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Fuck. Fuck. Fuck. Fuck.
Wir hatten die Zeit vergessen.
Wie zur Hölle konnte uns das passieren!?
Ja, es war schön, und ja, es ist kein Wunder, dass es so gekommen ist.
Aber es hätte nicht geschehen dürfen!
Leise schlüpfte ich durch die Eingangstüre, vorbei an der Dame am Empfang und lief so schnell wie möglich zu meinem Raum.
Ich kam an und drückte erleichterte die Klinke nach unten, als mich eine Stimme innehalten ließ.
"Hier bist du! Wir haben dich schon gesucht", ich drehte mich zu Jimin um.
"Ja, ähm... ich... war noch etwas frische Luft schnappen. Mir... war etwas schwindelig." log ich.
"Werd du nicht auch noch krank! Tae liegt schon Zuhause im Bett. Einer ist mehr als genug."
"W-was? Tae ist krank? Was hat er?", spielte ich.
Mein Gegenüber kniff leicht die Augen zusammen
"Seit wann sorgst du dich um ihn? Und seit wann nennst du ihn Tae?", fragte er.
"Tu ich doch gar nicht", stotterte ich unbeholfen.
"Doch, tust du", sagte er skeptisch. Bevor ich mir jedoch eine Ausrede einfallen lassen konnte, wurden wir zum Glück von Yoongi unterbrochen.
"Ah, da bist du. Kommt, wir fahren. Ich ruf die anderen kurz an, dass wir zum Auto gehen", meinte er.
Ich nickte und stolperte ihm hinterher aus dem Gebäude.
"Also sag mal, was ist da?", hörte ich Jimin leise neben mir flüstern.
"Nichts ist da!", gab ich zurück.
"Sicher?", grinste er.
Aprupt blieb ich stehen und sah ihn genervt an.
"Ja. Ganz sicher.", meinte ich und sah ihm gereizt in die Augen.
"Hmm. Schade.", sagte er und zuckte mit den Schultern.
"Aber vielleicht sowieso besser. Würde wohl ziemlich viele Probleme verursachen", dachte er laut und ging weiter. Ich blieb noch einen Augenblick stehen.
Ja, Jimin hatte recht. Es wäre besser, wenn da nichts sein würde. Aber 'nichts' ist leichter gesagt als getan. Tae und ich meinten, wir würden es zusammen durchstehen. Also werden wir das auch. Es wird schon nichts schiefgehen.

Wir kamen an und ich ging sofort die Treppen zu meinem Zimmer nach oben. Wir hatten letztens einen der anderen Räume ausgeräumt und ihn neu möbliert, sodass Jin jetzt wieder in seinem alten Zimmer schlafen konnte und ich in meinem neuen.
Auf dem Weg zu meinem neuen Raum kam ich an Taes vorbei. Er lag in seinem Bett, vor ihm Jin.
"Du musst wirklich sagen, wenn du was brauchst. Sicher, dass dir nichts weh tut? Du solltest noch ein paar Tage Zuhause bleiben!"
Ich musste bei Jins Worten leicht lachen. Tae bemerkte mich und zwinkerte mir zu.
Ich schüttelte grinsend den Kopf und ging weiter.
In meinem Zimmer angekommen, ließ ich mich aufs Bett fallen und ließ den Tag noch einmal Revue passieren.
Ich hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht, wie heute.
Tae und ich wollten uns morgen erneut treffen. Er musste ja sowieso daheim bleiben- strikte Anweisung von Jin!- und ich würde sagen, dass ich mich mit Yumi treffen wollte. Ein freier Tag wäre ja wohl kein Problem.
Ich blieb noch etwas liegen, bis ich zum Essen gerufen wurde.

Die Tage vergingen wie im Flug. Tae und ich trafen uns oft. Die meiste Zeit verbrachten wir nicht mehr in BigHit, sondern außerhalb. In einem Park, einer anderen Stadt... sowas eben.
Wie normale Leute. Nur die Maske fiel nie weg. Was uns anders machte.
Es war das 'anders', das ich nicht mochte. Das 'anders', das auch ihn störte.
Und das wir doch nie los werden würden.
Nach außen hin versuchten wir, vor allem seit Jimins Anmerkungen, das Bild zu wahren, dass wir uns immer noch nicht wirklich leiden konnten.

