31. Kapitel

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Mein Herz pochte wie verrück als sich die Tür, scheinbar in Zeitlupe, öffnete. Das erste das ich wahr nahm war schummriges, warmes Licht, dass den ganzen Raum erhellte. Erst als Zack meinen Kopf vorsichtig nach rechts drehte, entdeckte ich es. Da das Wohnzimmer auch als Esszimmer genutzt wurde stand dort ein großer Tisch. Dieser Tisch war gedeckt, doch das besondere waren die vielen Kerzen, die überall standen. Auf den Fensterbänken, in den Ecken des Raumes, auf dem freien Boden, auf dem keinen Regal und auch auf dem Tisch standen unzählige Lichtquellen. Es waren dicke, dünne; große, kleine und alle in verschiedenen Farben, als hätte er alle Kerzen die er noch irgendwo auftreiben konnte gesammelt und aufgestellt. Es war wirklich wunderschön, bei dem Anblick des leuchtenden Lichtermeeres wurde mir ganz warm ums Herz. Jeden anderen hätte ich für verrückt erklärt oder ihn ausgelacht für so eine kitschige Aktion, aber bei der Vorstellung wie er all diese vielen Kerzen nur für mich angezündet hatte, in der Hoffnung ich würde mich freuen, konnte ich nicht anders als mich gerührt fühlen. Ich war sogar so gerührt, das meine Augen ein wenig wässrig wurden. Gott verdammt, ich würde hier jetzt nicht losflennen! Das wäre dann doch zu viel des Guten.

Ich spürte wie Zack hinter mir immer nervöser wurde, da noch kein Wort meine Lippen verlassen hatte. „Du hast nur Essen im Monden Schein gesagt, von Kerzen war nie die Rede und naja, da dachte ich halt... Weiß nicht war vielleicht doch keine so gute Idee...", murmelte er niedergeschlagen.

Ich drehte mich zu ihm um, legte meinen Zeigefinger auf seinen Mund um ihm zu verklickern endlich mal still zu sein.

„Das ist wirklich das romantischte und süßeste das jemals jemand für mich getan hat. Ich weiß nicht womit ich das verdient habe, oder womit ich dich verdient habe." Lächelte ich.

„Du hättest noch viel mehr verdient, als das hier. Ein Junge wie du hat nichts Geringeres verdient, als das man ihm die ganze Welt vor die Füße legt. Du bist wirklich etwas Besonderes, Luke.", sprach er sanft, irgendetwas in mir wollte ihm so unbedingt Glauben schenken. Eine kleine Träne löste sich aus meinem Auge, hastig wischte ich sie weg.

„Na toll! Jetzt hast du Arsch mich auch noch zum Heulen gebracht. Das hast du jetzt davon." Gespielt sauer schlug ich ihm auf seine muskulöse Brust.

„Keine Angst. Komm in meine starken Arme, ich tröste dich, Barbiegirl!", lachte er. Zerstört war der schöne Moment.

„Ganz dünnes Eis, mein Lieber, ganz ganz dünn!" Ich warf ihm noch einen warnenden Blick zu, drehte mich dann aber wieder dem Tisch zu.

„So jetzt hab ich Hunger! Diese ganzen Gefühlsduseleien machen echt Kohldampf. Also du holst das Essen und ich versuche mich irgendwie hinzusetzten, ohne einen Wohnungsbrand auszulösen." Tapfer stellte mich dieser gewagten Feuerprobe, wie ein echter Mann stieg ich über die Kerzen am Boden, peinlichst darauf bedacht mich nicht doch noch selber an zu zünden. Erschöpft ließ ich mich auf meinen Stuhl plumpsen, Zack war in der Zwischenzeit meiner Aufforderung nachgekommen und hatte sich wieder in die Küche begeben um das Essen zu holen. Er hatte sich echt viel Mühe mit allem gegeben, sogar eine weiße Tischdecke hat er auf dem Tisch ausgebreitete.

Fasziniert beobachtete ich die flackernden Flammen der Kerzen. Kerzen waren schon immer mein Schwachpunkt gewesen, ich war zwar absolut unromantisch und fand diesen ganzen Kitsch lächerlich, aber mit Kerzen konnte man mich wirklich gewinnen. Ich liebten den warmen Glanz den sie verbreiteten, die Gemütlichkeit, die unumgänglich war, wenn man eine von ihnen anzündete.

„Bereit für deine zweite Überraschung?" fragte Zack, der wie aus dem nichts plötzlich aufgetaucht war.

„Wenn es etwas mit Essen zu tun hat, dann ja.", erwiderte ich grinsend.

„Du kleiner Vielfraß . Aber ja es hat mit Essen zu tun, sogar ausschließlich." Gekonnt platzierte er einen Teller vor meiner Nase.

„Heute servieren wir gebratenes Steak vom Rind, an Rucola Salat und gerösteten Kartoffeln.", teilte er mir feierlich mit. Ich musste sagen es sah einfach zum nieder knien aus. Immer noch mit diesem unbezwingbaren Grinsen im Gesicht ließ sich Zack gegen über von mir nieder und stellte einen zweiten Teller vor sich.

„Was würdest du tun, wenn ich dir sagen würde, dass ich Vegetarier bin?" fragte ich, bemüht ernst zu bleiben. Er wusste genauso gut wie ich, das ich niemals Vegetarier sein könnte, dafür war ich ein zu großer Fleischfresser, deshalb bewunderte ich Leute die es tatsächlich schafften vegetarisch zu leben.

„Das wäre mir egal, du müsstest trotzdem aufessen.", stellte er klar.

„Wirklich? So wenig Toleranz hätte ich von dir nicht erwartete.", neckte ich ihn.

„Ich habe zwei Stunden in der Küche gestanden um dieses Stück Fleisch perfekt hinzubekommen!", erklärte er.

„Zwei Stunden? Wow. Und das alles nur für mich! Dann werde ich mich erbarmen und erst morgen zum Vegetarier mutieren."

„Zu gnädig von dir."? Murrte er und rollte die Augen.

„Guten Appetit!" wünschte ich ihm und stürzte mich dann praktisch auf das Essen. Und, was soll ich sagen, es war der pure Geschmacksknospenorgasmus. Schon nach dem ersten Biss konnte ich ein genussvolles Stöhnen nicht unterdrücken. Dieses Essen könnte locker mit einem fünf Sterne Restaurant mithalten, dass wusste ich ohne jemals in einem gewesen zu sein.

„Oh meine Gott! Ich glaube ich werde dich heiraten müssen, Zack! Und wenn du dich weigern solltest, dann werde ich dich einfach entführen und bei uns im Keller einsperren, damit du jeden Tag für mich kochen kannst. Aber vorher muss ich erst einmal einen Keller bauen, wir haben nämlich keinen..."

„Ich freu mich, dass es dir schmeckt. Aber könntest du bitte mit diesen Geräuschen aufhören? Die machen mich verrückt!" Ein fieses Grinsen breitete sich bei seinem letzten Satz auf meinem Gesicht aus.

„Ich glaube das wird mir nicht gelingen dazu ist es einfach zu lecker." Die nächste Gabel voll mit diesem köstlichen Essen fand ihren Weg in meinen Mund, diesmal entwich mir ein extra lautes Stöhnen. Zack sah mich nur ungläubig an.

„Du kleiner Arsch!" brachte er hervor, starrte mich aber weiterhin mit diesem lüsternen Blick an.

„Willst du denn gar nicht essen? Das wird doch sonst kalt. Und das wäre wirklich eine Verschwendung!", fragte ich ihn unschuldig.

Er warf mir einen bösen Blick zu, begann aber dann doch zu essen.

Wir fingen an uns über belanglose Sachen zu unterhalten, über die Schule, unsere Freunde und unsere Familie. Es hatte sich eine entspannte Atmosphäre aufgebaut, wir plauderten ungezwungen miteinander. Gerade wollte ich das letzte Stück meines Steaks in meinen Mund befördern, als es mir von der Gabel fiel und direkt auf mein weißes T-Shirt klatschte um dort einen riesigen braunen Fleck zu hinterlassen.

„Oh Mist. Ich wusste es war keine gute Idee etwas Weißes anzuziehen." Seufzte ich genervt. „Ich geh das mal schnell auswaschen!", teilte ich Zack mit und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Dort angekommen zog mich mit mein Hemd und mein Shirt aus und wusch den Fleck aus meinen Oberteil. Anschließend legte ich es zum trocknende über den Rand der Badewanne und zog mir mein Hemd wieder an, knöpfte es jedoch vorne nicht zu, sodass man eine gute Aussicht auf meinen Oberkörper hatte.

Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, war Zack gerade dabei die Teller abzuräumen. „Soll ich dir helfen?", bot ich an. Er drehte sich zu mir um, wollte anscheinend irgendetwas erwidern erstarrte jedoch, als er mich sah. Wie ein hypnotisiertes Karnickel starrte er auf meinen Oberkörper. Er schluckte schwer und sprach dann: „Ähm... Du, ich kann dir auch ein T-Shirt von mir geben."

„Ach, mach dir keine Umstände. Das geht schon so, oder hast du damit ein Problem?" Unschuldig lächeln sah ich ihn an. Er schüttelte bloß den Kopf.

„Ich hol mal den Nachtisch.", erklärte er und wollte sich auf den Weg in die Küche machen.

„Das trifft sich gut, ich hab schon den ganzen Abend Lust auf was Süßes!",!grinste ich ihm hinterher. Das könnte definitiv heute noch lustig werden.

Liebe stirbt nicht! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt