16. Kapitel

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Luke's P.o.V.

Es war demütigend.

Höchst wahrscheinlich das Demütigendste, dass ich jemals hatte tun müssen. Ich wünschte mir einfach, dass dieser grausame Abend endlich vorbei gehen würde.

Bereits seit zwei Stunden rannte ich in der Bar herum und servierte Drinks. Zu meinem Pech war die Bar brechend voll. Ich hatte keine Ahnung all diese schwulen Typen auf einmal herkamen, doch sie zeigte mir mal wieder äußert deutlich, warum ich lieber Single blieb. Es gab in dieser Stadt keinen einzigen gutaussehenden Schwulen der annähernd in meinem Alter war.
Zack jetzt mal nicht mitgerechnet.

Ich schätze 50% der Anwesenden auf Ü 50, 30% sind Augenkrebs erregenden No-Goes und die anderen 20% eklig Schleimige, Möchtegern Player. Am Liebsten waren mir jedoch die, auf die alle Kategorien zutrafen.
Mitten drin in dieser bunten Mischung aus Freakshow-Kandidaten stand ich, einzig bekleidet mit einem... Keine Ahnung was das sein soll! Von der Form entsprach es diesen seltsamen Badehosen, die man ‚Eierkneifer' nannte, das ganze Ding war schwarz gehalten, nur auf meinem Hintern stand in pinker Schrift der Name diese Bar. Außer diesem ‚Ding' trug ich nur eine schwarze Fliege um den Hals und schwarze Hosenträger.

Wisst ihr jetzt was ich mit demütigend meinte?
Ich weiß nicht, wann ich mich jemals so geschämt hatte.

Fünfundzwanzig mal waren mir irgendwelche riesen Quadratlatschen auf meine Füße getreten.
Achtzehn mal hatten mir diese Notgeilen Säcke schon an den Arsch gegrapscht.
Sieben dieser widerlichen, stock besoffenen, alten Säcke hatten mir bereits angeboten, dass ich gerne mit ihnen nachhause kommen könnte.
Und einer dieser schmierigen Typen war mir doch tatsächlich aufs Klo gefolgt und meinte er würde mir zehn Euro zahlen, wenn ich ihm jetzt sofort einen runter holen würde.

Ich meine Hallo? Sah ich aus wie ein Stricher? Na gut in diesem Fummel sah ich schon ziemlich nuttig aus, aber trotzdem gab es diesem Vollidioten nicht das recht mich so dumm anzumachen! Und nur fürs Protokoll ich wäre mindestens sechzig Euro wert! Was eine Frechheit, lausige Zehn Euro! Ich bitte euch, allein dieses Gesicht wäre zwanzig Euro wert, ich bin mir sicher... Halt! Woho! Meine Gedankengänge schlugen eine ganz falsche Richtung ein!

„Ein Sex on the Beach, Süßer!" schrie mir ein grauhaariger Typ über den Lärm der schrecklichen Techno-Pop-Remix-Musik ins Ohr. Während er sprach wehte mir sein ekelerregender Mundgeruch um die Nase, eine Mischung aus Alkohol und... Zwiebeln? Ich wollte lieber gar nicht wissen warum sein Atem nach Zwiebeln roch. Schnell schrieb ich seine Bestellung auf und eilte hinter den Tresen, jedoch nicht ohne einen Klaps auf meine Hintern von dem Zwiebel-Opa zu kassieren.

Ich hätte das fünffache Verlangen sollen! Tja im Nachhinein ist man immer schlauer, bringt einem dann aber auch nix mehr. Das nächste Mal sollte ich mir ein Schild basteln mit der Aufschrift ‚Don't touch me!' und es mir mitten auf meinen Arsch kleben. Zum Glück würde es kein nächstes Mal geben. So verzweifelt konnte ich gar nicht sein.
Ich war, wenn wundert es, der einzige der so blöd, beziehungsweise verzweifelt war auf das Angebot meines Chefs einzugehen.

‚Immer schön ruhig bleiben, Luke. Du hast es ja bald geschafft. Denk an das zusätzliche Geld!' sagte ich mir immer wieder selber, doch es half nichts.

„Hier, ihr Drink!" mein perfekt gefaktes Kellner Lächeln verrutschte kein Sekunde während ich diesem notgeilen Zwiebel-Opa sein Sex on the Beach überreichte. Er schenkte mir ein Grinsen, ich glaube es sollte verführerisch sein, wirkte jedoch eher verstörend auf mich, und zwinkerte mir zu. Einfach nur lächerlich.

Augen verdrehend wollte ich mir bereits wieder auf den Weg machen und neue Bestellungen aufnehmen, als mir jemand in den Arsch kniff. Erschrocken machte ich einen Satz nach vorne, drehte mich dann aber wutschnaubend um. Jetzt reichte es, alles ließ ich mir nicht gefallen, diesem Vollpfosten würde ich jetzt eine ordentliche Ansage machen.

Die Worte blieben mir jedoch im Hals stecken, als ich in ein markloses Gesicht blicke, das mich frech entgegen grinste. Geschockt und unfähig etwas zu tun starrte ich die Person vor mir einfach an. Warum zum Teufel immer ich?

Das Schicksal hasst mich. Und es hat eine Vorliebe für billige Klischees.

Natürlich, wie könnte es anders sein, stand ausrechnet die Person vor mir, die ich hier am wenigstens hatte sehen wollen.

Zack.

Fuck!

Liebe stirbt nicht! Where stories live. Discover now