Day 2

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Piep! Pieep! Pieeeep!

Es brauchte mich genau 5 Minuten, um zu begreifen, dass dieses nervtötende Geräusch nicht von einem übermotivierten Vogel, sondern meinem Handy ausging.

Gott, war es nicht gerade noch mitten in der Nacht gewesen? Wie konnten ganze Stunden bitte schön so schnell vorübergehen?

Ziellos und mit zugekniffenen Augen, zog ich meine Hand unter der schützenden Decke hervor und ließ diese langsam zu Boden gleiten.

Leise stöhnend taste ich auf dem Teppich nach dem Gerät, welches mich so lieblich aus meinen Träumen geweckt hatte. Jedoch waren alles, was ich mit den Fingerspitzen errreichen konnte, wuschlige Baumwollfasern.

Gezwungernermaßen öffnete ich meine Augen, doch kniff sie sofort wieder zusammen, als das grelle Tageslicht auf meine Pupillen fiel.

Fuck, wie spät war es denn überhaupt?

Hätte ich mein Handy bei mir, könte ich mir diese Frage selbst beantworten, aber als ich mich doch dazu aufraffte meine Augenlider aufzuklappen und nach unten auf meinen Teppich sah, waren dort nichts, außer Fusseln und eine feine Staubschicht, die im hereinscheinenden Sonnenlicht geradzu flimmerte.

Seltsam...

Normalerweise, legte ich mein Handy vor dem zu Bett gehen immer dort hin, um irgendwas, was mich am weiterschlafen behindern könnte, sofort zu beseitigen.

Mit gerunzellter Stirn scannte ich mein Zimmer ab und fand tatsächlich schneller, als ich selbst erwartet hatte, besagtes Gerät. Noch immer gab es die selben liebliche Laute von sich, die mit jeder Sekunde nur noch lauter und schriller wurden und mein Blut zum kochen brachten.

Die Entfernung von meinem Bett zu meinem Schreibtisch war zwar nicht wirklich etwas, was man als eine lange Strecke bezeichnen konnte, doch wenn ich müde war, dann war selbst ein einziger Schritt eine gründliche Überlegung und der Frage, ob es sich wirklich lohnen würde, wert.

Murrend, krallte ich mich in die ausgeblichene Decke und stülpte sie mir so weit über den Kopf, dass wahrscheinlich nur meine, unter dem Lacken abgehobene, Form, meine Präsenz verriet.

Mit aller Kraft, presste ich meine Handflächen auf meine Ohren, doch dem Ton meines Weckers entkam nichts und niemand.

Es dauerte eine weitere Minute bis ich mir meine Niederlage schließlich eingestand und mich so langsam, dass es sehr nah an einen Slow-Motion Filter erinnerte, von dem weißen Bettlacken gleiten ließ.

Die kratzigen Baumwollfasern des Teppichs, kitzelten unangenehm an meinen nackten Fußsohlen und bewirkten, dass meine Laune nur noch mehr in den Abgrund sackte.

Mit tapsenden Schritten, bewegte ich mich über den, durch die Sommersonne aufgeheizten, Boden und verfluchte mich innerlich für meine immense Dummheit, mein Handy auf meinem Schreibtisch, statt wie gewöhnlich auf meinem Teppich, liegen gelassen zu haben.

Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich gestern Abend die Motivation für absolut nichts mehr gehabt und wollte mich, nachdem ich das Pflegeheim verlassen hatte, einfach nur noch in mein Bett schmeißen.

Die Zeit mit Toya war nicht unbedingt sehr anstrengend gewesen. Jedoch hatten mich seine Schweigsamkeit und das billige Rennspiele, welches wir bis zum Schluss miteinander gespielt hatten, unweigerlich eingeschläffert, sodass es wirklich ein Wunder gewesen war, dass ich es noch bis zu meinem Zuhause geschafft hatte.

Verübeln konnte ich ihm seine Verschwiegenheit zwar nicht, immerhin war ich nicht unbedingt die erste Person, die sich ein todkranker Mensch als seinen Betreuer wünschte, doch wir beide müssten wohl oder übel lernen miteinander auszukommen, sonst würden diese 2 Wochen die absolute Hölle werden!

14 Days Of SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt