Der Feind vor der Tür

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Er weinte, und ich musste mich überwinden ihn zu umarmen. Es schien für mich so, als wäre es die einzige Möglichkeit ihn ein wenig zu beruhigen. Kisaki hatte das alles extrem zugesetzt, das spürte ich. Es war wohl eine Kombination aus allem, der Verletzung, dem Gedächtnisverlust, das seine Mutter nicht hier war, er selbst in der Vergangenheit ein Arschloch war und das wohl ein ehemaliger Freund ihn so zugerichtet hatte. Und ja, dann kam auch noch ich, der ihm weis machte das er ihn noch einmal verzeihen konnte. Es schien fast so, als wäre ich momentan sein einziger Anker im Leben.

Natürlich kotzte es mich an der Anker von Kisaki Tetta zu sein. Und doch spielte es mir in die Karten. Ich musste es ausnutzen und das würde ich tun. Ich wollte ihn leiden sehen, denn ich hasste ihn. Es erschreckte mich, ich machte mir Angst. Und doch wollte ich mir diesen Spaß gönnen.

"Takemichi.", hörte ich den Jüngeren sagen, der sich ein wenig aufraffte um zu mir hoch zu schauen. "Ich habe Angst heute allein zu sein. Kannst du bitte bei mir bleiben?" Ich sollte was?! Sofort schob ich ihn von mir weg. "Hey, das geht jetzt aber ein wenig schnell. Wir haben uns gerade erst versöhnt und ich bin das erste Mal bei dir. Es wäre mir ein wenig unangenehm gleich hier zu schlafen." Und nicht zu vergessen: Ich schlafe nicht bei meinem Feind! Denn auch wenn ich wusste das er im Moment ungefährlich war, so konnte ich ihm nicht trauen. Was wenn er plötzlich seine Erinnerung zurück bekam und mich dann in der Nacht angriff?! Nein, so ein Risiko ging ich nicht ein. Kisaki war geschwächt und am Boden. Doch noch lang war er nicht ungefährlich!

"Oh. Tut mir leid." "Hör mal. Dir kann hier nichts passieren. Wenn ich gehe schließt du die Tür ab. Und wenn du Angst bekommst rufst du mich einfach an. Okay?" Er nickte, dann verabschiedete ich mich. Ja, es war scheiße von mir ihn einfach so allein in dem "fremden" Haus zu lassen, aber na ja, ich entdeckte gerade eine dunkle Seite in mir und es machte mir gerade Spaß diese auszunutzen. So verabschiedete ich mich von Kisaki und ging meines Weges. Ich hoffte nur das er mein Angebot nicht all zu sehr ausreizte.

Mein Weg führte mich viel lieber zu Chifuyu, mit dem ich bereits wegen Baji kooperierte und der einzige Mensch, neben Naoto, war, der wusste das ich durch die Zeitspringen konnte. Ich traf mich um ihn von Kisaki und seinem Gedächtnisverlust zu berichten und auch hier hörte es sich komisch an mich reden zu hören. Ich lachte immer wieder, machte Kisaki nach und erzählte ihn freudestrahlend wie der Junge vor mir hockte und heulte. Chifuyu stieg mit ein und wir hatten eine Menge Spaß, blendeten dabei aus was für eine riesen Portion Arschloch wir doch in uns trugen. "Aber ohne Scheiß, Takemichi. Was genau hast du nun mit ihm vor?", fragte er mich und erwartete wohl einen sorgfältig ausgeklügelten Plan. Doch na ja, auch wenn ich gerade eine finstere Seite an mir entdeckte, so musste ich gestehen das ich nach wie vor der Planlose Typ von neben an war. "So richtig weiß ich es noch nicht. Aber ich muss dafür sorgen das er sich nicht mehr Hanma nähert. Die beiden dürfen sich nicht mehr begegnen und das heißt wohl, das ich ihm weiterhin den Freund machen muss." "Klingt echt mies. Also für dich. Immerhin musst du dann ja eine Menge Zeit mit Kisaki verbringen." Ich murrte. "Ja, und vor allem heißt das auch, das du auch Zeit mit ihm verbringen musst." "Wieso das denn?!" "Na, ganz einfach. Du bist mein Freund, und ich bin Kisakis "Freund" meinst du nicht das es komisch wäre euch beide die ganze Zeit zu trennen? Er wird sich schon fragen wer meine anderen Freunde sind. Und das heißt das ich euch leider mal zusammen bringen muss." "Ich kann aber nicht dafür garantieren nett zu sein." "So lange du ihn nicht aufs Maul gibst, ist alles noch okay." Dachte ich, hoffte ich. Um eine realistische Lüge aufzubauen brauchte ich eben Hilfe von anderen.

Wir plapperten nich eine Weile, doch irgendwann ging ich nach Hause. Mit Chifuyu an meiner Seite würde die Lüge echter vorkommen und ich fühlte mich somit sicherer. Denn auch wenn es mir gefiel Kisaki zu quälen, durfte ich es nicht kopflos angehen. Zuhause angekommen, aß ich etwas, duschte und legte mich ins Bett. Tatsächlich war mein Handy voller Nachrichten von Kisaki. Augenrollend fing ich an mir jede nach einander anzuehen.


"Schon komisch so allein Zuhause. Was machst du gerade? Ich kann nichts mit mir anfangen."

"Habe versucht mir etwas zu kochen, aber ich finde mich in der Küche nicht zurecht. Es hat ewig gedauert bis ich alles zusammen hatte und geschmeckt hat es auch nicht."

"Ist wirklich alles zwischen uns in Ordnung? Ich habe verstanden das ich Mist gebaut haben und auch wenn ich mich bei dir entschuldigt habe, will ich es noch mal tun: Es tut mir leid."

"So allein Zuhause bekomme ich echt Angst. Was machst du? Hast du Zeit zu telefonieren?"


Das ganze hatte ich über die Zeit hin gezogen, in der ich mit Chifuyu abhing. Bestimmt machte er sich sorgen das ich noch immer nicht antwortete, doch mal ehrlich: Ich kann nicht ständig auf mein Handy gucken. Wobei, wenn es Akkun oder Chifuyu wären, dann hätte ich bestimmt bei ihnen übernachtet oder wäre zumindest Abruf bereit. Ach verdammt. Ich musste so tun als wäre ich sein Freund. Oder? Und wenn ich ihm sage mein Handy wäre alle gewesen? Ich fing an abzuwägen, doch dann kam eine neue Nachricht an.


"Da steht jemand vor meinem Haus, er hat schon mehrfach geklingelt. Ich habe bisher nicht reagiert, aber ich habe echt Schiss!"


Entsetzt schaute ich mir die Nachricht an. Was? Jemand vor seinem Haus? Vielleicht war das einfach seine Oma. Ich dachte es wäre am besten ihn zu beruhigen.


Takemichi: "Wie sieht die Person denn aus?"

Kisaki: Ein Typ, ziemlich groß, raucht und hat einen langen, goldenen Ohrring und ein blondiertes Pony."


Fuck. Hanma. Scheiße, woher wusste er das Kisaki Zuhause war?! Ich musste los!

Takemichi: "Mach bloß nicht die Tür auf, warte bis ich bei dir bin, okay?!"

Kisaki: "Ja, ich warte."

Knock outWhere stories live. Discover now