Kapitel 38 ✓

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Mattheo Riddle pov

Das war nicht die Grace, die ich kannte.
Das war nicht meine Grace.

Sie fragte mich, wie das Leben als ein Verräter ist. Ist es das, als was sie mich sieht? Einen Verräter? Das Mädchen, was eins meine Freundin war, sieht mich als einen Verräter?

Ich weiß, dass ich Mist gebaut hatte in der Sekunde, in der ich mich umdrehte, nachdem ich den Brief in ihrem Zimmer gelegt hatte.

Ich hab Tag und Nacht auf ein Zeichen von ihr gewartet, auf eine Nachricht, darauf, dass Pansy oder Theodore mir die Hölle heiß machen wollen. Ich hab hoffnungslos auf etwas gewartet, was nie kam.
Ich verstand erst nicht, wieso nichts kam, sie hat mich doch geliebt, wieso hatte sie nichts zu meinem Brief zu sagen? Doch jetzt, wo ich sie sehe, verstehe ich es.

Sie ist nicht mehr das Mädchen, was ich zurückgelassen hatte. Ich weiß nicht, ob sie sich selbst jemals wieder finden wird und das ist alles nur meine Schuld.

Ihre Worte hallen mir durch meinen Kopf und das Tag und Nacht. Egal wann, egal wo.

»Verräter«

Das ist alles, woran ich denken kann. Diese 8 kleine Buchstaben haben mich komplett aus der Bahn geworfen und meinen kompletten Kopf eingenommen.

Ich sehe in den Spiegel, Verräter.
Ich sehe zu meinen Freunden, Verräter.
Ich sehe zu Grace, Verräter.
Ich sehe auf meine zitternden Hände, Verräter.

Mir ist bewusst, dass ich ein Verräter sein mag, in vielerlei Hinsichten, doch nie wäre ich auf die Idee gekommen für sie ein Verräter zu sein.

Diese Version von Grace, die sie vorgibt zu sein, versteckt sich hinter einer Maske, hinter dem Gras, hinter den Partys, hinter ihren Anmerkungen, aber das ist auch alles, was sie tut, sich verstecken.

Ihr Verhalten zeigt mir nur, wie sehr ich sie verletzt haben muss und es versetzt mir ein Stich in der Brust. Das ist alles meine Schuld, dabei wollte ich das komplette Gegenteil bewirken.

Jedes Mal, wenn ich Blut an meinen Händen kleben hatte, war ich mir sicher das Richtige getan zu haben, ihr denn Leid zu ersparen.
Jedes Mal, wenn ich wieder mal Leichen verschwinden lassen musste, war ich mir sicher, dass es richtig war, sie freizulassen.
Jedes Mal, wenn ich vor Schmerzen fast erstickt bin, sowohl körperlich als auch psychisch, dachte ich, es war richtig ihr ein Leben, ohne mir zu bieten.

Doch am Ende stellte ich fest, dass das alles nichts als eine Lüge war, die ich mir selber kaum glaubte.
Es war die Hoffnung, ihr es leichter zu machen. Mir war klar, dass sie litt, wenn ich wieder weg war und sie im Ungewissen tappte. Mir war aber ebenso klar, dass es genau so noch in Monaten laufen würde, solange bis ich alle Hokruxe von Tom gefunden und zerstört hatte.

Ich wollte und konnte ihr nicht zumuten weiter meinetwegen die Schule zu schwänzen, das Essen zu vernachlässigen, nur in ihrem Zimmer zu sitzen und alles andere als glücklich zu sein.

Ich war der festen Überzeugung, dass sie es schafft, nachdem ich erst einmal weg war, sich wieder aufzuraffen und weiterzumachen.
Ich dachte, dass es ihr nach jedem Atemzug leichter fallen würde, ohne mich und sie am Ende das Happy End bekommt, was sie verdiente.

Ich kann mir jetzt auch nicht mehr erklären, wie ich auf all diese Gedanken und Ideen kamen.
Denn sie wurden offensichtlich alles andere als wahr, eher im Gegenteil.

Und es schmerzte unfassbar sie so zu sehen. Dass die Leute, die eins wie meine Familie waren, mich nun hassen würden war voraussehbar, doch dachte ich auch hierbei, dass wen sie sehen, dass es ihr erstmal besser ginge, sie mich verstehen würden.
Aber es geht niemandem besser als vorher. All die Nächte, die ich wach lag, waren umsonst.
Denn Leid, denn ich ihr und mir durch die Trennung zugefügt habe, war umsonst.

𝓮𝓿𝓮𝓻𝔂𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰Where stories live. Discover now