26. Kapitel

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Zacks P.o.V.

Wie ein verhaltensgestörtes Erdmännchen lief ich meine stetig gleichbleibende Bahn. Hin und her. Auf und ab. Ein Vorgang den ich ununterbrochen wiederholte. Ich schenkte den Kindern, die fröhlich auf dem Spielplatz spielten keine Beachtung, war viel zu vertieft in meine Gedanken.

Gott, ich war so dämlich. Warum hatte ich ihm gestern diese Nachricht geschickt? Gestern Abend war ich noch fest entschlossen mit Luke zureden, ihn zu fragen, was es mit seiner Mutter auf sich hatte. Doch heute war ich mir nicht mehr so sicher. Einerseits wollte ich nicht, dass diese Lüge zwischen uns stand, anderer Seitz wollte ich auch nicht, das was zwischen uns war, gefährden. Denn da war etwas zwischen uns, etwas von dem ich nicht wusste wie ich es genau definieren sollte, ich wusste nur, dass ich nicht wollte, das es endete.

Ich war ein einziges Nervenbündel hin und her gerissen was ich tun sollte. Meine Hände zitterten, als ich mein Handy rausholte um auf die Uhr zu sehen.

14:02 Uhr. Er müsste jeden Augenblick hier auftauchen. Mein Herz begann noch schneller zu schlagen, wenn das so weiterging, würde es mir gleich aus der Brust springen. Meine schweißnassen Handflächen an meiner Hose abwischend, versuchte ich mich zu beruhigen. Um Gottes willen, beruhige dich Zack! Du triffst dich nur mit Luke! Kein Grund hier einen auf hysterischen Hornochsen zu machen. In diesem Zustand wirst du keinen einzigen sinnvollen Satz zustande bringen. Auch wenn es komisch klang, aber ich musste mir selber Recht geben.

Es war bloß Luke. Der Luke, der mich an dem Abend unseres Kennenlernens geküsst hatte, um heraus zu finden, ob ich schwul war. Der Luke, den ich schon zu mir Nachhause getragen hatte, als er stockbesoffen war. Der Luke, der wie ein Löwe kämpfte, um seine Familie zu beschützen. Aber auch der Luke, dessen Anblick in seiner verdammt heißen ‚Arbeitskleidung' mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Mir war schon länger klar, dass an diesem Junge nichts gewöhnlich war und dass mich seine tiefen grauen Augen in ihren Bann gezogen hatten, aber erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich ihn vollkommen und rettungslos verfallen war. Genau das hatte ich zu verhindern versucht.

Mein Herz hatte sich gerade etwas beruhigt, als es bei dem Anblick des Braunhaarigen wie er genau auf mich zu schlenderte erneut begann unkontrolliert zu schlagen. . Als auch sein Blick auf mich fiel versuchte er mir ein ungezwungen Lächeln zu schenken, doch auch auf die Entfernung erkannte ich wie verkrampf und aufgesetzt es wirkte. Ob er wohl ahnte,worüber ich mit ihm reden wollte?

Alles was ich zustande brachte, als er vor mir stand war ein kratziges: „Hey".

„Hey. Was gibt's?" erwiderte er leise.

„Wollen wir vielleicht ein Stück zusammen gehen?" fragte ich leicht überfordert. Er nickte. Langsam setzten wir uns in Bewegung, gingen stumm nebeneinander her. Ich genoss seine Anwesenheit, das fröhliche Vogelgezwitscher über unseren Köpfen und die leichte Frühlingsbrise.

„Also du wolltest mit mir reden?" unterbrach er die friedliche Atmosphäre zwischen uns.

„Mhm. Ich wollte dich etwas fragen."

„Und was?" Mir war das leichte Zögern nicht entgangen. Ich atmete einmal tief durch.

„Was ist das zwischen uns?" Ich traute mich nicht ihn anzusehen. Er seufzte. Ich war mir nicht sicher, ob es ein erleichterter oder frustrierter Seufzer war.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Das einzige was ich weiß ist, dass ich dich mag. Wirklich mag." Er mag mich? Oh mein Gott. ER MAG MICH! Eine angenehme Wärme stieg in mir auf und füllte mich bis auf die letzten Winkel aus. In meinem Bauch flatterten Hunderte Schmetterlinge und ich hatte das Gefühl, dass sie mich mit sich in die Lüfte tragen würden, wenn ich nicht aufpasste.

„Ich mag dich auch. Wirklich." Der leichte Rotschimmer, der bei meinen Worten auf seinen Wangen erschien, ließ mich schmunzeln. Sein Blick aus diesen wunderschönen grauen Augen traf meinen. Ich konnte nicht weg schauen, wollte es auch nicht, denn wenn ich das tat würde mir wieder mein eigentliches Anliegen einfallen und ich wollte diesen Moment nicht zerstören. Jedoch war es Luke der unseren Blickkontakt abbrach, sich räusperte und verlegen fragte: „War das alles was du mit mir besprechen wolltest?"

Los, Zack! Du schaffst das! „Also... ich.. ähm... Wegen... ich meinte, als..." Oder auch nicht. Einmal tief durchatmen, Gedanken sammeln und dann Klartext reden. Komm schon, Zack!

„Ich weiß das von deiner Mutter." Vielleicht ein wenig zu direkt, aber immerhin hatte ich einen zusammen hängenden Satz zustande gebracht. Luke blieb abrupt stehen, was auch mich dazu veranlasste stehen zu bleiben und ihn anzuschauen.

„Was soll mit meiner Mutter sein?" fragte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen.

„Naja, Mia hat letztens im Eiscafé, als du auf der Toilette warst, so etwas gesagt..." begann ich zögerlich zu erklären. Seine Miene wurde hart, distanziert.

„Ich weiß zwar nicht was sie angeblich erzählt haben soll, aber sie ist fünf! Ich würde nicht alles so ernst nehmen, was sie erzählt. Sie ist Mal einen ganzen Monat herumgelaufen mit der Überzeugung sie wäre eine Glitzerfee."

„Sie sagte deine Mutter wäre krank. Und das die Menschen im Krankenhaus sie nicht gesund gemacht haben, obwohl du ihr gesagt hast, dass sie das machen würden." Für einen Augenblick schimmerte ein Hauch Schmerz in seinen Augen auf. Doch so schnell er gekommen war, so schnell war er auch schon wieder weg.

„Meiner Mutter geht es gut. Mia schaut bloß zu viel Fernsehen." Ein erbärmlicher Versuch sich raus zureden. Sein Blick haftete auf dem Boden, er konnte mich nicht ansehen, denn uns war beide klar, dass er log.

„Luke, ich will dir doch nur helfen! Egal was es ist, du musst da nicht alleine durch! Ich, und auch die anderen, sind für dich da, wenn du uns brachst. Wir sind doch deine Freunde!" erklärte ich ihm sanft. Er hob seinen Blick. Die Wut die in seinen Augen flackerte überraschte mich, doch sie zeigte mir auch, dass ich auf der richtigen Spur war.

„Ich brauche niemanden! Verstanden? Mir geht es gut und meiner Mutter auch!" fuhr er mich an.

„Luke, ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Ich mach mir einfach Sorgen um dich. Bitte rede mit mir! Ich kann dir nur helfen, wenn du mit mir redest." bat ich ihn verzweifelt.

„Ich brauch weder dein pseudo Mitleid noch deine Hilfe! " antwortete er mir erschreckend kalter Stimme. Seine Worte taten weh. Verdammt weh.

„Aber ich will doch nur..." begann ich.

„Lass uns einfach in Ruhe und mische dich nicht in Angelegenheiten ein die dich verdammt nochmal nichts angehen!"

Ein letzter niederschmetternder Blick in meine Richtung, dann ging er.

Er ließ mich einfach dort stehen.

Ich blickte seiner immer kleinen werdenden Gestalt nach.

Fühlte mich einsamer als jemals zuvor.

Die Schmetterlinge ermordet.

Doch ich würde nicht aufgeben.

Würde ihm helfen. Ob er wollte oder nicht.

****

Könnt ihr Lukes Reaktion nachvollziehen?

Liebe stirbt nicht! Where stories live. Discover now