Es gab nur sehr wenig Dinge, die Markus nervös machten.
Wirklich sehr, sehr wenig.
Schon von klein auf hatten seine Eltern ihm wortwörtlich eingedrillt, dass Ruhe und Geduld der Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben sind; dass er nur so eine Chance hatte Fehler zu vermeiden und sie stolz zu machen. Und auch wenn er sich ihnen fast immer widersetzt hatte, schien ihm diese eine Lehre aber niemals aus dem Kopf gehen zu wollen.
Vielleicht hatte er gerade deshalb ein solch großes Potenzial als Torhüter, weil er ruhig und gelassen bleiben konnte, auch wenn eine ungeheure Last auf seinen Schultern lag und drohte ihn unter sich zu begraben. So genau hatte er ehrlicherweise noch nie darüber nachgedacht. Für ihn war es schon immer etwas gewesen, dass natürlich war. Wie blinzeln oder atmen.
Er wurde einfach nicht nervös.
Es war einfach nicht seine Art sich zu viele Gedanken zu machen. Wenn er sich nämlich auf den Wettbewerb konzentrierte, dann zählte nur das Eine.
Gewinnen.
Markus senkte seinen Blick auf das blonde Mädchen, das noch immer in seinen Armen stand. Er konnte nicht anders als das Glitzern in ihren Augen zu bewundern, das aufleuchtete wenn sie lachte, wie sie mit dem Daumen ihrer linken Hand kleine Kreise auf seinen Unterarm zog um sich selbst zu beruhigen, oder wie sie nach der Kette an ihrem Hals suchte, bevor sie bemerkte, dass sie nicht mehr da war und stattdessen begann mit den Zähnen auf ihren Lippen zu kauen.
Ein unbemerktes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er seine Freundin dabei beobachtete, wie ihre Augen aufgeregt durch den Hof huschten.
"Ihr beide seit wirklich ekelhaft süß, wisst ihr das?", fragte Marlon, der die liebevollen Blicke seines besten Freundes offenbar bemerkt hatte und ihm brüderlich durch die Haare wuschelte. Ein Funken Unfug lag in seinen Augen, der angesichts der doch angespannten Umgebung eine nette Abwechslung war. "Oder wie Markus damals immer gesagt hat, 'ich glaub mir wird schlecht!'"
"Ach wirklich Brüderchen?", warf Leon, der seinem großen Bruder einen Arm um die Schulter legte und ihn in den Schwitzkasten nahm, verschmitzt grinsend ein. Er zwinkerte dem Pärchen lachend zu und schenkte auch seiner eigenen Freundin ein Lächeln welches sie aber nicht wirklich wahrzunehmen schien. Dann wand er sich zurück zu Marlon: "Du bist bloß eifersüchtig, dass Markus und Juna jetzt einander haben und du immer noch dein Kissen küssen musst."