Es war bereits spät am Abend, als Tae und ich von einem weiteren Date zurückkamen.
Leise sperrte er die Wohnungstüre auf und schloss sie hinter uns wieder.
Wir entledigten uns unserer Schuhe und Jacken und gingen gemeinsam in die Küche. Ich holte zwei Gläser aus dem Schrank und füllte sie mit Wasser. Eines davon gab ich Tae.
"War schön heut", flüsterte er. "Hmm", ich nickte zustimmend.
Ich musste leicht lachen.
"Ich wusste gar nicht, dass du so-", ich stoppte mitten im Satz und drehte mich zur Türe.
"Hörst du das auch?", fragte ich stattdessen.
Aus dem Wohnzimmer drangen gedämpfte Stimmen. "Ja", sagte Tae und löste sich von der Wand.
Auch sein Lächeln war verschwunden.
"Wir sollten nachsehen.", meinte ich. Zusammen verließen wir die Küche. Im Wohnzimmer brannte Licht. Als wir die Türe öffneten, sahen wir die restlichen Sechs.
Aber etwas wirkte anders.
Sie wirkten anders.
Die Art, wie sie da standen. Wie sie uns ansahen.
Der erste, der etwas sagte, war Namjoon. Mit angespannter Miene sah er uns an. Dorchbohrte uns schon beinahe mit seinem Blick. Er wirkte auf eine gewisse Art und Weise wütend. "Und? Geht's dir jetzt besser, Taehyung? Oder bist du immer noch so "krank", dass du dich "Zuhause ausruhen musst"? Was ist mit deinen "Extra- Trainingseinheiten"? Viel verbessert hast du dich ja nicht gerade.", er drehte sich zu mir.
"Und du, glaub nicht, es würde nicht auffallen, wenn du dauernd fehlen würdest. Yumi fragt oft nach dir, weißt du? Komisch, dass auch alle eure Treffen anscheinend ohne sie stattgefunden haben! Dass ihr uns anlügt ist schon ein Problem, aber dass hinter dieser Lüge das hier steckt, ist ein noch viel größeres Problem!"
Tae und ich tauschten einen Blick aus. Er wirkte angespannt. Ich ängstlich. Ich spürte, wie er hinter meinem Rücken nach meiner Hand griff und meine Finger mit seinen verschränkte.
Ich ließ mir nichts anmerken, auch wenn ich mich innerlich nicht mehr so panisch fühlte. Vielleicht meinten sie auch etwas ganz anderes.
"Um was geht's hier? Was meinst du mit das hier?", übernahm Tae für uns das Wort.
"Was ich meine? Lest!", wütend übergab er mir sein Handy.
Ich wand meinen Blick von ihm ab und sah auf den Bildschirm.
"K-Pop Idol V hat eine Freundin?", stand dort in großen Buchstaben. Der Überschrift folgte ein Bild. Ein eigentlich sehr schönes Bild. Aber in dieser Situation eher doch nicht so schön. Ich sah es mir genauer an.
Tae und ich standen lachend nebeneinander.
Obwohl er eine Maske trug, konnte man doch erkennen, dass er es war.
Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Tae seine Augen schloss und schwer ausatmete.
"Das... ist schon länger her. Das heißt gar nichts!", versuchte ich, die Situation in den Griff zu bekommen.
Verzweifelt sah ich auf, stellte aber fest, das ich nichts bewirkt hatte. "Sogar jetzt lügt ihr noch", meinte Hobi.
"Scroll weiter", wieß Jimin an.
Ich tat, was er sagte.
Ein zweites Bild. Ich mochte auch das eigentlich. Aber nicht, wenn es im Internet stand. Ich erinnerte mich an den Moment, den irgendein Handy wohl unbemerkt festgehalten hatte. Wir standen in dem kleinen Park. Die Vögel zwitscherten und keine Menschenseele war dort. Naja, anscheinend wohl doch.
Aber das war nicht das schlimmste an dem Bild.
Wir küssten uns.
Fuck.
Warum war uns nicht aufgefallen, dass wir nicht allein waren!?
Taes Griff um meine Hand verstärkte sich, als auch er das Bild ansah.
"Wollt ihr das nicht irgendwie erklären?", fragte Kookie. Er sah uns hoffnungsvoll an. Wollte irgendwie, dass das hier alles nur ein Missverständnis war. Aber das war es nicht.
Eine kurze Zeit der Stille folgte. Ich sah zu Boden. Tae zu mir. Der Rest zu uns beiden.
"Nein.", sagte Tae dann bestimmt.
"Ja, wir sind zusammen. Und ja, wir haben euch angelogen. Und wisst ihr, wieso? Weil wir wussten, dass ihr es nicht verstehen würdet. Weil wir wussten, dass ihr alles mögliche dagegen machen würdet. Wir haben ein Recht auf das hier. Wir haben ein Recht auf ein uns", meinte er weiter.
"Du bist ein Idol, Kim Taehyung!", zischte Namjoon.
"Na und!? Macht mich das weniger zu einem Menschen?", schrie Tae wütend.
Ich schloss meine Augen.
"Nein. Aber es schränkt dich in persönlichen Situationen ein. Und das hier ist eine persönliche Situation, die nicht sein darf!", warf Jin ein.
"Das ist mir egal!"
"Sollte es aber nicht!"
"Ist es aber. Und? Was wollt ihr jetzt machen?",
"Taehyung, unser CEO hat angerufen. Ihr werdet morgen erwartet. Beide. Und dem ist es ganz sicher nicht egal. Also benimm dich, verdammt nochmal!"
"Ich hab ein verdammtes Recht auf das hier!"
"Nein! Das hast du nicht! Ist dir eigentlich bewusst, was du alles zu verlieren hast!? Deinen Ruf. Deine Karriere. Uns."
Fuck. Augenblicklich fühlte ich mich schuldig. Er hatte so viele Chancen. Und er würde sie alle aufgeben müssen. Wegen mir. Das durfte er nicht. Er durfte mich nicht über das alles stellen.
Ich öffnete meine Augen wieder.
"E-es war ein Ausrutscher", sagte ich laut.

As time goes by | Taehyung x readerWhere stories live. Discover now