeilte Typen die mein Großvater sein könnten, erzählt?" Scherzte er und musterte die anderen Gäste mit einem frechen Grinsen in Gesicht.

„Wenn ja, hab nicht zugehört." Erwiderte ich trocken.

Ein tiefes, raues erklang direkt aus seiner Kehle. Es war so wunderschön, ich hätte Stunden damit verbringen können diesem Klang zu lauschen. Gott, Luke schalt mal deinen Fangirl-Modus aus!

"Es ist physikalisch unmöglich mir nicht zuzuhören. Genauso wie es unmöglich ist mich zu ignorieren."

"Das muss ich testen." Sagte ich, drehte ihm meine Rücken zu und machte mich wieder daran meine Arbeit zu erledigen.

Zugegeben, es war nicht ganz einfach Zack zu ignorieren. Er folgte mir auf Schritt und Tritt, beobachtete mich ununterbrochen und das nervte mich tierisch. Etwas Gutes hatte es jedoch schon, ich wurde kein einziges Mal mehr an gegrapscht, da Zack, jedem Typen der mir zu nahe kam, mit seinen Blicken erdolchte. Ich musste leider zugeben, dass ich es echt süß von ihm fand.

Langsam neigte sich meine Schicht dem Ende, meine Geduld mit Zack jedoch ebenfalls. Seit einer halben Stunde hatte er seine Taktik geändert, er laberte mich mit irgendeinem Müll voll, während ich mich versuchte auf die Gäste und ihre Bestellungen zu konzentrieren. Es waren nicht einmal interessante Dinge, die er erzählte. Soweit ich es über den Lärm der Musik verstehen konnte redete er über seinen alten Kater Hannibal Lecter. Ich persönlich vertrete ja die Meinung, dass es eine Menge über ein Kind aussagt, welchen Namen es seinem Haustier oder Lieblingsstofftier gibt. Was es jedoch über Zack aussagt, dass er seine Katze nach einem fiktiven Serienkiller benannt hatte, wollte ich lieber gar nicht wissen.

Ich stand hinter dem Tresen und spülte Gläser, mittlerweile war es schon nach Mitternacht und die meisten Gäste waren gegangen. Zack saß auf einem Barhocker mir gegenüber und redete fröhlich vor sich hin.

„... ich habe Hannibal Lector stundenlang dabei zugesehen wie er sich geputzt hat. Das war so niedlich! Findest du nicht auch?"
Bis jetzt hatte ich immer bloß mit einem genervten Augenverdrehen geantwortet, aber nun konnte ich mir einen Kommentar einfach nicht mehr verkneifen.
„Ich finde es äußerst verstörend, wenn diese Viecher jeden Millimeter ihres Fells ansabbern und währenddessen so abartige Schmatz-Geräusche machen."
Ein überhebliches Grinsen erschien auf seinen Lippen. „Ich wusste es! Keiner kann mich ignorieren. Nicht einmal du."
„Das liegt wohl daran, dass du die nervigste Person bist die ich kenne!" erwiderte ich schlicht.
„Du magst mich trotzdem." Behauptete er selbstsicher.
Auch wenn es irgendwie stimmte, musste ich es ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, sein Ego ist eh schon groß genug.

„Ich kann mich nicht daran erinnern so etwas jemals gesagt zu haben!"
„Das brauchst du auch gar nicht. Deine Augen verraten es mir, Honey!"
„Wo hast du denn diesen kitschigen Müll her?" fragte ich lachend.
„Das ist nicht kitschig, sondern romantisch!" antwortete er trotzig.
„Du und Romantik? Da hab ich von Robin aber etwas anderes gehört. Ich glaube seine Worte waren: Zack ist der wohl unromantische Mensch auf dieser Welt." Flunkerte ich ein klein wenig. Robin hatte zwar etwas in der Richtung erwähnt, seine Wortewahl waren jedoch ein wenig anders gewesen.
„Ach der liebe Robin sollte sich lieber an die eigene Nase packen! Ein wenig Romantik würde ihm auch nicht schaden. Vielleicht würde dann auch etwas zwischen ihm und Vanessa laufen."
„Dir ist es also auch aufgefallen?" fragte diesmal ich grinsend.
„Ich bin ja nicht blind. Ich kenne Robin schon mein Leben lang, aber so verschossen in ein Mädchen war er noch nie."
„Die zwei würden echt super zusammen passen! Leider sind aber beide zu stur um den ersten Schritt zu machen."
„Tja es gibt schon ein paar hoffnungslose Fälle."

„Hey Prinzessin! Beweg mal deinen Arsch hier her." Unterbach uns die tiefe, sonore Stimme meines Chefs.
„Entschuldige mich. Der Meister verlangt nach mir." Sagte ich spöttisch an Zack gewandt, bevor ich in das kleine Büro meines Chefs ging. Wie erwartet saß er dort, sein breites Hinterteil in seinen mickrigen Bürostuhl gequetscht. Wie bekommt er es immer wieder hin seinen fetten Quadrat Arsch darein zu bugsieren? Und noch viel wichtiger: Wie bekommt er ihn wieder heraus?
„Du kannst gehen. Ich brach dich heute nicht mehr. Hier wie abgemacht der dreifachen Lohn." Auffordernd sah er mich an und hielt es mir einen weißen Umschlag entgegen. Schnell nahm ich mein Geld, zählte es jedoch noch einmal nach. Sicher ist sicher.
Er widmete sich schon wieder den Unterlagen vor sich, sodass ich einfach ging, direkt in die kleine Abstellkammer in der ich meine Klamotten lagen.
Erleichtert wieder normale Sachen anzuhaben, ging ich nach vorne in die Bar, im Vorbeigehen schmiss ich den Fetzten den ich den ganzen Abend tragen mussten in das Büro meines Chefs. Zack saß immer noch auf demselben Hocker wie gerade eben. Als er mich sah lächelte er, und sprach „In dem Outfit vorhin hast du mir besser gefallen." Ich machte mir gar nicht erst die Mühe auf seine Stichelei zu antworten, sondern verdrehte nur die Augen.

„So und was machen wir jetzt?" fragte er.
Tja wenn ich das wüsste.

Liebe stirbt nicht! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt