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Grinsend lag ich auf dem nach hinten gelehnten Beifahrersitz und wählte, in meiner Decke eingekuschelt, Emilyáns Nummer.

"Sí, Princesa?", erklang sein Stimme durch das Handy und sein spanischer Akzent ließ meine Mitte kribbeln.

Es ist nur ein Anruf! Reiß dich mal zusammen.

"Hey, prince! Soll ich dir sagen, was heute passiert ist!", begrüßte ich ihn grinsend und biss mir auf die Unterlippe, da meine Wangen mittlerweile schon weh taten.

Als ich Emilyáns tiefes Lachen wahrnahm, spürte ich, wie sich Hitze in meinen Wangen ausbreitete. "Es heißt zwar immer noch príncipe, aber du kannst mich nennen wie du willst. Was gibt's?"

Bei seinen Worten musste ich kurz die Augen verdrehen und murmelte etwas, dass man als "Und dann böse sein, wenn ich ihn Arschloch nenne" interpretieren konnte, aber wie ich ja wusste interpretierte Emilyán gerne.

Ob ich eigentlich je diesen Spruch vergessen würde?

Vermutlich nicht.

Dennoch gab es nichts, was meine gute Laune zerstören konnte. "Du hattest recht. Dad hat meinen Geburtstag nicht vergessen! Rate mal, was er mir geschenkt hat?", drängelte ich aufgeregt und zappelt ein wenig mit meinen Füßen.

"Äh", machte Emilyán und atmete überfordert aus, "Make-up?"

Ein Kichern entschlüpfte meiner Kehle. "Du denkst wirklich, mein Dad würde mich so schlecht kennen?", amüsiert schüttelte ich den Kopf, während ich Emilyán durch die Leitung rau Lachen hörte.

"Dann vielleicht dein Audi RS e-tron GT Traumauto?", hackte er nach, wobei ich deutlich sein Grinser heraushören konnte, ohne dass ich ihn sehen musste.

Fassungslos schüttelte ich den Kopf und lachte auf. "Du bist so ein Stalker!", warf ich ihm vor, auch wenn es mich mittlerweile nur noch ein bisschen störte.

Wieder lachte Emilyán auf und wieder hatte er diesen rauen Unterton, der mir Sorgen bereitete. "Ist alles okay bei dir?", wollte ich mit zusammengezogen Augenbrauen wissen und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.

"Ja, klar. Wie kommst du darauf, dass es nicht so wäre?" Auch wenn er es verbergen wollte, hörte ich, dass er log.

Was wirklich seltsam war, da Emilyán der beste Lügner war, denn ich kannte und es nur dann offensichtlich für mich war, wenn es ihm dadurch schlecht ging.

"Du hörst dich so an", zuckte ich mit den Schultern, auch wenn er es nicht sehen konnte, und die Falte auf meiner Stirn vertiefte sich. "Bitte sei ehrlich."

Tief atmete Emilyán durch und es entstand eine kurze Stille, in der ich mehr oder weniger Geduldig darauf wartete, dass er mir antwortet. "Ich würde es dir ja erzählen, aber es ist Beruflich und...unschön und ich will nicht, dass du noch größere Schlafprobleme bekommst."

Mein Herz! Es schmolz dahin...

Ob vor Grausamkeit oder Liebe war noch unbestimmt. "Awww! Wärst du jetzt hier, würde ich dir ganz Oma-mäßig in die Wangen kneifen."
Emilyán lachte auf und diesmal klang es nicht mehr so...leidend. "Und um meine Oma-Qualitäten zu toppen, würde ich noch sagen 'Oh, du bist aber groß geworden'."

Emilyán gluckste. "Ich weiß, dass du das nicht so gemeint hast, aber bei dir klingt das so zweideutig", kicherte er, während ich mit großen Augen in die Dunkelheit starrte und mir vorstellte, wie ich ihm in den Arm boxen würde, wenn er jetzt hier wäre.

"Du bist unmögliche", stellte ich Kopfschmerzen fest, konnte mein Grinsen allerdings nicht zurückhalten.

Als Emilyáns Lachen verlangen war, herrschte Stille, doch das machte nichts, da es auch schön war, mit ihm über's Telefon zu schweigen.

Sowas musste mal erst mal können.

"Emilyán?", hackte ich irgendwann nach, als ich bereits meine Augen geschlossen hatte.

Keine Sekunde später kam auch schon seine Antwort, die mir zeigte, dass er die ganze Zeit am Hörer war. "Princesa?"

"Wenn es dir schlecht geht, kannst du immer zu mir kommen. Ich bin genau so für dich da, wie du es für mich bist. Das weißt du, oder?", fragte ich sanft, was Emilyán tief aus- und einatmen ließ, während ich mir bildlich vorstellte, wie seine Lippen sich zu einem glücklichen Lächeln verzogen.

"Weiß ich, Princesa. Danke", sagte er leise, bevor er seine nächsten Worte nur noch hauchte. "Versuch zu schlafen."

———

Als ich tatsächlich kurz vorm einschlafen war, hörte ich Emilyán noch einmal.

"Ich will nur, dass du glücklich bist", murmelte er fast schon sehnsüchtig, doch ich war bereits so weit abgedriftet, dass ich mir das ganze auch nur eingebildet haben könnte.

Das Kapitel ist ein bisschen kürzer, aber ich musste es einfach heute posten, weil ich wegen der Schule unter der Woche eher selten dazu komme, zu schreiben.

Ein Beweis, dass Schule uns in unseren kreativen Sein behindert.













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