28. Kapitel

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Zacks P.o.V.

Ich sah die Fragezeichen förmlich über seinen Kopf herum schwirren. Irgendwie ja verständlich, er hatte mir quasi befohlen mich von ihm fern zu halten und dann war er wütend abgezischt. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass er mich heute noch mal sehen würde. Eine Sache würde er noch lernen müssen, einen Zack Anderson wird man so schnell nicht los. Das er mir die Tür nicht sofort vor der Nase zu knallte sah ich als positives Zeichen an.

„Es ist mir egal!" Ich bemühte mich meiner Stimme Entschlossenheit zu verleihen. Wenn es möglich war, dann sah er jetzt sogar noch verwirrter aus als zuvor.

„Es ist mir egal, ob du meine Hilfe willst oder nicht! Es ist mir egal, wie oft du sagt, ich soll gehen und dich in Ruhe lassen. Es ist mir egal, weil ich weiß, dass du gar nicht anders kannst, als mich von dir zu stoßen. Das ist dein natürlicher Schutzmechanismus, der dich davor bewahren soll verletzt zu werden.

Worauf ich hinaus will, du wirst mich nicht los, ich bleibe hier, bei dir. Denn ich weiß zwar nicht viel, und bestimmt nicht alles, aber ich weiß, dass du das, was auf dich zu kommt nicht alleine durchstehen kannst. Du brauchst mich, auch wenn dein Ego zu groß ist um das zuzugeben. Deshalb bleibe ich." Um meinen Standpunkt Nachdruck zu verleihen, verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

Ich sah ihm durchdringend in die Augen, dieses Grau hatte mich von Anfang an fasziniert. Seine Lippen zeigten ein winziges Lächeln, als er fast schon beschämt zu Boden blickte. Was gäbe ich dafür, einen Einblick in seine Gedankenwelt zu erlangen.

„Meine Güte Luke, lass den Jungen endlich rein!" Ich konnte nicht genau einordnen aus welchem der Zimmer die weiche und freundliche Stimme kam, doch ich konnte mir denken zu wem sie gehörte.

„Die Chefin hat gesprochen." Murmelte Luke und trat einen Schritt zu Seite, damit ich eintreten konnte. Unschlüssig stand ich in dem kleinen Flur, musterte meine Umgebung. Die Wände wirkten karg, an einigen Stellen löste sich die beige Tapete, es hingen nur zwei Bilder dort. Das eine erkannte ich, es war das Porträt von Mia, das Luke im Kunst Unterricht gezeichnet hatte, das andere war eine Fotografie. Ich erkannte eine vielleicht drei Jahre jüngere Version von Luke und Caroline. Neben ihnen stand eine große braunhaarige Frau, ein breites und herzliches Lächeln zierte ihr Gesicht, auf dem Arm hielt sie ein kleines Mädchen, höchstwahrscheinlich Mia. Die Ähnlichkeit zwischen Caro und der Frau war verblüffend, sie besaßen beide diese natürliche Schönheit um die sie von anderen Frauen, wahrscheinlich furchtbar beneidet wurden. Es bestand kein Zweifel, dass das Lukes Mutter war.

„Du kannst deine Schuhe einfach unter die Garderobe stellen." Ich nickte leicht, wendete mich von dem Bild ab, um Lukes Anweisung zu folgen und mich meiner Schuhe und Jacke zu entledigen. Als ich fertig war drehte ich mich ihm wieder zu. Jetzt war er es der das Foto nachdenklich betrachtete. „Dieses Bild ist schon ein paar Jahre alt. Ich will damit nur sagen... Sie ist nicht mehr dieselbe wie auf dem Foto." Erklärte er mir leise, ohne seinen Blick von der Frau auf der Fotografie abzuwenden. Ich nickte erneut, auch wenn mir bewusst war, dass er mich nicht sah.

Wir standen beide dort im Flur und betrachteten stummschweigend die Abbildung der glücklich wirkenden Familie. Ein Räuspern, das aus einem der Räume zu kommen schien, unterbrach die bedrückende Stille. Mit einem Kopfnicken signalisierte Luke mir ihm zu folgen. Er öffnete eine der braunen Türen und betrat, dicht gefolgt von mir, den Raum, der wie es aussah als Schlafzimmer genutzt wurde. Außer einem großen Doppelbett das im Zentrum des Zimmers stand, befanden sich nur noch ein alter Sessel, eine Kommode und ein Nachtischchen darin. Inmitten des Bettes, in einem Meer aus zerwühlten Laken, saß eine Frau. Ihre Haut war blass, ihre Wangen eingefallen, dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, auf dem Kopf trug sie ein Tuch mit buntem Blümchenmuster darauf. Ich versuchte diese Frau die nun direkt vor mir saß, mit der Frau auf dem Foto zu vereinen, doch es wollte mir nicht gelingen. Das einzige, das noch von der einst, so vor Glück und Gesundheit strotzenden Frau übrig geblieben war, waren ihre Augen. Dieses dunkle Braun, dass so viel Wärme und auch Geborgenheit ausstrahlte, war mir schon auf dem Bild aufgefallen.

Liebe stirbt nicht! Where stories live. Discover now