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"Wooooow", staunte ich, als ich mit großen Augen das Treiben um mich herum betrachtete.
"Was willst du als erstes machen?", hörte ich die tiefe Stimme neben mir.
Enthusiastisch zeigte ich auf das Kettenkarussell.
"Das? Ernsthaft? Nein, ich hab ne viel bessere Idee", sagte er und zerrte mich von meinem Kettenkarussell weg. Traurig blickte ich dem Gefährt nach, als Tae plötzlich stehen blieb und ich direkt in ihn hineinlief.
"Sorry, ich w....WAS!? Nein, ganz sicher nicht! Da bringen mich keine zehn Pferde hin....TAE, LASS MICH RUNTER! YAH, LASS SOFORT LOS! TAE! T-MMPFFH", ich wurde just unterbrochen, als er mir die Hand auf den Mund legte.
"Shht, uns sollte bestmöglich keiner erkennen, Kleine", flüsterte er und trug mich weiter auf die Achterbahn zu.
Er platzierte mich in einem der Sitze und setzte sich neben mich.
"Bist du wahnsinnig? Lass mich sofort hier raus!", zischte ich.
Aber er ignorierte es.
"Du solltest besser den Gurt anlegen, Kleines", meinte er nur.
Etwas beleidigt tat ich, was er sagte. Es würde ja doch nichts bringen und leben wollte ich schließlich auch noch ein bisschen länger.
"Wart's nur ab, Kim Taehyung, wenn ich hier erst mal wieder draußen bin, dann...", grummelte ich, aber er tat es mit einem einfachen Lachen ab, als das Ding begann, sich zu bewegen und ich im Satz verstummte.
Das Gefährt fuhr erst langsam, wurde dann aber immer schneller.
Ich versuchte krampfhaft, nicht zu schreien, während Tae neben mir anscheinend den Spaß seines Lebens hatte.
Danke dafür.
Kurz vor dem ersten Looping kniff ich die Augen zusammen, um mich zumindest in Gedanken irgendwohin wegzudenken. Aber es funktionierte nicht. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und ließ einen kurzen Schrei los. Mein Sitznachbar lachte laut auf und ich konnte einen Arm um mich spüren, der mich näher zu sich zog. Vorsichtig öffnete ich ein Auge und blickte Tae an. Ich drückte mich näher an ihn und versuchte irgendwie, die restliche Fahrt in dieser Position zu verbringen.
Als die Achterbahn endlich anhielt, stieß ich erleichtert die Luft aus.
"So schlimm?", hörte ich seine tiefe Stimme amüsiert neben mir.
Ich nickte heftig und ließ ihn los, als ich bemerkte, dass ich mich immer noch nicht von ihm gelöst hatte. Leicht beschämt räusperte ich mich und richtete mich auf, wobei mir so schwindlig wurde, dass ich beinahe umfiel. Aber bevor Schlimmeres geschehen konnte, spürte ich zwei starke Arme um meine Taille, die mich festhielten. Ich blickte nach oben, direkt in Taes Gesicht. Er hob mich hoch und trug mich an eine etwas abgelegenere Stelle.
"Danke", murmelte ich leise, als er mich wieder absetzte.
Als Antwort lächelte er nur leicht.
Dann sah er auf seine Uhr hinab.
"Wir haben noch ca. 3 Stunden, dann muss ich Zuhause und du zurück in BigHit sein"

Wir blieben noch eine Weile im Freizeitpark, dann ließen wir mit je einer Zuckerwatte in der Hand das bunte Treiben hinter uns. Tae verschränkte unsere Hände und führte uns weiter.
"Wohin geht's jetzt?", wollte ich wissen.
"Weißt du, du solltest wirklich nicht so neugierig sein. Du siehst es ja sowieso, wenn wir da sind", meinte er.
"Aber so kann ich mich drauf einstellen", gab ich zurück.
"Glaub mir, da gibt es nichts zum drauf einstellen."
Seine Worte ließen mich in leichter Verwirrung zurück.
Wir gingen eine Weile schweigsam den Weg entlang.
"Weißt du", sagte er dann. "Eigentlich haben wir das hier alles Jimin zu verdanken. Als wir uns das erste Mal gesehen haben, da hätte ich dich am liebsten umgebracht. Er hat mich damals davon abgehalten."
Ich musste leicht kichern, als ich an den Morgen zurückdachte.
"Ja, du schienst ziemlich wütend. Hast mir sogar hinterhergeschrien"
Auch Tae musste leicht schmunzeln.
"Und du bist trotzdem nicht stehen geblieben. Ich war echt verwirrt damals. Hätte nicht gedacht, dass es wirklich noch jemanden gibt, der soweit zurücklebt, dass er uns nicht kennt"
"Yah, bild dir bloß nichts ein!", meinte ich gespielt sauer.
Ein leichtes Lachen entfloh seiner Kehle.
"Tu ich doch gar nicht. Das sind Fakten!" erklärte er.
"Was auch immer. Auf jeden Fall bin Jimin dankbar", nuschelte ich.
"Ich auch", murmelte er und schenkte mir ein Lächeln.
"Was wird das hier eigentlich wenns fertig ist", fragte ich jetzt leicht außer Atem, wir gingen schon eine gewisse Zeit lang aufwärts.
Er seufzte kurz auf. "Wie schon gesagt: Lass dich überraschen", meinte er.
Ich beschloss, nicht mehr weiter nachzufragen, da es sowieso keinen Sinn zu haben schien.
Wir gingen wieder still nebeneinander her. Aber die Stille war nicht unangenehm. Im Gegenteil, ich genoss es. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen, die den schmalen Weg säumten. Der Lärm des Verkehrs war weit entfernt und es waren nur wenige Leute unterwegs.
Taes Hand in meiner gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Wir waren nun schon einige Zeit unterwegs und die Sonne begann langsam, zu verschwinden. Tae blieb stehen. "Wir sind da", sagte er und ich kam neben ihm zum Stehen. Bei dem Anblick, der sich mir bot, blieb mir der Mund offen stehen.
Wir standen auf einer Wiese. Um uns herum wuchsen ein paar Bäume und ein Hang befand sich am Ende. Ich blickte nach unten. Vor uns erstreckte sich Seoul im Licht der untergehenden Sonne. Ich spürte, wie Tae seine Arme von hinten um mich schlang. Augenblicklich kuschelte ich mich näher an ihn. "Und? Drauf eingestellt?", fragte er schmunzelnd.
Benommen schüttelte ich den Kopf.
"Siehst du", flüsterte er.
Ich drehte mich in seiner Umarmung und stand ihm nun direkt gegenüber.
Mein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt. "Das... ist unglaublich", waren die einzigen Worte, die ich herausbrachte.
"Wenn du das schon so unglaublich findest, wie überlebst du dann nur das", sagte er und legte seine Lippen auf meine. Ich lächelte leicht in den Kuss hinein.
Ich hatte wohl wahrlich den Freund mit dem größten Ego.

As time goes by | Taehyung x readerWhere stories live. Discover now